Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Fortgang des Feldzuges Fall von Mainz 1793 205 
sechsfache, zu Zeiten das zwoͤlffache seiner Reichspflicht geleistet habe, 
doch war weder von der hessischen Kurwuͤrde, geschweige denn von einem 
Ersatz der großen Feldzugskosten die Rede. Deshalb gedachte Wilhelm 
seine Truppen allmaͤhlich von der preußischen Armee zuruͤckzuziehen und 
sich allein auf das vom Reiche geforderte Triplum zu beschraͤnken. Aber 
der preußische Gesandte Lucchesini in Cassel bestand auf den Wortlaut 
des Coblenzer Vertrags (G. 193), waͤhrend der Landgraf genug 
getan zu haben glaubte. Ludwig XVI. war nicht mehr zu retten. 
Dessen Kopf fiel, waͤhrend Wilhelm noch einmal nach Frankfurt ging, 
um mit Friedrich Wilhelm II. persoͤnlich zu unterhandeln. Die Gleich— 
guͤltigkeit, mit der man dort den Koͤnigsmord aufnahm, empoͤrte ihn, 
noch mehr, daß man sich nicht scheute, die Einzelheiten der Hinrichtung 
an des Koͤnigs Tafel in dessen Beisein laut zu eroͤrtern. Er erreichte 
wenigstens, daß ein Teil der hessischen Regimenter (Karabiniers, Erb⸗ 
prinz und Prinz Carl) nach Hessen zuruͤckkehren konnte, waͤhrend der 
Rest sich dem Belagerungskorps von Mainz anschloß. Wilhelm war 
wenig zufrieden damit. An dem weiteren Feldzug beteiligte er sich nicht 
mehr persoͤnlich. Er wollte nicht noch einmal unter dem Herzog von 
Braunschweig dienen, dessen Feldherrntalent er ebenso scharf kritisierte, 
wie er sein eignes uͤberschaͤtzte. 
Von den Hessen blieben also einstweilen nur gegen 5000 Mann unter 
Biesenrodts Befehl im Felde, halfen unter Friedrich Wilhelms II. 
Augen am 6. Januar 1793 Hochheim erstuͤrmen und zeichneten sich 
ebenso am 27. und 28. Maͤrz bei Bingen und Weiler aus. Am 22. Maͤrz 
begann die Belagerung von Mainz. Die Hessen waren dem rechts⸗ 
cheinischen Belagerungskorps zugeteilt, das Schoͤnfeld, der ehemalige 
Fuͤhrer der belgischen Insurgenten (S. 181f.), befehligte. Mit besonderer 
Bravour nahmen sie am 8. Juli an dem naͤchtlichen Sturm auf Kost⸗ 
heim teil, der die wichtigste Außenschanze der Franzosen vor Castell dem 
Feinde entriß. Vierzehn Tage spaͤter, am 22., mußte Mainz kapitulieren, 
und die Clubbisten (unter denen Georg Forster, einst Professor am 
Fasseler Carolinum, nur durch seine Sendung nach Paris diesem Schicksal 
entging) wanderten nach Erfurt in die Gefangenschaft. Der Fall der 
Festung wurde in ganz Hessen auf des Landgrafen Befehl durch Dank⸗ 
gottesdienste gefeiert. 
Noch ehe Mainz gefallen war, hatte ein Teil der im Hessenlande 
verbliebenen Truppen bereits wieder einen neuen Schauplatz fuͤr kriegerische 
Taten gefunden. Die enormen Kosten des Feldzugs von 1702 (sie be— 
trugen 1437 000 Taler, wozu noch gegen 800000 Taler fuͤr das bei
	        
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