Goͤttinger Studienfreunde Verkehrsgrundsaͤtze
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dorff aus der Lausitz. Dazu kamen noch ein paar junge hessische
Edelleute, bei denen man nicht auf graͤflichen Rang sah, ein Mals⸗
burg und zwei Bruͤder v. Edelsheim aus dem Hanauischen, die
als Nachkommen des Muͤllers Seiffert aus Edelsheim noch nicht ein⸗
mal zum alten Adel gehoͤrten. Namentlich diese beiden letzteren, 2) Soͤhne
des Hanauer Kammerpraͤsidenten Phil. Reinh. v. E. kamen oft in das
Graetzel'sche Haus. Ihr Verkehr mit den Prinzen wurde von Wittorff
gern gesehn und beguͤnstigt, bis Wilhelm VIII., der eigennuͤtzige Ab—
sichten des alten Kammerpraͤsidenten dahinter witterte, dagegen einschritt.
Der alte Landgraf wuͤnschte uͤberhaupt keinen intimen Verkehr seiner
Enkel, und wenn er dabei von dem Gedanken ausging, die Prinzen
moͤglichst von denen fernzuhalten, die ihnen wegen der Vorrechte ihrer
Beburt schmeicheln und ihre Schwaͤchen mißbrauchen konnten, so war
dagegen nichts einzuwenden. Nach der fuͤr den Gouverneur bestimmten
Instruktion hielt der Landgraf es aber uͤberhaupt fuͤr gefaͤhrlich, daß
die jungen Leute mit gleichaltrigen ihresgleichen verkehrten, und gab da⸗
her die Weisung, solchen Verkehr nach Moͤglichkeit zu beschraͤnken „und
wenn die gesellschaftlichen Ruͤcksichten die Zulassung der Kinder hochge⸗
stellter Persoͤnlichkeiten verlangen, wird man dabei wenigstens keine
Familiaritaͤten zulassen, welche gleichfalls gegenuͤber allen anderen Per⸗
sonen verhindert werden muͤssen, die mit den Prinzen verkehren, indem
dieselben niemals etwas Gutes erzeugen, sondern nur Geringschaͤtzung
und Mißachtung zwischen den Persoͤnlichkeiten selbst und sehr viele andere
Unzutraͤglichkeiten hervorrufen.“ Mit diesen rigorosen paͤdagogischen
Brundsaͤtzen schoß der alte Herr —VDD
denn die voͤllige Abschließung der Prinzen konnte unmoͤglich Gutes
wirken, viel eher zu falschem Stolz und Duͤnkel verleiten, wogegen ge⸗
rade Sévery bei seinen Zoͤglingen zu Felde zog. Daß Wilhelm in
spaͤteren Jahren ein oft uͤbermaͤßiges Standesbewußtsein zeigte, ist ge⸗
wiß durch diese, von dem Großvater gewuͤnschte und in seiner ganzen
Jugendzeit streng durchgefuͤhrte Abschließung nur gefoͤrdert worden.
1) Gottlob v. d. Malsburg (* 9. Maͤrz 1735), Sohn des Rats und Obervorstehers
Friedr. Anton v. d. M. Sein Lehrer war Chr. Bernh. Ledderhose, der spaͤtere Infor⸗
mator der hessischen Prinzen, mit denen beide zusammen 1762 die Reise nach Holland
nitmachten. Malsburg trat spaͤter als Gtaatsminister in die Dienste Wilbelms IX.
und starb 29. Maͤrz 1788 zu Cassel.
2) Beide traten spaͤter in badische Dienste. Der aͤltere, Wilhelm (17387-417983),
wurde 1758 badischer Hofrat, 1767 badischer Gesandter in Wien,. seit 1774 Minister.
Der juͤngere, Georg Lud wig (1740 - 1814 trat erst in preußische Dienste und wurde
on Friedrich dem Großen zu diplomatischen Sendungen verwandt. 1784 wurde er
adischer Geh.Rat und 1794 Nachfolger seines Bruders als Minister.
Losch, Kurfürst Wilbelm J.