Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

—118 Ruͤckkehr der Amerikaner 1788 Verwendung der Subsidien 
bis Nauheim entgegen und fuͤhrte das von dem Obersten Lenz kom— 
mandierte Bataillon am 2. November selbst nach Hanau, wo eine ge— 
waltige Menschenmenge die Heimkehrenden empfing. Am naͤchsten Tage 
folgte Kreutzburg mit seinen Jaͤgern. Sie wurden von dem Erb— 
prinzen mit besonderem Wohlwollen empfangen, aber auch bis auf 
rinen kleinen Stamm von 30 Mann entlassen. Dagegen wurde das 
aus Amerika gekommene Infanteriebataillon mit dem inzwischen (1777) 
aeu errichteten zu einem Regiment von 2 Bataillonen formiert, dessen 
erstes zur Auszeichnung Baͤrenmuͤtzen erhielt. 
Die Einnahmen aus den englischen Subsidien hatten die Finanzen 
des Erbprinzen außerordentlich verbessert. Nach Kapp's Berechnung 
zahlte England waͤhrend des ganzen Krieges ihm etwa 8,824 000 Mk. 
und wenn auch der groͤßere Teil davon zur Aufstellung, Anwerbung, 
Ausruͤstung und Besoldung sowie zum Unterhalt der Truppen, auch der 
im Lande verbleibenden, verbraucht wurde, so flossen doch gegen 3,400 000 
Mk. in die fuͤrstliche Kammerkasse, uͤber deren Verwendung der Prinz 
bei dem autokratischen Charakter seiner durch keine staͤndischen Vertreter 
beschraͤnkten Regierung niemandem Rechenschaft zu geben brauchte. Da 
Wilhelm seine landesherrlichen Pflichten sehr ernst nahm, kam ein be— 
traͤchtlicher Teil seines neu erworbenen Reichtums dem Lande selbst zu 
zute, ganz abgesehen von dem Steuererlaß fuͤr die Angehoͤrigen der 
striegsteilnehmer, den er aus seiner Tasche ersetzte. Die Einnahmen fuͤr 
das Freikorps uͤberwies er von vornherein der Landeskasse zur Ab— 
ragung der alten Landeskriegsschuld. Wilhelm war immer ein guter 
Haushalter, aber damals noch weit entfernt von der Sparsamkeit und 
Knauserei seiner spaͤteren Lebensjahre, und so konnte er jetzt seiner Leiden⸗ 
schaft als Bauherr freieren Spielxraum gewaͤhren (die uͤbrigens auch dem 
Lande mittelbar zu gute kam) und seinem Hofe einen glaͤnzenderen An—⸗ 
strich geben, ohne dabei mit denen seiner Standesgenossen zu wetteifern, 
die das aus dem Kriegsdienst ihrer Landeskinder erworbene Geld in 
unverantwortlicher Weise vergeudeten und verpraßten. 
Waͤhrend des Krieges tauchte im Fruͤhjahr 1777 am Hanauer Hofe 
ein Mann auf, der spaͤter in der literarischen Welt eine gewisse Rolle 
spielte, als Verfasser des „Umgangs mit Menschen“ nachmals sogar 
eine sprichwoͤrtliche Unsterblichkeit erhalten sollte, der Hannoveraner Fried⸗ 
rich Adolph von Knigge!). Am Casseler Hofe hatte der gewandte 
1) Geb. 1782 zu Bredenbeck b. Hannover, 1771 hessischer Hofjunker und Kammer 
assessor. Seine Casseler Streiche hat Heinrich Koͤnig im Hessischen Jahrbuch 1854 er— 
zaͤhlt. Nach seiner Hanauer Zeit lebte er in Frankfurt und Heidelberg, zuletzt als
	        
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