Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Wilhelm wieder preußisch Rheinbundsakte 
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was nur immer zu Ihrem Vortheil gereichen kann, mir jederzeit gleich 
dem meinigen theuer sein und von mir gehandhabt werden soll.“ 
Nie sah sich der Kurfuͤrst von Berlin so umschmeichelt wie in diesem 
Augenblick, und als er den franzoͤsischen Buͤndnislockungen widerstand 
und sie endguͤltig fallen ließ, da schien die preußische Dankbarkeit uͤber 
„das redliche und wirklich hochherzige Benehmen“ Wilhelms keine Grenzen 
zu kennen. Haugwitz verstieß sich zu dem Satze: „das Benehmen dieses 
Fuͤrsten ist so bieder, daß es mir an Worten fehlt, um meine Empfindungen 
auszudruͤcken“, und fuͤgte hinzu „es muß aber auch fuͤr den Kurfuͤrsten 
Alles geschehen, was nur immer geschehen kann“. 
Es geschah aber nichts, und Waitz, der auf Wunsch Friedrich 
Wilhelms III. als persona gratissima im Juli nach Berlin reiste, um 
die Bedingungen eines hessisch⸗preußischen Buͤndnisses festzustellen, konnte 
noch nicht einmal das Oberkommando des Kurfuͤrsten uͤber die westfaͤlisch— 
hannoͤverschen Truppen Preußens durchsetzen, worauf Wilhelm besondern 
Wert legte. Bezeichnend fuͤr dessen Stimmung ist die Instruktion fuͤr 
Waitz, der beauftragt wurde, besonders festzustellen, „ob der ploͤtzliche 
Wechsel in den Gesinnungen Preußens nur etwa dem momentanen 
Drange der gegenwaͤrtigen Umstaͤnde zuzuschreiben, mithin voruͤbergehend, 
oder so beschaffen sei, daß man auf die gethanen Versicherungen mit 
Grund bauen koͤnne“. Außerdem haͤtte Waitz die Weisung, den „Ver— 
raͤther Haugwitz „mit der groͤßten Circumspection“ zu behandeln. 
Mitten in diese Berliner Verhandlungen fiel ganz unerwartet die 
Verkuͤndigung der Rheinbundsakte vom 12. Juli 1800. Es war 
nur der letzte Schritt der seit dem preußischen Reichsberrat von Basel 
1795 begonnenen Entwicklung. Konnten sich doch die Rheinbunds— 
gesandten in ihrer Erklaͤrung auf dem Regensburger Reichstage darauf 
berufen, daß seit der damaligen Trennung des noͤrdlichen und suͤdlichen 
Deutschlands „nothwendig alle Begriffe von gemeinschaftlichem Vaterland 
und Interesse verschwinden mußten“. 
Wie sollte sich Kurhessen zu diesem Bunde stellen, der seinen Mit— 
gliedern nicht nur die Sicherheit ihrer Existenz, sondern auch neuen Glanz 
und neue Wuͤrde versprach? Man darf nicht vergessen, daß die erste 
Idee dazu von dem hessischen Minister Waitz schon 1804 ausgegangen 
und damals von Bignon und Talleyrand beifaͤllig aufgenommen war. 
Der Kurfuͤrst bildete sich ein, seinerzeit mehr wie alle anderen Füuͤrsten 
fuͤr die Rettung des Reiches getan zu haben. Das war damals 
allerseits anerkannt worden, dagegen waren alle Versprechungen, ab⸗ 
gesehn von der wertlos gewordenen Kurwuͤrde, unerfuͤllt geblieben. Nun
	        
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