206 Subsidienvertraͤge von 1798
Mainz stehende Korps kamen) waren noch immer nicht gedeckt. Als nun
England nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. sich ebenfalls der Koalition
gegen Frankreich anschloß und sich nach militaͤrischen Hilfskraͤften umsah,
da erblickte Wilhelm IX. in dem Abschluß eines neuen Subsidien—
traktats das beste Mittel, der stark geschwaͤchten Kriegskasse seines
Landes wieder aufzuhelfen. Am 7. April erschien Lord Thomas Elgin,
der sich spaͤter als kunstverstaͤndiger Sammler der Parthenonskulpturen
einen Namen machte, in Cassel und schloß am 10. mit Muͤnchhausen
und Kunkell einen Allianzvertrag ab, infolgedessen 8000 Hessen gegen
eine jaͤhrliche Subsidie von 225 000 Kronen in englischen Sold traten.
Am 6. und 7. Mai hielt der Landgraf die Revue uͤber das Korps ab,
dessen beide Divisionen vier Wochen spaͤter unter den Generaͤlen v. Buttlar
und v. Wurmb nach Flandern abmarschierten. Als dann nach dem
Falle von Mainz die bei dem dortigen Belagerungskorps befindlichen
hessischen Truppen frei wurden, da benutzte der Landgraf die Gelegen⸗
heit, auch diese, als dritte Division von 4000 Mann, unter dem General
b. Hanstein in englischen Sold zu geben, was durch einen Zusatzvertrag
bom 23. August bestimmt wurde, den Waitz zu Maikammer in der
Pfalz mit dem Grafen Yarmouth abschloß. Nur die leichten Truppen
GHusaren, Jaͤger und Bataillon Lenz) blieben als oberrheinisches Kreis⸗
kontingent am Rhein, traten unter den Befehl des k.k. Feldzeugmeisters
Wurmser und machten den Feldzug in der Pfalz mit, bis es dem Land⸗
grafen gelang, die in den unaufhoͤrlichen Kaͤmpfen bei Landau und an
den vielumstrittenen Weißenburger Linien stark mitgenommenen Truppen
zegen Ende des Jahres vom Oberrhein nach der Niedergrafschaft Katzen⸗
ellnbogen zuruͤckzuziehen.
Infolge der guͤnstigen Vertragsabschluͤsse konnte der Landgraf, so
lange seine Truppen im englischen Solde standen, dem Lande wieder
einen Steuererlaß im Betrage von einer halben Kontribution gewaͤhren,
was um so besseren Eindruck machte, als die zunehmenden Eroͤrterungen
uͤber die Subsidienvertraͤge!) mit dem Schlagwort des Soldatenhandels
doch nicht ganz wirkungslos gewesen waren. Seitdem die unmittelbare
Bedrohung des Landes durch die Franzosen verschwunden war, hatte
die kriegerische Begeisterung nachgelassen, und in Hanau zeigten die
Truppen vor dem Ausmarsch z. T. keine allzugroße Kriegslust?). Es
1) Auch Preußen, Braunschweig, Hessen-Darmstadt und Baden schlossen damals
Subsidienvertraͤge mit England bezw. mit den Niederlanden ab— Veral. Preser, Sol⸗
datenhandel S. 30 ff.
2) Der Bombardier Martens aus Kassel schrieb an seine Eltern, bei der Muste⸗
rung in Philippsruhe am 14. Okt. 1793 haͤtten die halbbetrunkenen Soldaten Aüber