Abmarsch der Hanauer nach Amerika 1776 113
ruͤstet, sie handhaben ihre Waffen ausgezeichnet und marschieren wie alte
gediente Leute.“ Obwohl auch der Vertrag noch immer nichts von einer
Verwendung der Truppen in Amerika enthielt, so fand Wilhelm, dem
dieser Gedanke keineswegs angenehm war, es doch fuͤr gut, an seinen
alten Bekannten Sir Joseph Yorke im Haag zu schreiben, um durch
dessen Vermittelung zu erreichen, daß das Regiment in Europa bliebe.
VYorkes Antwort lautete aber so, daß Wilhelm wohl oder uͤbel sich mit
dem Gedanken abfinden mußte, sein Regiment uͤber das Meer ziehen zu
sehn. Mit großem Eifer widmete er sich der Kompletierung und Mobili⸗
sierung der Truppen, deren Kommando der juͤngere Gall uͤbernahm, da
dessen Bruder keine große Lust bezeigte, Hanau zu verlassen, auch dem
Erbprinzen unentbehrlich schien. Der bisherige Oberst und Regiments—⸗
kommandeur wurde dafuͤr zum Hofmarschall ernannt und erhielt auch
die Leitung der bisher von Berlepsch verwalteten Finanzen, die ja durch
den Subsidientraktat eine besondere Bedeutung bekam.
Am 14. Maͤrz 1776, 3 Uhr nachm. wurde das Regiment auf dem
Main eingeschifft, um auf dem Rhein nach dem hollaͤndischen Ausfuhr—
hafen zu gelangen. Dem Erbprinzen wurde der Abschied von seinen
Soldaten unbeschreiblich schwer. Er machte sofort nach der Einschiffung
eine lange Wagentour, um sich zu zerstreuen, aber als er nach Hanau
zuruͤckkehrte, da kam ihm „die ganze Stadt oͤde und er sich ganz ver⸗
lassen“ vor. Am naͤchsten Morgen konnte er es nicht aushalten, setzte
sich in aller Fruͤhe aufs Pferd und holte in eiligem Ritte bei Fechen⸗
heim den Transport ein, stieg aufs Schiff und gab seinen Soldaten noch
ein kurzes Stuͤck Wegs bis Frankfurt das letzte Geleit. Dann kehrte
er nach Hanau zuruͤck und bildete aus den 60 zuruͤckgebliebenen Leuten
eine Grenadierkompagnie, mit der er weiter exerzieren konnte.
Der Infanterie folgte einige Wochen spaͤter, am 15. Mai, infolge
eines Zusatzvertrages auch die Artillerie (4 Offiziere und 126 Mann
mit 6 leichten Geschuͤtzen) durch die Wilhelm im Mai 1770 seine kleine
Armee verstaͤrkt hatte. Nachdem sich im Laufe des amerikanischen Feld—
zugs die Brauchbarkeit besonders der leichten Truppen erprobt haͤtte, er⸗
richtete der Erbprinz im Fruͤhjahr 1777 noch ein Jaͤgerkorps von
vier Kompagnien, das 1779 durch eine fuͤnfte vermehrt wurde und unter
dem Oberstleutnant Crieutzburg, seinem bisherigen Adjutanten, eben⸗
falls nach Amerika zog. Schließlich wurde 1781 noch ein sog. Frei—
korps unter Major Janecke gebildet, das als letzte hessen-⸗hanauische
Truppe den weiten Weg uͤber das Weltmeer antrat.
Losch, Kurfuͤrst Wilhelm J.