Friede von Wien Aufloͤsung der Legion 300
Der Herzog von Braunschweig erkannte den Waffenstillstand nicht
an und folgte dem Beispiel Schills, nur mit besserem Erfolg. Ebenso
faßten auch einige Offiziere der kurfuͤrstlichen Legion den kuͤhnen Plan,
auf eigne Faust mit einem Teil der Truppen den Feldzug und die Ex—
pedition ins Feindesland fortzusetzen. Das Komplott wurde aber ent⸗
deckt und die Raͤdelsfuͤhrer, Rittmeister v. Uttenhoven und Leutnant
Wahren, zum Tode verurteilt. Ihre Aussage vor dem Kriegsgericht,
sie haͤtten Hessen aufs neue insurgieren wollen, half ihnen nichts. Der
Kurfuͤrst wollte von einem neuen aussichtslosen Aufstand, (der nur wieder
eine Anzahl seiner Untertanen ungluͤcklich gemacht haͤtte, wie er dem
Erzherzog Carl schrieb), nichts wissen. Auf Fuͤrsprache der Großfuͤrstin
Constantin und ihrer Mutter, der Herzogin von Coburg, begnadigte er
aber schließlich doch die beiden Offiziere und ließ sie nach dreimonatiger
Haft frei.
Inwischen hatten in dem ungarischen Staͤdtchen Altemburg die Friedens⸗
verhandlungen begonnen, von denen der Kurfuͤrst in unverbesserlichem
Optimismus immer noch etwas fuͤr sich erhoffte. Aber er wurde bitter
enttaͤuscht. Er schrieb an den Kaiser, den Erzherzog Carl und an Sta⸗
dion und berief sich auf die Prager Konvention, doch weder er selbst
noch sein Geschaͤftstraͤger Lepel in Wien konnte etwas erreichen. Am
31. Oktober, dem dritten Jahrestag des franzoͤsischen Überfalls von Cassel,
kam Lepels Bericht mit den Einzelheiten des am 14. abgeschlossenen
Friedens von Wien. Der Kurfuͤrst von Hessen wurde darin gar
nicht einmal erwaͤhnt, seine Bundesgenossenschaft voͤllig ignoriert.
Zu seinem groͤßten Schmerz mußte er sich nun auch von seiner kleinen
Armee wieder trennen. Bei ihrem Ruͤckmarsch aus Sachsen haͤtte er sie
in Carlsbad inspiziert und vom 20. bis 24. September bei Luditz sogar
ein richtiges Herbstmanoͤver mit ihr abgehalten. Alles hatte zu seiner
groͤßten Satisfaktion geklappt: dem alten Herrn waren dabei die
„alten Hessenzeiten“ lebhaft ins Gedaͤchtnis gekommen, und er kargte
nicht mit seinem Lob fuͤr den Oberstleutnant v. Muͤller. Mit diesen
militaͤrischen Freuden war es nun wieder vorbei, und am 23. Dezember
mußte er den Befehl zur Aufloͤsung der Legion geben. „Das Herz blutet
mir“, hieß es in seiner Abschiedsordre, „aber ich kann nicht anders. Es
ist mir nicht vergoͤnnt, in fremden Staaten eine bewaffnete Macht zu
unterhalten. Haͤtten wir das Vaterland erreicht, so wuͤrdet ihr, mit
Ruhm und Ehre gekroͤnt, nie von meiner Seite gekommen sein, allein
leider! hat es das Schicksal nicht gewollt.“ Die hessischen Offiziere
traten zum groͤßten Teil in kaiserliche Dienste, ebenso wie ein Teil der