Full text: Kurfuerst Wilhelm I. Landgraf von Hessen. Ein Fuerstenbild aus der Zopfzeit

112 Der amerikanische Subsidienvertrag 1776 
Mutterlande in Europa bekannt wurde. Dann aber war Wilhelm 
von allen deutschen Fuͤrsten der erste, der Georg III. sein Militaͤr an⸗ 
bot. Schon am 19. August 1775 schrieb er deswegen an seinen Vetter 
und erhielt von ihm einen sehr verbindlichen Dankesbrief. Man hat 
Wilhelm dieses Anerbieten sehr verdacht, und besonders der Geschichts⸗ 
schreiber des deutschen Soldatenhandels Friedrich Kapp hat sich nicht 
genug uͤber den von ihm mit besonderer Schaͤrfe und Gehaͤssigkeit karri⸗ 
kierten Prinzen entruͤsten koͤnnen, ohne dabei zu erwaͤhnen, in was fuͤr 
einem besonderen Verhaͤltnis der Regent Hanaus zu England und seinem 
Monarchen stand. Wilhelm sah in Georg III. denjenigen Souveraͤn, 
dem er am meisten fuͤr die Sicherung seines Erbrechtes und die bisher 
unangetastete Selbstaͤndigkeit seines Hanauer Landes Dank schuldete. 
Standen doch noch immer 2 Bataillone Hannoveraner (v. Roͤthen und v. 
Scheiden) zu diesem Zwecke in Hanau, die erst infolge des amerika— 
nischen Krieges bis auf 2 schwache Kompagnien zuruͤckgezogen wurden). 
Aus diesem Grunde hatten auch die Mitglieder des Geheimen Rats 
dem Prinzen zu seinem Schritte geraten, der der Dankbarkeit fuͤr die 
bisherige Schutzpolitik Englands Ausdruck verleihen sollte, wie aus seinem 
Wortlaut auch deutlich hervorgeht. An eine Verwendung der Hanauer in 
Amerika dachte damals, wie Wilhelm versichert, noch kein Mensch; selbst als 
im Dezember der Koͤnig den Prinzen bat, das Regiment zur Verfuͤgung 
zu halten, war von seiner beabsichtigten Verschickung nach Amerika noch 
keine Rede. 
Am 4. Februar 1776 erschien der englische Unterhaͤndler Oberst Fa w⸗ 
cettꝰ in Hanau und schloß mit Malsburg einen, uͤbrigens bald durch 
den Druck der Offentlichkeit bekannt gegebenen Subsidienvertrag ab, in⸗ 
folge dessen das Regiment des Erbprinzen in Staͤrke von 668 Mann 
in englische Dienste trat gegen eine doppelte Subsidie von 25 000 Kronen 
Banco und ein Werbegeld von 30 Kronen fuͤr jeden Mann. Fawcett 
war ganz begeistert von dem Regiment, das ihm der Erbprinz selbst auf 
der Parade vorfuͤhrte, und schrieb daruͤber nach London: „Ich muß ge⸗ 
stehen, daß ich seit langer Zeit keinen schoͤneren Truppenkoͤrper gesehen 
habe; alle Soldaten sind Eingeborene des Landes und praͤchtig ausge— 
1) Das geschah am 1. Oktober 1778. Die beiden Gren.Kompagnien v. Richter 
und Dachenhausen, die als nominelle Garantiebesatzung zuruͤckblieben, verließen Hanau 
erst am 28. Februar 1786. 
2) Sir William Fawcett (1728 — 1804), in den deutschen Quellen meist Faucitt ge⸗ 
schrieben, ein sprachgewandter, gebildeter Militaͤr, Uebersetzer der Rẽveries des Mar⸗ 
schalls von Sachsen, Guͤnstling Georgs II., galt um 1780 als der einflußreichste Offizier 
im englischen Generalstab. Starb als General und Gouverneur von Gravesend.
	        
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