Der Bayrische Erbfolgekrieg 1778
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zgekluͤgelt waren.“ Das weitere Bild des Feldzugs war noch unerfreu⸗
licher. Am 6. uͤberschritt man bei Slancy unter fliegenden Fahnen und
kriegerischer Musik die boͤhmische Grenze, und nun wurden der so lange
durch die eiserne Fessel der Disziplin im Zaum gehaltenen Soldateska
die Zuͤgel gelockert und das Land des Feindes ausgebeutet, verheert und
berwuͤstet. Die Soldaten demolierten die Haͤuser ihrer Quartiergeber,
brandschatzten die Bewohner und schlugen alles kurz und klein. Als
Wilhelm in sein Quartier nach Nachod kam, fand er die Stadt mit
dem Schloß des Fuͤrsten Piccolomini schon voͤllig ausgepluͤndert, in
seinem Quartier kein Bett und keine Fenster und die voͤllig ruinierte
Wirtin in Verzweiflung. In der Armee herrschte eine fuͤrchterliche Un⸗
ordnung „wie beim Turmbau zu Babel,“ und wenn die Oesterreicher
damals die Preußen angegriffen haͤtten, meinte Wilhelm, „so waͤre es
uns schlimm ergangen, zumal jede Ruͤckendeckung fehlte.“ Die Kaiser⸗
lichen hatten sich aber mit ihrer Hauptmacht hinter die Elbe zuruͤck—
gezogen, und der ganze Feldzug beschraͤnkte sich auf den kleinen Krieg,
der von den Preußen vorzugsweise in der Form sog. „Fouragierungen“
d. h. Pluͤnderungszuͤge gefuͤhrt wurde. Wilhelm machte einige dieser Foura⸗
gierungsgefechte in der Suite des Koͤnigs mit, der sich dabei mehrmals der
Augenglaͤser des Prinzen bediente und angesichts der fliehenden Oesterreicher
ihm einmal vergnuͤgt zurief: Voyez comme ils courent! Und wenn auch
des Hessen „unglückliche“ Begeisterung fuͤr den Koͤnig sich merklich ver—
mindert hatte, so gestand er doch: „In solchen Augenblicken mußte man
ihn bewundern, wie er an der Spitze seiner furchtbaren Armee sich den
Gefahren aussetzte wie der geringste seiner Offiziere. Am 23. Juli war
es nahe daran, daß Wurmsers Reiterei den Koͤnig mit seiner ganzen
Suite und Generalitaͤt gefangen genommen haͤtte, wenn nicht im letz⸗
ten Augenblick preußische Artillerie die feindlichen Schwadronen zer⸗
streut haͤtte. Doch gefaͤhrlicher als der im wesentlichen in Verteidigungs⸗
stellung bleibende Feind waren die in Folge des ungesunden Wetters
und der schlechten Verpflegung in dem schnell voͤllig ausgesogenen Lande
ausbrechenden Krankheiten und die massenhaften Desertionen. Ruhr
und Faulfieber wuͤteten schrecklich in der Armee, und diese, den ganzen
sogenannten Kartoffel⸗ oder Zwetschenkrieg begleitende Seuche sollte auch
Wilhelms kurzer kriegerischen Taͤtigkeit ein Ziel setzen. Am 1. August
machte er noch bei stroͤmendem Regen in Gesellschaft des Prinzen von
Preußen einen Fouragierungszug mit und mußte sich dann mit heftigen
Schmerzen legen. In Glatz, wohin er auf Befehl des Koͤnigs gebracht
—XAD