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Der Dank fuͤr Frankfurt
b. Dezember in Frankfurt eintraf, um seine Truppen zu begruͤßen, in
den ihm und den Seinen uͤberreichlich gespendeten Ehren und Dankesfeiern.
„Die besondere Dankbarkeit des Koͤnigs in Worten gegen mich“ heißt
es in dem oben erwaͤhnten deutschen Memoire „laͤßt sich gar nicht be—
schreiben. Ich genoß in diesen Tagen einen Ruhm und Distinction,
der sich nie einer meiner Vorfahren ruͤhmen konnte. Nur Schade, daß
dergl. Danknehmigkeit in keinem Stuͤck reel und bloß mit einer Dank⸗
sagung an den Reichstag zu Regenspurg sein Ziel erreichte.“
Ein aͤußeres Zeichen seiner Dankbarkeit ließ Friedrich Wilhelm II.
aber doch in Frankfurt zuruͤck in dem großartigen Denkmal, das er als
„Zeuge ihres Muthes und Bewunderer ihrer Standhaftigkeit den edlen
Hessen, die im Kampfe fuͤr das Vaterland hier siegend fielen“ vor dem
Friedberger Tore errichten ließ. Die Ausfuͤhrung des eigenartigen Monu⸗
mentes — eigenartig in seiner Form (ein Riesenwuͤrfel bedeckt mit
Sturmbock, Helm, Schild, Keule und Loͤwenhaut) und eigenartig, weil
es als einziges altes Denkmal hessischen Soldatenruhms einem fremden
Fuͤrsten seinen Ursprung verdankt — lag in den Haͤnden hessischer
Kuͤnstler. Jussow zeichnete den Entwurf, und Ruhl machte die Bild—⸗
hauerarbeit. Der Landgraf begnuͤgte sich damit eine Medaille praͤgen
zu lassen, sorgte aber fuͤr die Verwundeten, Invaliden und fuͤr die
Hinterbliebenen der Gefallenen.
Am 23. Dezember brach er mit der Garde von Hanau nach Cassel
auf, wo er nach einem Triumphzug durch das Land an ihrer Spitze
unter dem Jubel der Einwohner seinen Einzug hielt. Er war damals
kurze Zeit vielleicht der populaͤrste Fuͤrst in Deutschland, aber nach den
Siegesfesten in Frankfurt hatte ein wachsendes Gefuͤhl der Enttaͤuschung
und Veraͤrgerung bei ihm Platz gegriffen, da er seine Dienste fuͤr die
gute Sache nur mit schoͤnen Worten belohnt sah. Von Frankfurt aus
hatte er an den Kaiser geschrieben und sich und sein Haus in empfehlende
Erinnerung gebracht. Franz II. kargte in seinem Dankschreiben vom
25. Dezember auch nicht mit dem Lobe der „ruhmwuͤrdigen Verdienste“,
die Wilhelm sich durch seinen „reichsstaͤndischen Patriotismus und muth—
vollen Eifer“ erworben habe; das waren aber eben so leere Redensarten,
wie das „verbindliche Kompliment“, das der Koͤnig von Preußen von
Reichswegen fuͤr den Landgrafen beantragte und erwirkte. Auf dem
Reichstage zu Regensburg, der jetzt erst nach monatelangen Verhand⸗
lungen den Reichskrieg und die Aufstellung einer Reichsarmee gegen
Frankreich beschloß, konnte der hessische Gesandte v. Wuͤlkenitz hervor⸗
heben, daß Hessen⸗Cassel seit uͤber einem halben Jahr mehr als das