116 Bourgoynes Zug Kapitulation von Saratoga 1777
leidlich. Das Fort Ticonderoga wurde genommen, und nach Passieren
des langgestreckten Champleinsees und Überschreiten des oberen Hudson
wurden die Amerikaner am 19. September bei Stillwater geschlagen,
wobei die hanauische Artillerie unter dem tapferen Kapitaͤn Paͤusch (er
kam aus Cassel und war dem Erbprinzen von Huth empfohlen) den Sieg
entschied. Aber die Überrumpelung der Braunschweiger bei Bennington
hatte (gerade wie im Jahr zuvor die Katastrophe bei Trenton, durch die
der Glaube an die Unuͤberwindlichkeit der Hessen erschuͤttert wurde) den
Mut der Aufstaͤndischen gehoben, die unter dem General Gates mit einem
Heer von uͤber 20000 Mann sich den kaum 6000 Royalisten entgegen⸗
warfen und sie schließlich umzingelten. Ein Vorstoß des englischen Obersten
St. Leger, der mit einem kleinen Korps, worunter die erste hanauische
Jaͤgerkompagnie, vom Ontario aus sich mit Bourgoyne vereinigen sollte,
war mißlungen und mußte aufgegeben werden. Am 16. Oktober kam
in Hanau ein Sergeant aus Ticonderoga an, dessen Bericht schon truͤbe
Ahnungen bei dem Erbprinzen weckte. Am selben Tage mußte Bour—
goyne mit seinem kleinen Korps bei Saratoga die Waffen strecken.
Da die Amerikaner die Bedingungen der Kapitulation, wonach die eng⸗
lischen Truppen in Boston nach England eingeschifft werden sollten, auf
Anraten des Franzosen Lafayette, der sich dabei auf den Bruch der Kapitu—
lation von Kloster Zeeven (S. 44) berief, nicht hielten, so gerieten saͤmtliche
Truppen, worunter auch das ganze hanauische Infanterieregiment und die Ar⸗
tillerie, in Gefangenschaft des Feindes. Die Gefangenen wurden nach einem
beschwerlichen Marsch durch die Urwaldwildnis nach Massachusetts und
spaͤter nach Virginien gebracht, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben.
Von ihren Leiden und Drangsalen erzaͤhlt eine tapfere deutsche Frau,
die Gemahlin des braunschweigischen, aus althessischem Geschlecht stam⸗
menden Generals von Riedesel, die mit ihren drei kleinen Kindern dem
Gatten nach Amerika gefolgt war, den ganzen Feldzug mitmachte und
ihn spaͤter als ihre „Berufsreise nach Amerika“ anschaulich beschrieben
hat. Trotz der Lockungen der Amerikaner und der leichten Moͤglichkeit
zur Flucht war die Desertion außerordentlich gering. Der englische Haupt⸗
mann v. Diemar konnte sogar aus Braunschweigern und Hanauern, die
sich selbst ranzioniert hatten, ein kleines Freiwilligenkorps bilden, wofuͤr
er den Dank und die Anerkennung des hessischen Erbprinzen erntete.
Die Nachricht von der Katastrophe von Saratoga kam im Dezember
1777 nach Hanau und traf den Erbprinzen, der den Verlust seines ganzen
Feldregimentes beklagen mußte, sehr hart. Er hatte zwar schon im Maͤrz
aus dem Stamm der zuruͤckgebliebenen Grenadierkompagnie und der