838 Wilhelms Reise nach dem Elsaß und Lothringen 1766
die Schloß- und Parkanlagen von Bruchsal, Durlach, Carlsruhe und
Ettlingen wurden eingehend besichtigt, wie der Prinz uͤberhaupt auf der
ganzen Reise sich fleißig nach Vorbildern fuͤr die schon damals in ihm schlum⸗
mernden Bau⸗ und Verschoͤnerungsplaͤne umsah. In Straßburg, das man
durch die Grafschaft Hanau⸗Lichtenberg erreichte, wurde ein paar Tage
im„Heiligen Geist“ gerastet, das Muͤnster bestiegen, Bekannte der Mutter,
eine Familie Lefort, besucht und die Parade der franzoͤsischen Garnison
mitgemacht, die dem Prinzen aber wenig imponierte. Am 26. waren
die Reisenden in Zabern, bewunderten das praͤchtige Palais des Prinzen
Rohan mit seinem großen Garten am Marnekanal und ritten dann zu
Pferd weiter nach Luneville, Nanch und Toul. Ueberall in Lothringen
sprach man noch von dem guten Koͤnig Stanislaus, der eben erst (23.
Februar 1766) gestorben war, und davon, daß die Untertanen sich noch
gar nicht recht an das neue franzoͤsische Regiment gewoͤhnen wollten. In
Toul kostete es den Prinzen einige Ueberwindung, seine Reise nicht noch
bis Paris fortzusetzen, aber er hatte seiner Mutter versprechen muͤssen,
nicht nach dem Seinebabel zu gehen. So reiste er statt dessen am 30. Maͤrz
nach Metz, wo er im „Koͤnig Dagobert“ wohnte und an einer ihm zu
Ehren stattfindenden Parade teilnahm. Mit großem Interesse besichtigte
er die Festungswerke, ebenso wie die von Saarlouis und die des Felsen⸗
nestes Bitsch. Das Schlachtfeld von Kronweißenburg ließ er sich von
Ortsbewohnern zeigen und machte nach ihren Angaben an Ort und
Stelle eine Skizze der Schlacht von 1744, an der die Hessen so hervor⸗
ragenden Anteil genommen hatten. Die Heimreise ging uͤber Landau,
Speyer und Worms, und am 5. April traf Wilhelm wieder in Hanau ein.
Er hatte viel Neues unterwegs gesehen und kennen gelernt, besonders
aber die ausgezeichneten Straßenbauten Lothringens bewundert, die selbst
bei den groͤßten Terrainschwierigkeiten durch Anlage großartiger Viadukte
ein so bequemes Reisen erlaubten, wie man es bei den trostlosen
Wegeverhaͤltnissen der Heimat nicht gewohnt war. Wie auch sonst in
Deutschland waren ja auch im Hanauischen damals die meisten Wege
die groͤßte Zeit des Jahres fast ganz unbrauchbar, und das Reisen ge⸗
hoͤrte wirklich nicht zu den Annehmlichkeiten des Lebens. Ein sach⸗
gemaͤßer Straßenbau existierte fast nirgends. Die schlimmsten Stellen,
wo die Reisenden Gefahr liefen, an Abhaͤngen umgeworfen zu werden
oder im Schlamm und Morast stecken zu bleiben, suchte man nach Moͤg⸗
lichkeit durch Ausbiegen zur Seite zu vermeiden, was aber wieder durch
Graͤben und Buͤsche und die Wachsamkeit grober Feldschuͤtzen vielfach
verhindert wurde. Das Schlimme war eben, daß die Anwohner, Hand⸗