Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Gagerns Aufruf Wilhelmsbader Fuͤrstenkonvent 1794 211 
seinen Beistand anzubieten), nannte Wilhelm den „einzigen, der als 
Fuüͤrst mit wahrer Energie gehandelt hat“, und erklaͤrte ihn fuͤr wuͤrdig, 
mit an der Spitze eines deutschen „Bundes der Eintracht“ zur Rettung 
Deutschlands zu stehen, fuͤr den er in seinem Aufruf „Ein deutscher 
Edelmann an seine Landsleute“ im August 1794 Stimmung zu 
machen suchte. Besonders die hessische Volksbewaffnung galt trotz ihrer 
oben erwaͤhnten Maͤngel als musterguͤltig im Vergleich mit aͤhnlichen Ein⸗ 
richtungen, und Gagern erklaͤrte oͤffentlich: „Auch hier geht diese edle 
und vortreffliche Nation dem uͤbrigen Deutschland voran und erwirbt 
sich ewigen Dank, den ich ihr im Namen des Vaterlandes hier warm 
und beredsam sagen moͤchte. Ja ich bekenne hier feierlich, daß ich gern 
Adel, Immediataͤt und alle Titel, die mir je zu Theil werden koͤnnen, 
fuͤr die Ehre dahin geben moͤchte, ein Hesse zu seyn und unter hessischen 
Fahnen fuͤr Deutschland gefochten zu haben.“ 
Gagerns Anregung wurde von dem Markgrafen Carl Friedrich 
bon Baden?) und seinem Minister v. Edelsheim?) aufgegriffen 
und fuͤhrte zu dem Fuͤrstenkonvent von Wilhelmsbad, wo der Plan 
eines neuen Fuͤrstenbundes zum Schutze der Reichsverfassung eroͤrtert 
und, wie der Markgraf an den Kaiser schrieb, beratschlagt und be⸗ 
schlossen werden sollte, „wie und in welchem Maße das deutsche Vater⸗ 
land seine Kraͤfte anspannen und dem Feinde die Spitze mit Nachdruck 
bieten koͤnne“. Der Plan war an sich nicht uͤbel, nur fehlte es ihm 
an der notwendigen Unterstuͤtzung durch die uͤbrigen fuͤr ihn angerufenen 
Reichsstaͤnde. Die Fuͤrsten von Darmstadt und Wuͤrttemberg, die schon 
vorher ins Vertrauen gezogen waren, ließen sich entschuldigen, und so 
beschraͤnkte sich der Fuͤrstenkonvent nur auf die beiden Regenten von 
Cassel und Baden mit ihren Ministern, die vom 28. September bis 
2. Oktober 1794 zu Wilhelmsbad das Bundesprojekt lang und breit 
diskutierten. Das Resultat ihrer Beratungen bestand im wesentlichen 
darin, daß man als wichtigste Aufgaben des neuen Bundes die folgenden 
bezeichnete: Darauf hinzuwirken, daß die oͤsterreichischen und preußischen 
Truppen sich nicht in ihre Staaten zuruͤckzoͤgen, sondern sich im guten 
Linverstaͤndnis dem gemeinschaftlichen Feind entgegensetzten: ferner daß 
neben der gaͤnzlich versagenden Reichsarmee ein Bundesheer am Rhein 
1) Karl Friedrich v. Baden, *1728, 7 1811. Regierte seit 1746 als Markgraf, 
seit 1803 als Kurfuͤrst, seit 1806 als erster Großherzog von Baden. In erster Ehe 
vermaͤhlt mit Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (14 1783). Tochter Landgraf Lud⸗ 
wigs VIII. 
2) Georg Ludwig v. E. (1740 - 1814), der juͤngere der beiden Bruͤder, die mit 
dem Landarafen in Goͤttingen zusammen studierten. Vergl. oben S. 17 Anm. 2. 
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