Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

Die Hanauer in Amerika 
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nach Bremerlehe befoͤrdert wurden. Auch die Hanauer Rekruten nahmen 
von da an diesen Weg, mußten aber in Hessen merkwuͤrdigerweise als 
„Ansbacher“ deklariert werden, da Landgraf Friedrich einen offiziellen 
Durchzug der Truppen seines Sohnes infolge des beiderseitigen gespannten 
Verhaͤltnisses nicht erlauben wollte. 
Der amerikanische Feldzug der Hanauer war nicht besonders 
gluͤcklich, wurde aber natuͤrlich in der Heimat, soweit sie uͤberhaupt da⸗ 
von erfuhr, mit dem groͤßten Interesse verfolgt. Als am 9. August 1776 
die erste Post aus Amerika eintraf und die Ankunft des Regimentes in 
Kanada, seine lange Fahrt auf dem St. Lorenzstrom und seinen Marsch 
bis La Prairie St. Madeleine meldete, da kamen die Angehoͤrigen der 
Soldaten in Scharen nach der Stadt, um sich Briefe und Nachrichten 
zu holen. Kurz darauf, am 23. September, wurde ein Erlaß des Regenten 
veroͤffentlicht, wodurch die Angehoͤrigen der Feldzugsteilnehmer „aller 
Kontributionen, Steuern und Abgaben, sie moͤgen Namen haben, wie 
sie wollen, bis zu deren Zuruͤckkunft in die hiesigen Lande befreit und 
entledigt“ sein sollten. Den Ausfall fuͤr die Landeskasse uͤbernahm die 
fuͤrstlichhe Kammerkasse. Dieser Erlaß wurde im Lande unter Glocken⸗ 
schlag, aber auch dem Regimente in Amerika bekannt gegeben in der 
Hoffnung, daß „die in unseren Kriegsdiensten dermalen abwesenden Sol⸗ 
daten sich bestreben, solche Gnade und Wohlthat durch Treue, Muth und 
Tapferkeit, die allhier im Lande zuruͤckbleibenden Unterthanen aber durch 
Rechtschaffenheit, Fleiß und wirthschaftliches Benehmen zu verdienen suchen.“ 
Die Hanauer in Amerika fochten nicht an der Seite ihrer althessischen 
Ruhmes⸗ und Leidensgefaͤhrten. Waͤhrend diese in den sog. Neuenglands⸗ 
staaten den Kampf gegen die „Rebellen“ fuͤhrten, gehoͤrten die Hanauer 
mit den ebenfalls in englischen Diensten stehenden Braunschweigern zu 
dem Korps des Generals Bourgoyne, der von Kanada aus den Ver⸗ 
such machte, sich mit dem von Suͤdosten aus operierenden General Howe 
zu vereinigen, um einen Keil zwischen die aufstaͤndischen Kolonisten zu 
treiben. Dieser Versuch, dessen Gelingen dem ganzen amerikanischen Feld⸗ 
zuge wohl eine andere Wendung gegeben haͤtte, mißlang durch die Schuld 
des unfaͤhigen Bourgoyne. Im Juli 1777 erfuhr man zuerst in Hanau 
von dem Beginn seiner sog. Seenexpedition. Es war der Schauplatz 
der klassischen Lederstrumpfgeschichten Coopers, wo die wackeren, Main⸗ 
hinkel“ im Bunde mit den wilden Rothaͤuten der Irokesen, Oneidas und 
Mohawks ihre Haut gegen die gutzielenden Buͤchsen der amerikanischen 
Riflemen und die Tomahawks ihrer nicht minder wilden Verbuͤndeten 
der andern Indianerstaͤmme zu Markte trugen. Anfangs ging alles
	        
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