Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

180 Fuͤrstenbund Subsidienvertrag 1787 Wilhelm in Berlin 
Fuͤrstenbunds plaͤne guͤnstig stimmen, denen Landgraf Friedrich II. 
bisher noch ausgewichen war. Schlieffen haͤtte vielmehr einen hessisch— 
hannoͤverisch ⸗braunschweigischen Sonderbund vorgeschlagen, um nicht 
zanz und gar in das Fahrwasser der preußischen Politik zu geraten. 
Nach dem Scheitern dieses Planes wollte sein Herr wenigstens die 
preußische Stimme fuͤr die schon lange erstrebte hessische Kurwuͤrde zu⸗ 
gesichert haben. Mehr aber als quelqu'ombre d'espèrance wollte 
man in Berlin nicht zugestehen, so sehr dem alten Fritz auch an Hessens 
Beitritt gelegen war. „Voyons ce que fera le Hessien“, schrieb er im 
November 1785 an seinen Minister Hertzberg und hatte dann auch die 
Genugtuung, daß Wilhelm IX. Ende des Jahres seinen Beitritt zum 
Fuͤrstenbund erklaͤrte. Dessen Bedeutung wurde freilich durch den Tod 
seines Begruͤnders und dessen kaiserlichen Gegners stark gemindert. 
Der alten Überlieferung entsprach auch ein neues Buͤndnis Hessen— 
Cassels mit England, das Wilhelm LX. umso lieber abschloß, als die 
dadurch gewonnene Subsidie Ersatz fuͤr die sehr betraͤchtlichen Kosten 
des fehlgeschlagenen Buͤckeburger Unternehmens bot. Er zoͤgerte darum 
nicht, als England infolge der 1787 in Holland ausgebrochenen Patrioten⸗ 
unruhen sich zum Kriege vorbereitete, seine militaͤrische Hilfe zu ver— 
sprechen, und als der in Hessen schon bekannte Unterhaͤndler General 
Fawcett (G. 112) wieder einmal auf der Bildflaͤche erschien, mußten 
Malsburg und Schlieffen am 28. September mit ihm einen Allianz— 
vertrag — als solcher wird er ausdruͤcklich bezeichnet — abschließen, 
auf Grund dessen 12000 Mann hessischer Truppen fuͤr einen Zeitraum 
von vier Jahren in Marschbereitschaft gehalten wurden. Die jaͤhrliche 
Subsidie betrug 150 000 bezw. nach Requisition der Truppen 450 000 
Kronen. Ein voͤlliges Novum in diesem Vertrage bedeutete es, daß 
Wilhelm sich den Oberbefehl uͤber die Truppen selber vorbehielt, sich 
also nach dem spaͤter beliebten Sprachgebrauche mit, verkaufte“. In⸗ 
zwischen waren aber schon die Preußen in Holland eingeruͤckt, und in— 
folge der Einnahme von Amsterdam durch den Herzog von Braun—⸗ 
schweig unterblieb der geplante Ausmarsch der Hessen. 
Die Verstimmung uͤber das Versagen der preußischen Hilfe in diesem 
Jahre wurde durch eine Einladung Koͤnig Friedrich Wilhelms II. 
gehoben, der der Landgraf im Mai 1788 Folge leistete. Am 14. traf 
er in Begleitung Schlieffens, Jungkens und Schoͤnfelds in Potsdam 
ein. Der liebenswuͤrdige Empfang durch den Feldzugskameraden von 
1778 tat ihm ebenso wohl, wie ihn die bei dieser Gelegenheit gebotenen
	        
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