Petition der Subalternoffiziere 1816 343
den Gagen der Subalternoffiziere hatte schon Koͤnig Friedrich Wilhelm III.
zu dem Landgrafen Friedrich (Juni 1814) gesagt: „Wie soll einer da⸗
von leben in jetziger Zeit!“ Die Stabskapitaͤne und Premier⸗Leutnants
der Infanterie hatten 19 Taler, die Sekondeleutnants nur 15 Taler
monatlich. Ihr Ausgabeminimum aber war bei bescheidensten Anspruͤchen
auf 22 Taler, 3 Albus, 5!/5 Heller auskalkuliert worden, wobei das Logis
mit 2 Taler 16 Albus, die Kost mit 7 Talern angeschlagen war. Anders⸗
wo wurden die Offiziere besser bezahlt, wobei man noch nicht einmal
an die hohen westfaͤlischen Gagen zu denken brauchte, die mancher noch
genossen hatte. Amerikanische Werbeoffiziere reisten in den Garnisonen
herum und stachelten durch ihre Anerbietungen die Unzufriedenheit noch
mehr an. An den Kurfuͤrsten wagte man sich nicht heran, die Staͤnde
sollten helfen und die Vermittelung uͤbernehmen. Nur drei Offiziere
(man nannte sie noch lange nachher die „heiligen drei Koͤnige“) schlossen
sich von dem gemeinsamen Schritt aus, von dem man so viel erhoffte.
Man goß aber nur ÖÄOl ins Feuer. Von Hanau aus, wo vor seiner
Ankunft der alte verdiente Oberst Flies sich aus Furcht vor Tadel
wegen des reglementswidrigen Schrittes seiner Offiziere eine Kugel vor
den Kopf schoß, ließ der Kurfuͤrst eine strenge Untersuchung anordnen,
und zwei Offiziere, Kapitaͤn Huth und Leutnant v. Rotsmann, die an—
geblich die Unterschriften gesammelt hatten, wurden vom Kriegsgericht am
21. Juni 1816 „Andern zum warnenden Beispiel“ zu sechs Monaten
Festung und Dienstentlassung verurteilt. Die uͤbrigen, die sich an „fremde,
mit dem Geiste und den Vorschriften des Militaͤrs unvertraute Behoͤrden“
gewandt hatten, wurden verwarnt. Sie erklaͤrten sich aber mit den Ver⸗
urteilten fuͤr solidarisch,) indem sie saͤmtlich ihren Abschied nehmen wollten.
Auch die Buͤrgerschaft von Cassel ergriff Partei fuͤr die beiden Suͤnden⸗
boͤcke und demonstrierte bei ihrem Abtransport nach Spangenberg, was
—E
ein, daß er den Bogen nicht uͤberspannen duͤrfe, und als auch die Kur—
fuͤrstin in einem herzlichen Briefe um Gnade fuͤr die Verurteilten bat,
da hob er die Kassation und nach fuͤnfwoͤchigem Arrest auch die Festungs⸗
strafe auf. Die Gehaltserhoͤhung ließ allerdings noch einige Zeit auf
sich warten und wurde erst am Jahrestag der Leipziger Schlacht ver⸗
kuͤndet. Auch hier hatte die Kurfuͤrstin nicht umsonst ihre bittende Stimme
1) Der einzige Offizier, der sich von der Bewegung ausschloß, Leutnant v. Lahr⸗
busch von der Garde, wurde von den Kameraden vollsstaͤndig boykottiert und spaͤter
zum Abschied gezwungen. Er kam immer mehr herunter und endete in derselben Stadt,
die ihn als bildhuͤbschen Gardeoffizier gekannt hatte, als Kohlenfuhrmann.