Wir bitten Gott für Euch, die Seinen, die Gefährtin, den Bruder, die Verwandten
und die Kinder, daß er Euch nahe sei und daß etwas von seinem ewigen Licht in
die Dunkelheit Eures Herzens hineinfalle und daß sein Frieden Euer Herz erfülle
und Euch geleite auf all Euren Wegen, und daß das Andenken des Vaters unter
Euch im Segen bleibe.
Wir alle aber, die heute von ihm Abschied nehmen und mit Euch um ihn trauern,
mit Euch für ihn danken, wir wollen durch dies schwere dunkle Erleben in dieser
Adventszeit uns aus aller Dunkelheit unserer Herzen, aus aller Not unserer Zeit
dazu rufen lassen, daß wir das Wort dessen hören und unsere Herzen ihm öffnen,
der es auch uns sagt: „Ich bin gekommen in die Welt, ein Licht, daß. wer an mich
glaubt, nicht in der Dunkelheit bleibe.“
Wir wollen ihn bitten, daß er uns helfen möchte, daß wir da, wo jeder in seinem
Beruf steht und wirkt, Menschen sein möchten, deren Lenden gegürtet sind und
deren Lichter brennen, Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten. Wir wollen
Gott bitten, daß wir als treue Haushalter seiner Gaben erfunden werden.
Wir wollen so Abschied nehmen, daß wir Gott bitten, daß auch sein Andenken in
unseren Herzen lebendig bleibe und uns zum Segen werde, daß wir Frucht bringen,
die bleibt.
Landeshauptmann a.D. Georg Häring
Liebe Trauergemeinde!
Wir alle haben uns schmerzerfüllt um diese Bahre versammelt, um Abschied zu
nehmen von einem Mann, der uns Weggefährte war und Freund, von einem, auf
den Tausende von Mitbürgern noch viele Hoffnungen gesetzt hatten, von dem sie
noch vieles für das Land und für die Menschen erwarteten.
Es ist für mich sehr, sehr bitter, am Sarge eines Jüngeren stehen zu müssen, eines
Jüngeren, der in den schweren Jahren des Aufbaus den Alten so treulich zur
Seite stand.
Hans Kuprian war im Bezirksverband Kurhessen viele Jahre und gerade in der
schwersten Zeit als Anstalts- und Finanzdezernent tätig, und wer sich daran er-
innert, wieviele Aufgaben damals vor der staatlichen und kommunalen Verwaltung
standen, wer sich daran erinnert, daß unsere Anstalten für die Kranken und die
Schwachen in der Vorkriegs- und Kriegszeit vernachlässigt worden sind, daß unsere
Straßen zerfallen waren, daß wir in unserem kleinen Kurhessen mehr als 80 zer-
störte Brücken neu aufbauen mußten, daß unser kulturelles Leben am Boden war,
daß überall helfende Menschen gesucht und gebraucht wurden, der kann ermessen,
welche Aufgaben einem Anstalts- und Finanzdezernenten gestellt waren. Und wir
können nur das Zeugnis abgeben, er hat in jeder Hinsicht seinen Mann gestellt,
und er hat wahrlich für Kurhessen gearbeitet wie der Bruder für den Bruder, der
Mann für seine Familie.
Ich kann das jetzt nicht alles schildern, aber ich darf nur feststellen, mit seiner Hilfe
kam auch unser kulturelles Leben wieder in Gang, so wie wir es heute wieder vor
uns sehen. Und wenn drüben am Friedrichsplatz die Landesbibliothek, dieses alte
schöne Gebäude aus Kassels Vergangenheit, wieder fertiggestellt ist, dann ist das
nicht zum wenigsten das Verdienst unseres Freundes gewesen, der unermüdlich
gearbeitet hat, die Mittel auch für diesen Bau heranzuschaffen; denn Kurhessen
war ja immer ein armes Land und immer ein armer Bezirk, und es war nicht leicht,
die vielen Aufgaben zu erfüllen, die in der Nachkriegszeit vor uns lagen.