Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Ausmarsch der Legion Marburger Aufstand 307 
weise uͤberhaupt von dem Eintritt in die kurfuͤrstliche Legion ferngehalten 
wurde und sehr zu seinem Schaden sich zu einem tatenlosen Leben in 
Berlin verurteilt sah.!) 
Das Draͤngen des Erzherzogs hatte aber doch zur Folge, daß die 
erste Abteilung der kurfuͤrstlichen Legion (316 Mann), nachdem sie der 
Kurfuͤrst beim Siegestedeum fuͤr Aspern noch einmal um sich versammelt 
hatte, am 5. Juni den Marsch zur Front antrat. Major Wilhelm 
von Heimrod, der aͤlteste natuͤrliche Sohn des Kurfuͤrsten?), fuͤhrte 
sie nach Sachsen. Drei Wochen spaͤter folgte ihm der zum Oberstleutnant er⸗ 
nannte Fluͤgeladjutant v. Muͤller mit einer zweiten Abteilung von 
500 Mann, um im Verein mit einem Korps von HHsterreichern und 
Braunschweigern unter dem Kommando des Generals am Ende, den 
spaͤter der Feldmarschall v. Kienmayr abloͤste, einen Vorstoß nach West⸗ 
falen zu machen. 
Die militaͤrischen Operationen sollten durch eine neue Insurrektion 
in Hessen unterstuͤtzt werden, wofuͤr der Kurfuͤrst, der Anregung des 
Erzherzogs Carl folgend, inzwischen die noͤtigen Einleitungen getroffen 
hatte. Der Zeitpunkt war nicht unguͤnstig gewaͤhlt. Das Koͤnigreich 
Westfalen war durch den wenn auch verungluͤckten Zug Schills in große 
Unruhe versetzt, und Jerome befand sich zur Zeit fern von Cassel bei 
der Armee in Sachsen. Als Herd des neuen Aufstandes hatte man 
diesmal Oberhessen gewaͤhlt, wo Doͤrnberg als ehemaliger Kommandeur 
des fruͤher zu Marburg garnisonierenden Jaͤgerbataillons noch Beziehungen 
unterhielt, die bei dem verfruͤhten Ausbruch der Aprilinsurrektion nicht 
zur Geltung gekommen waren. Die Fuͤhrer der Marburger Verschworenen 
waren der Universitaͤtsprofessor Heinrich Sternberg) und der 75jaͤhrige 
ehemalige Oberst Andreas Emmerich)), der im siebenjaͤhrigen und ameri— 
kanischen Kriege als kuͤhner Parteigaͤnger eine Rolle gespielt hatte. Bei 
den alten Soldaten und Bauern zirkulierten Briefe des Kurfuͤrsten an 
Sternberg, wonach er selber bald ins Land kommen und sich an die 
1) Unbegreiflich bleibt freilich auch, daß der Kurprinz nicht auf eigne Initiative 
sich einem der Unternehmen anschloß, zumal er nach seinen Verhandlungen mit Stein 
selbst sich oͤters mit Insurrektionsplaͤnen und mit dem Gedanken trug, dem Beispiel 
des Herzogs von Braunschweig zu folgen. 
2) Außer ihm dienten noch zwei natuͤrliche Soͤhne des Kurfuͤrsten, die Grafen 
Wilhelm und Carl von Hessenstein, in der Legion. 
3) * 1772 zu Goslar, 7* 19. Juli 1809 auf dem Forste bei Cassel. Er war der 
Nachfolger Baldingers im Fach der Medizin. 
4) * 1737 zu Kilianstaͤdten bei Hanau, F 17. Juli 1809 auf dem Forste bei Cassel. 
Seine in England lebende Witwe wandte sich spaͤter durch Vermittlung des Landgrafen 
Friedrich, als dieser seine Tochter, die Herzogin v. Cambridge nach London brachte, an 
den Kurfuͤrsten um Unterstuͤtzung. 
J
	        
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