Aufstellung des Bataillons Hanau 1705 Militaäͤrakademie 85
des Landgrafen, war seinen Befehlen also entzogen. Nun besaß das
Land aber noch eine sog. Miliz, die freilich nur auf dem Papier stand.
Am 12. Mai 1765 gab der Erbprinz nun den Befehl, diese Miliz mili—
taͤrisch neu zu organisieren und zu einem Bataillon Hanau in fuͤnf
Kompagnien zu formieren. Die Grenadierkompagnie wurde schon vier
Wochen spaͤter nach Hanau verlegt, die uͤbrigen Kompagnien, zu denen
im naͤchsten Jahre noch eine sechste kam, folgten allmaͤhlich nach. Nach
dem Tode des alten Milizkommandeurs, Obersten Schlatter, uͤber⸗
nahm noch im Sommer 1765 Wilhelms bisheriger Stallmeister Ludwig
v. Gall den Befehl üͤber das Bataillon. Er war vor seiner Berufung
nach Hanau Kapitaͤn im hessischen Regiment Erbprinz gewesen, hatte
sich aber in den zwei Jahren so das Vertrauen seines jungen Herrn erworben,
daß dieser nicht zoͤgerte, ihn gleich zum Obersten zu ernennen und auch
seinen Bruder Wilhelm, der bis dahin Kapitaͤn im hessischen Regiment
Donop gewesen war, als Major in das Bataillon zu berufen. Von
den Kompagniefuͤhrern kamen zwei aus wuͤrttembergischen Diensten, zwei
aus der ehemaligen britischen Legion, worunter der ausgezeichnete Kapi—
taͤn Joh. Christoph Len z, »soldat de coeur et d'ames, dessen ruhm⸗
volle militaͤrische Laufbahn spaͤter durch seine Verwickelung in die Rhein—
felser Tragoͤdie von 1794 so ungluͤcklich enden sollte. Die Bruͤder Gall
loͤsten ihre Aufgabe zur Befriedigung des Erbprinzen, so daß am 3.
September 1765 die erste Revue des Bataillons zwischen Philippsruhe
und Doͤrnigheim und seine Vereidigung auf die beiden neuen Fahnen,
eine weiße und eine rote, stattfinden konnte.
Zur Ausbildung der juͤngeren Offiziere gruͤndete Wilhelm im Januar
1768 eine Militaͤrakademie, an deren Kursen alle Subalternoffiziere
und Faͤhnrichs teilnehmen mußten. Der Erbprinz fand sich fast taͤglich
ein, uͤberwachte den Unterricht und war bei den Pruͤfungen zugegen.
Anfangs ging die Sache ganz gut, obwohl es manchen Offizieren wenig
zusagte, auf der Schulbank zu sitzen, aber fuͤr das kleine Offizierkorps
war das Institut doch zu großartig angelegt und wegen der unverhaͤlt⸗
nismaͤßig großen Kosten wurde es nach vier Jahren (Ende 1771) wieder
aufgehoben.
Die Aufstellung des Bataillons war nicht ohne Widerstand vor sich
gegangen. Nicht nur war die Partei der Landgraͤfin am Hofe dagegen,
wobei auch der Stadtkommandant General Huth) auf die etwa ent⸗
1) Auf Veranlassung des Prinzen Carl trat er im Sommer 17685 in daͤnische
Dienste, kehrte aber schon nach zwei Jahren mit seinem Goͤnner wieder nach Hanau
Aruͤck.