Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

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Nenndorf 
fuͤr den Landgrafen am Rande des Teiches ein kleines Schloͤßchen 
Monchéri oder Schoͤnberg nach Jussows Plaͤnen seit 1787 errichtet. 
Trotzdem teilte Hofgeismar das Schicksal Wilhelmsbads, sich mehr und 
mehr zu einem bloßen Vergnuͤgungs⸗ und Erholungsorte zu entwickeln. 
Ein ganz neuer Badeort mit großer Zukunft aber entstand im Norden 
des Landes in der Grafschaft Schaumburg, wo der Landgraf bei seinem 
ersten Besuche im September 1786 die alte, bis dahin kaum gewertete 
Schwefelquelle „auf dem Teufelsdreck“ bei Groß⸗Endorf persoͤnlich unter⸗ 
suchte und mit sicherem Blick fuͤr die Zukunft als Heilquelle auszubauen 
beschloß. Eine 1789 gebrauchte Trinkkur bestaͤrkte ihn in seinem Ent— 
schluß, hier einen Kurort ersten Ranges zu schaffen. In kurzer Zeit 
entstanden seitdem in den, gleichsam aus der Erde gestampften Park⸗ 
anlagen unter Leitung Du Rys und Jussows eine Reihe geschmack—⸗ 
voller Bauten, Badehaͤuser, Arkaden und Kaufhallen nebst einem kleinen 
landesherrlichen Schlosse, der sog. Lodge, die an den Bau bei Hof⸗ 
geismar erinnerte. In dem zum Brunnenmedikus ernannten Rinteler 
Professor der Medizin Schroͤter fand der Landgraf einen vortrefflichen 
Herold, der die Vorzuͤge des neuen Kurortes und seiner Heilfolge weit⸗ 
hin auszuposaunen verstand. Dank dieser unermuͤdlichen Werbetaͤtigkeit 
Schroͤters und der nachhaltigen Unterstuͤtzung des Landgrafen entwickelte 
sich Nenndorf, wie es seitdem hieß, zu einem vielbesuchten, renom⸗ 
mierten Bade, dessen kostspielige Anlage sich auch in oͤkonomischer Hin⸗ 
sicht allmaͤhlich bezahlt machte. Der Landgraf gehoͤrte zu den regel— 
maͤßigen Gaͤsten des neuen Kurortes, wozu ihn nicht nur sein lebhaftes 
Interesse fuͤr diese Schoͤpfung, sondern auch die Sorge um die eigene 
Gesundheit veranlaßte, die fruͤh durch gichtische Leiden beeintraͤchtigt war.
	        
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