320 Ssterreichs Anschluß 1813 Sieg der Verbuͤndeten
Daͤnemark], der mit tauben Ohren den Weltereignissen gegenuͤberstehe,
und rechnete stark auf das Eingreifen des cousin George svon Englandl.
Die Sorge um den Kurprinzen, der an verschiedenen „recht moͤrderischen
Affaͤren“ teilgenommen und sich brav gefüuͤhrt habe, ließ sie nicht schlafen.
Nach dem Waffenstillstand riet sie dem Kurfuͤrsten, doch ja zum Kaiser
Franz zu gehen, um ihn zum Anschluß an die Verbuͤndeten zu gewinnen.
Kurfuͤrst Wilhelm reiste auch Ende Juli nach Brandeis zum
Kaiser, aber dessen Entschluß war laͤngst gefaßt. Der waͤhrend des
Waffenstillstandes begonnene Prager Friedenskongreß loͤste sich am 10.
August auf, und weithin leuchtende Feuersignale verkuͤndeten von der
Hoͤhe des Hradschins in mitternaͤchtiger Stunde der Welt, daß Öster—
reich der Koalition gegen den Weltunterdruͤcker beigetreten sei. Dessen
alter politischer Widersacher Moreau erschien damals in Prag, als die
drei verbuͤndeten Monarchen unter dem Jubel des Volkes dort zusammen⸗
krafen, und wurde vom Kaiser Alexander „ungebuͤhrlich“ gefeiert, wie
der Kurfürst meinte, „als ob es eines Franzosen beduͤrfe, um diese
Nation zu bekriegen!“ Ein paar Tage spaͤter kam dieser selbe Franzose
als Leiche nach Prag zuruͤck. Er war an der Seite Alexanders in der
Schlacht bei Dresden gefallen, dem letzten großen Waffenerfolg Napoleons
auf deutschem Boden.
Der Krieg ging weiter, und Sieg auf Sieg heftete sich an die Fahnen
der Verbuͤndeten. Napoleons Stern war im Verblassen, und die Voͤlker⸗
schlacht bei Leipzig entschied den Zusammenbruch der Fremdherrschaft in
Deutschland. Am 27. Oktober waren die Kosaken in Gotha, und die
Herzogin Caroline, die in ihren letzten Briefen kaum schuͤchterne An⸗
spielungen auf die Zeitereignisse gewagt hatte, brach in den Jubelruf
aus: »Grace à Dieul nous sommes deélivrèês de ceux, qui nous
ont rendus malheureux depuis sept annéesl Ma main tremble de
joie et de bonheur.« Mit zitternder, fluͤchtiger Hand meldete sie dem
„besten aller Vaͤter“, wie die geschlagenen Franzosen durch Gotha kamen
und wie die Mutter vor den Pluͤndernden ins Schloß fluͤchtete. „Napoleon
war 18 Stunden hier. Gott sei Dank, ich brauchte ihn nicht zu sehn,
er wohnte außerhalb der Stadt. Heute sind die Kosaken unter Wittgen⸗
stein und Kleist gekommen. Die beiden Kaiser sind in Weimar. Meine
Freude ist unbeschreiblich, es ist kaum zu glauben — délivrèés de nos
peines — éêternellementll“
Mit welchen Gefuͤhlen der verbannte Hessenfuͤrst in Prag die Fort⸗
schritte der verbuͤndeten Waffen verfolgte, laͤßt sich erraten. Dennoch
lastete in dieser Zeit ein schwerer Druck auf ihm, weil die verbuͤndeten