Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

13. In der Verbannung 
1806—13 
De ersten Nachrichten, die der landfluͤchtige Hessenfuͤrst aus Cassel 
erhielt, kamen von der Kurfuͤrstin und dem Landgrafen Friedrich. 
Die Kurfuͤrstin schrieb ihm von einem hoͤflichen Besuch des Koͤnigs 
von Holland und von dessen Versprechen, alles aufbieten zu wollen, 
daß alles bald wieder dans l'ancien ordre gebracht werde, woran 
er nicht zweifle, wenn der Kurfuͤrst erst mit Napoleon gesprochen habe. 
Weniger hoffnungsvoll waren die Briefe Friedrichs, der von dem 
Einmarsch der Franzosen und Hollaͤnder, von den schrecklichen Szenen 
im Schloß, Marstall und in der Stadt, namentlich aber von dem trost—⸗ 
losen Schauspiel der Entwaffnung der hessischen Gardetruppen berichtete. 
Er war bei Mortier!) und dem Koͤnig von Holland gewesen. Mortier 
war ein alter Bekannter von ihm seit dem traurigen Tag der Über— 
gabe von Magastricht (1794, vergl. S. 214), sprach nur von den da⸗ 
maligen Zeiten, ließ sich aber auf sonst nichts ein, waͤhrend Louis 
—A 
Der Stabschef Mortiers wollte wissen, die ganze Geschichte sei nur 
die Folge einer aufgefangenen Korrespondenz, womit er auf den Brief 
des Landgrafen Carl an Haugwitz anspielte, den Napoleon damals mit 
hoͤhnischen Bemerkungen im Moniteur glossierte. Landgraf Friedrich 
reiste dann zuruͤck nach Frankfurt, sah dort die hessischen Offiziere, die 
nicht in franzoͤsische Dienste treten wollten, auf dem Transport zu ihrer 
Internierung in Mainz und schrieb tief bekuͤmmert und nicht ohne leisen 
Vorwurf uͤber die unerhoͤrte Schande, daß ein so tapferes und kriege— 
risches Volk ohne die geringste Gegenwehr uͤberrumpelt und unterjocht 
werden konnte. 
Auch die Kurfuͤrstin Caroline konnte nicht mehr lange in Cassel 
bleiben. Der neue franzoͤsische Gouverneur General Lagrange zog 
in die kurfuͤrstlichen Gemaͤcher des Schlosses ein und setzte ihr in Napoleons 
Auftrag schon nach wenigen Tagen den Stuhl vor die Tur. Am 14. Nov. 
1) Eduard Mortier, spaͤter Herzog von Treviso (17068 1834), war General⸗ 
stabschef Klebers bei der Sambre- und Maasarmee gewesen. Zuletzt Kriegsminister 
Louis Philipps, fiel er als Opfer des Fieschischen Bombenattentats.
	        
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