Sonstige Bauten Hofgeismar
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heimgehaltenen Berechnung von 1786 1801 insgesamt: 1369 475 Taler,
22 Albus und 3 Heller. Aber es waren auch tausende von Haͤnden be—
schaͤftigt gewesen und hatten ihr Brot dabei verdient.
Auch in Cassel selbst ließ Wilhelm IX. viel bauen. Die herrschaft—
lichen Gebaͤude der Bellevue, die er als Stadtresidenz bevorzugte, wollte
er zu einem geschlossenen Ganzen vereinigen und einen modernen Schloß⸗
hau daraus schaffen. Dieser Plan, wofur Jussow 1795 einen Ent—
wurf machen mußte, blieb unausgefuͤhrt. Statt dessen wurde spaͤter das
alte Schloß an der Fulda durch innere Um-⸗ und Erweiterungsbauten
zu Repraͤsentationszwecken umgestaltet.
Der Landgraf beschraͤnkte sich aber nicht auf eigentliche Luxusbauten.
Die Stadt Cassel erhielt 1788 durch ihn eine neue, großartige Bruͤcke,
die, etwas stromaufwaͤrts von der alten baufaͤlligen, die Altstadt mit
der Unterneustadt verband und auch von Jussow nach Du Rys Plaͤnen
ausgefuͤhrt wurde. Die Verlegung der Straßenzuͤge veranlaßte zugleich
den Abbruch der alten Unterneustaͤdter Magdalenenkirche, wofuͤr die
Gemeinde durch Errichtung eines neuen, in einfachen Formen gehaltenen
Gotteshauses Ersatz erhielt. Das alte Jaͤgerhaus an der Fulda wurde
zum „Kastell“ umgebaut, mit Waͤllen und Graͤben befestigt und mit
einer Zugbruͤcke versehn, um als Staatsgefaͤngnis zu dienen. Ein neues
Modellhaus entstand 1789 beim Hollaͤndischen Tor, am Weißensteiner
Tor ein Reithaus fuͤr die Garde du Korps. Die Casseler Stadttore
wurden zum Teil mit Neubauten versehn, unter denen der bedeutendste,
der des Wilhelmshoͤher Tores, von Jussow 1803 in Angriff genommen
wurde und der neuen Straße nach Wilhelmshoͤhe eine imposante, von
zwei gewaltigen Wachtgebaͤuden flankierte Eintrittspforte gab. In der
Nachbarschaft ließ Wilhelm 1792 anstelle der alten verfallenen, mitten
im Dorfe versteckten Kirchditmolder Kirche oberhalb des Dorfes auf
weithin sichbarer Hoͤhe ein neues, an sich einfaches, aber durch seine
Lage und Groͤße wirkungsvolles Gotteshaus errichten, dem noch andere
tirchliche Neubauten und Umbauten im Lande folgten.
Wilhelms schon in Hanau gezeigtes großes Interesse fuͤr Mineral⸗
quellen kam auch den hessischen Baͤdern zugute. Der Gesundbrunnen
zu Hof-Geismar, seit dem dreißigjaͤhrigen Kriege durch gluͤckliche
Heilungen bekannt, war seit den Tagen des Landgrafen Carl ein be—⸗
vorzugter Kurort des Casseler Hofes. Wilhelms erste Landesreise im Juni
1786 ging dorthin und gab Veranlassung zu zahlreichen Verbesserungen
der dortigen Park- und Badeanlagen. Die Trinkquelle wurde aͤhnlich
wie in Wilhelmsbad mit einem jonischen Tempelbau uͤberwoͤlbt, und