Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Der Fall Taylor 1805 
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voll, aber auch recht gefaͤhrlich. Man wird leicht zuerst angegriffen, 
wenn man das preévenir spielen moͤchte, also Vorsicht!“ Das Gefaͤhr⸗ 
liche seiner Situation sollte dem Kurfuͤrsten bald wieder zum Bewußt⸗ 
sein kommen. 
Bignon hatte im vorigen Jahre anlaͤßlich des Nichterscheinens 
des Kurfuürsten zu Mainz dem Minister Waitz drohend erklaͤrt: „Es 
gibt Leute, die ein gutes Gedaͤchtnis haben. On n'oublie pas, on 
n'oublie rien!“ Damals war der englische Gesandte Ta ylor in Wil— 
helmsbad gewesen, und Napoleon, der an Wilhelms Krankheit wohl 
nie geglaubt hat, hatte sich das gemerkt. Seit Pichegrus Verschwoͤrung, 
die — leider, wie der Kurfuͤrst meinte — vorzeitig entdeckt wurde, 
witterte der neue Caͤsar uͤberall Meuchelmoͤrder, hinter denen er, nicht 
ganz ohne Grund, die Hand Albions vermutete. Die Hoͤfe von Muͤnchen 
und Stuttgart mußten auf seinen Befehl ihre englischen Gesandten ent⸗ 
lassen, und den englischen Geschaͤftstraͤger Rumbold in Hamburg ließ 
er in ebenso voͤlkerrechtswidriger Weise wie den Herzog von Enghien 
auf deutschem Boden verhaften und abfuͤhren. Jetzt erhob er auf ein⸗ 
mal nach Wilhelms Ruͤckkehr von Alexandersbad auch gegen den Casseler 
Besandten Taylor die Beschuldigung, Moͤrder gegen ihn gedungen zu 
haben, und Bignon verlangte die Abberufung seines englischen Kollegen. 
Der Kurfuͤrst ließ sich aber so schnell nicht »intimidiren« und lud Taylor 
ostentativ zur Tafel. Auf weiteres Draͤngen und Drohen des „imperti— 
nenten“ Franzosen gab er schließlich so weit nach, dem Koͤnig von Eng⸗ 
land einen Wechsel in der Gesandtschaft vorzuschlagen, was aber der 
Prinz von Wales entschieden ablehnte. Jetzt wurde die Sprache des 
Franzosen immer drohender. Der Kurfuͤrst war gerade in Nenndorf, 
wo er mit Jussow die Bauplaͤne zu seiner neuen Lodge besprach, als 
hm am 29. Juli die kategorische Erklaͤrung Bignons gemeldet wurde: 
falls Tay lor nicht binnen acht Tagen entfernt sei, werde er selber auf 
Befehl seines Kaisers Cassel verlassen, die Beseitigung Taylors aber durch 
die franzoͤsische Armee erfolgen, da man in einer Weigerung eine taͤt⸗ 
liche Beleidigung Napoleons, eine geheime Allianz mit England und 
eine Kriegserklaͤrung gegen Frankreich erblicken muͤsse! Trotz dieser un⸗ 
berhuͤllten Drohung des „Wuͤterichs Bonaparte“ war der Kurfuͤrst nicht 
gewillt, sich „von dem franzoͤsischen Gouvernement Gesetze vorschreiben 
— 00—0 
Preußen, „wuͤrde ich auf diese Deklaration eine Antwort geben lassen, 
die ihrer wuͤrdig waͤre, und mich auf meine braven Hessen verlassen, 
lieber alles aufopfern, als eine solche Behandlung zu ertragen. Ich
	        
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