302 Errichtung der kurfuͤrstlichen Legion 1809
Oberstleutnant v. Steinmetzen, und dieser schloß am 20. Maͤrz mit Schmincke
und Thuͤmmel eine Konvention ab, die der Kurfuͤrst am selben Tage
unterschrieb. Er verpflichtete sich darin, ein kleines Truppenkorps auf⸗
zustellen, das fuͤrs erste nur die CKadres und den Grundstock fuͤr die
neuzubildende kurhessische Armee abgeben sollte. Nach Wiedergewinnung
seiner Staaten, fuͤr deren Sicherheit, Schutz und — Vergroͤßerung der
Kaiser im kommenden Friedensschluß einzutreten versprach, sollte dann das
Korps auf 10-12000 Mann gebracht werden. Ausruͤstungsstüuͤcke,
Waffen und Munition wollte HÄsterreich liefern.
Unmittelbar nach dem Abschluß der Konvention wurde mit der
Werbung begonnen; denn anders als durch Werbung war die Legion
nicht aufzustellen. Ihr erster Sammelplatz war Eger. Jetzt war der
Kurfuͤrst wieder in seinem Element und widmete sich mit Feuereifer der
Aufgabe der Mobilisierung. Vier Bataillone und fuͤnf Eskadrons
Kavallerie sollte die Legion einstweilen zaͤhlen. In Wirklichkeit kam aber
nur ein Gardegrenadier⸗Bataillon zu drei Kompagnien und ein leichtes
Infanterie⸗Bataillon, nebst zwei Eskadrons Dragoner und Husaren zur
Aufstellung: denn die Werbung ging nur langsam von statten, da
die hessischen Werber in der fraͤnkischen Legion des Majors v. Nostiz
und in der Legion des Herzogs v. Braunschweig starke Konkurrenten
fanden, und auf den Zulauf hessischer Landeskinder bei der weiten Ent—
fernung nicht zu rechnen war. Die Uniformen entwarf der Kurfuͤrst
—
und nicht ohne neuzeitliche Verbesserungen. Der Kurfuͤrst schwamm in
Seligkeit, als nach langer Zeit wieder ein bezopfter hessischer Gardist
vor ihm praͤsentierte, und er am 16. April die erste hessische Parade
abhalten konnte. Am selben Tage wurde er zu seiner großer Genug⸗
tuung auf kaiserliche Order als Souveraͤn oͤffentlich anerkannt, und die
Zivil- und Militaͤrbehoͤrden von Prag machten ihm ihre Aufwartung.
Als sehr imponierend konnte freilich die Kriegsmacht des neuen Ver⸗
buͤndeten des Kaisers nicht gelten. Sie war vielmehr recht klein, und
ihre Truppenzahl stand in einem schlechten Verhaͤltnis zu den zahlreichen
Fahnenspruͤchen, die der Kurfuͤrst zu den selbst gezeichneten Feldzeichen
in petto hatte. Zur Zeit ihrer groͤßten Staͤrke zaͤhlte die Legion nur
gegen 1300 Mann mit nicht ganz 300 Pferden.
1) Nach den von Wilhelm selbst kolorierten Uniformentafeln hatten die Dragoner
blaue Roͤcke mit roten, bezw. gelben Aufschlaͤgen, Helme mit Haarbuͤschen; die Husaren
gelbe Dolmans mit blauen Kragen, Czakos; die Garde blaue Roͤcke mit roten Auf—
schlaͤgen, Baͤrenmuͤtzen; die leichte Infanterie gruͤne Roͤcke mit roten Aufschlaͤgen, Czakos.
Die Kavallerie trug graue, lange Ueberhosen ohne alle Verbraͤmung