234 Zweiter Koalitionskrieg Friede von Lunéville 1801
und kaiserliche Truppen in der Grafschaft Hanau, die so trotz der Ab—
machungen des Baseler Friedens die Schaͤden und Faͤhrlichkeiten des
Krieges uͤber sich ergehn lassen mußte und namentlich durch den franzoͤ⸗
sischen General Souham „quelque dommage“ erlitt, ohne daß der
Landgraf es hindern konnte.
Die Anfangserfolge der Englaͤnder und Russen bei der Landung
auf Texel ließen Wilhelms Hoffnungen wieder neu aufleben und ver—
anlaßten ihn, im September 1799 sich mit England wegen eines neuen
Subsidientraktats in Verbindung zu setzen. Zu gleicher Zeit suchte er
den preußischen Minister Haug witz fuͤr seine Plaͤne zu gewinnen, in⸗
dem er an ihn „sehr deutlich uͤber Preußens Wohl und Wehe“ schrieb.
Der dachte aber garnicht daran, von seiner franzosenfreundlichen, sog.
neutralen Politik abzugehen. Bald darauf kam die „unerboͤrte Nach⸗
richt“ von der englisch⸗russischen Kapitulation bei Alkmar (18. Oktober
1799), der „schaͤndlichste aller Auftritte, umso mehr als unter dem
stommando des Herzogs von York“, wie Wilhelm in seinem Tagebuch
klagte. „Dieses niederschmetternde Erxeignis empoͤrt mich außerordentlich“,
fuͤgte er hinzu, „Preußen ist durch seine Untaͤtigkeit hauptsaͤchlich Schuld
daran.“ Prinz Carl suchte ihn zu beruhigen, da man ohne genaue
Kenntnis des politischen Kartenspiels die Kapitulation nicht wuͤrdigen
koͤnne. Er sprach die Hoffnung aus, daß in Frankreich der neu
aufkommende Bonaparte wenigstens die „verfluchten Jacobiner“ in
Schach halten, und daß „das Regiment eines so despotischen Generals“
schließlih doch nur die Sehnsucht nach dem legitimen Koͤnig wieder
beleben wuͤrde. Das Jahr 1800, von Wilhelm mit heißem Gebet zu
dem Gott der erbarmenden Guͤte begruͤßt), brachte aber nur neue
militaͤrische Erfolge des 1. Consuls, die Schlacht bei Marengo und die
Niederlage des Erzherzogs Johann bei Hohenlinden, die schließlich zum
Frieden von Lunéville fuͤhrte.
Man haͤtte denken sollen, daß der Reichsfrie den, der der Iso—
lierung der Baseler Paziszenten ein Ende machte, dem Landgrafen
willkommen gewesen waͤre, zumal nun auch die kriegerischen Unruhen
m hessischen Suͤden aufhoͤren mußten. Aber Wilhelm hatte nur „ge—
cechten Unwillen uͤber die schaͤndlichen Conventionen“, die den Triumph
Frankreichs besiegelten, und sein Herz schlug fuͤr England, die einzige
Macht, die noch den Kampf gegen die Revolution fortsetzte. Alle mari—
1) „welche mich nunmehro schon 6 Jahr uͤber ein halbes Seculum verleben lassen
uind diese veraͤnderte Zahl nunmehro zu schreiben zugibt. Durch welche Gefahren bat
der Herr nicht geholfen. Gelobt sey sein Name ewialich.“