Wilhelm und die Freimaurer
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wuͤrdigen Hausherrn, der sich uͤber den großen Fremdenverkehr und die
dadurch gesteigerten Einnahmen der Badeverwaltung)) freute, verhielt
sich aber den Bestrebungen des Bundes gegenuͤber skeptisch und vermied
es, „an seinen Mysterien teilzunehmen“. Seine Bruͤder (auch Friedrich
war als Eques a septem sagittis laͤngst Maurer geworden) hatten
sich schon fruͤher große Muͤhe gegeben, ihn fuͤr den Bund zu gewinnen.
Ihrem Draͤngen nachgebend, erteilte er zwar der von ihnen in Hanau
gegruͤndeten Loge Wilhelmine Caroline am 2. Maͤrz 1778 einen Pro⸗
tektionsbrief, der auch alle uͤbrigen „aͤchten schottischen“ Freimaurerlogen
in seinem Lande umfaßte, er selber trat aber nicht ein, weil er die
familiarite und égalité unter den Gliedern der Gesellschaft fuͤr unver⸗
traͤglich mit seiner Stellung als Souveraͤn hielt uud die Geheimbuͤndelei
uͤberhaupt nicht besonders schaͤtzte. Dazu kam, daß ihm die freimaure—
rische Umgebung Carls sehr unsympathisch war, die wie der daͤnische
Gesandte v. Waͤchter?) und der Oberst v. Koͤppern?) nach seiner
Ansicht seinen Bruder nur ausbeutete und hinterging. Um Carls
willen legte er aber der Ausbreitung der Freimaurerei in den allmaͤhlich
entstehenden Logen seines Landes nichts in den Weg und duldete sie
16 Jahre lang, ein wirklich waͤrmeres Interesse hat er aber dem Ge—
heimbunde nie entgegengebracht. Vielmehr betrachtete er spaͤter den
Regensburger Reichstagsbeschluß von 1794 gegen die geheimen Gesell⸗
schaften als eine willkommene Gelegenheit, die Logen in seinem Lande
vieder schließen zu lassen.
Waͤhrend des Freimaurerkongresses hatte Wilhelm eine Begegnung
mit seiner Stiefmutter, die den ersten Schritt zur Versoͤhnung mit seinem
Vater bedeutete. Am 25. Juli 1782 kam die Landgraͤfin Philippine
von Cassel nach Frankfurt, um dort mit dem Großfuͤrsten Paul von
Rußland und seiner Frau zusammenzutreffen. Nach dem Tode seiner
ersten Frau Wilhelmine von Hessen⸗Darmstadt (vgl. oben S. 103) hatte
sich Paul Petrowitsch 1776 mit der Prinzessin Sophie von Wuͤrttem⸗
berg, einer Nichte der Landgraͤfin Philippine, wieder vermaͤhlt, und beide
1) Die gedruckte Kurliste von 1782 zaͤhlt 880 Nummern. Vergl. auch S. 135
Anmerkung.
2) Karl Eberh. Waͤchter, durch Carls Vermittlung in Daͤnemark geadelt, war
stanzler der 8. Ordensprovinz, daͤnischer Kammerherr und sehr lange Carls Ratgeber
in allen Dingen. Der Schriftfuͤhrer der Stuttgarter Loge nennt ihn einen „Schurken“,
der „von den Jesuiten poussiert worden“ sei. 1810 in Paris wegen ehrloser Hand⸗
lungen zu infamierenden Strafen verurteilt, floh er nach England, wo er angeblich
gestorben ist.
3) Otto Friedr. Ad. v. Koppern stammte aus einem pommerschen Geschlecht und
var daͤnischer Oberst der Kavallerie.