Die Sesitzer machten in ritterllchen Fehden die Gegend,
namentlich die Hersfeld⸗Eisenacher Straße, unsicher; zweimal lag
der hessijsche Landgraf mit Verbüũndeten vor der Feste. Das
Gernianische Museum in Nürnberg bewahrt als kulturgeschichtlich
höchst werivolles Stũck ein bleines, an einer Stange aufzusteckendes
Feuerrohr aus Bronze, das damals wohl bei der Sestürmung
der BSurg verwendet, beim Abräumen des Schuttes in neuerer
Zeit gefunden wurde. Es ist das älteste, höchst primitive Pulper-
schießzeug auf deutschem Boden. J
Heue bietet die Ruine Tannenberg einen höchst malerischen
Anblick und erweckt besonders durch einen zierlichen gotischen
Erler an der Wand des Wohnhauses das lebhafteste Interesse
jedes Wanderers.
Der Denser See liegt im Gebiete des RichelsdorferSontraer
Kupferschiefer · Gebirges und zwar im Plattendolomit der oberen
Zechsteinformation. Besonders an des Westseite des Sees sind
diese Doiomitbãnke deutlich erkennbar. Dieses geologische Gebie
des Kauchkalkes schließt mächtige Gipsstũcke ein (in der Nähe von
Dens bejfindet sich ein Gipsbruch). Alle unter dem Sechstein
lagernden Gips oder Anhydritschlotten sind Auswaschungen aus
geseßt, die gewöhnlich von der Basis aus ihren Anfang nehmen,
indem die niedersickernden Wasser
auf den geschlosjenen Sechstein⸗
formationen abfließen und Ge—
legenheit haben, das Salz zu
lösen. Aus diesem Grunde er⸗
scheint auch die Oberfläche des
Sechsteins häufig ausgewaschen.
Es entstehen dann Erdeinbrũche
und fälle, die in dieser Gegend
hãufig den Namen „Kauten“
führen (cf. Kutten der Rhön,
Erdfälle am Südrand des
Harzes); 35. B. Donnerbaute
bei Nentershausen, Entenkaute
und Butterbaute bei Eltman—
jee, die drei Seebauten bei
Schemmern.
„Ein Beispiel eines solchen
wassergefüllten Erdfalls ist auch
der Denjser See. Die verstürzten
und versunkenen Felsblöcke inner⸗
halb des geschlossenen hohen
Plattendolomits und die nicht
unbeträchtliche Tiefe des Wasser⸗
beckens beweisen, daß die beiden
Dolomitzonen mit den einge⸗
jchalteten unteren Letten in den
(im ãlteren Glps) ausgewaschenen Hohlraum einbrachen.“ (Kunze,
Heimatgeologie.) Unmittelbar am Dorfe, desjen Berghänge 30
Meter, zum Teil senkrecht, in die Tiefe jallen, ruht in einem Kessel
der See. Hart über seinem Westufer erheben sich die Häuser
und dicht am See steigt die Straße nach Nentershausen zur Höhe.
Es gewährt einen eigenartigen Anblick, wenn sich die weißleuchtenden
hohen Uferwände des Sees, von goldig schimmernden Strahlen
der scheidenden Sonne übergossen, in seinen Fluten spiegeln, während
eings auf den ũberragenden Höhen stolze Nadelwälder treue Wacht
halten, den Frieden dieses Sees zu wahren.
AUber jeine Ausmaße verlautet folgendes: „Der See ist an
jeiner Oberfläche etwa 300 Fuß lang und 200 Fuß breit, ohne
sichtbaren Su⸗ und Abfluß; seine Tiefe betreffend, so hat man
jolche in alten Seiten für unermeßlich gehalten, sie beträgt jedoch
32 Fuß.“ (v. Leonhard, NReues Jahrbuch für Mineralogie, Stutkgart
1840, 6. 84.) In der Pfarrchronik von Nentershausen berichtef
der Pfarrer J. Ch. —— „Der Denser See, der der gemeinen
Sage nach beinen Grund haben soll, ist von mir am 8. März
18130, da er mit 11/2 Schuh dickem Eis bedeckt war, durch einge-
hauene mehrere Löcher gemessen und an den ktiefsten Stellen 82
Schuh gleich 9 Meter ties gefunden.“ Der Flächeninhalt ist im
Grundbuͤch mit 89 Ar 15 Quadratmeter angegeben; bei niedrigem
Wasserstand ist der See 81,5 Meter lang und 55 Meter breit,
während vor einigen Jahren diese Ausmaße sich noch auf 100
resp. 60 Meter beliefen. Der See zeigt verschiedene Höhe jeines
Wasserstandes, wie seine Ufer dies deutlich zu erbennen geben.
In dem Brunnemannschen Führer durch das Werratal“, Cassel,
o. J., findet sich Seite 295 die Angabe, daß der See 156 Meter
lang, 62 Meier breit und 10 Meter tief sei. Diese Sahlen sind
jedenfalls nicht richtig: denn bei einer Länge von 156 Meter, die
er vielleicht bei hohem Wasserstand erreichen kann, erlangt der
See eine Tiefe von 13 Meter. (Halbfaß. Die Kauten bei Sontra,
Globus Ne. 80. 1906. 6. 92.)
Denser See.
Im Winter 1880 wurde in dem nördlichen Teile des Sees
ꝛine Tiese von 18 Meter festgestellt; dieses Ergebnis findet seine
Erblärung in der Tatsache, daß der Denser See nicht gleichmäßig
n die BSodenfläche eingesenkt ist, sondern daß sich seine größten
kiefen im nordlichen Teiie nahe dem Westufer befinden; hier ist
ruch der Absturz in die Tiese am größten, während der See dem
Zudende zu nur allmählich an Tiefe zunimmt. (Halbfaß, vergl.
nuch dessen Tiefenkarte.) Herr Lehrer W. Schulz in Bebra, der
—X— mir verschiedenes
Malerial wie auch Bilder nach eigenen schönen Aufnahmen zur
derfügung zu stellen, wofũr ich ihm auch an dieser Stelle meinen
erzchsten Dank aussprechen möchte; er stellte durch eine Messung
m Winter 1021 eine Tiese von 6,1 Meter (Durchschnitt?) und im
Vinter 1028 /24 eine solche von 12 Meter, eine Länge von 120
Neier und eine Breite von 10 Meter fest. Letzteres Kesultat
mmt mit der Hohe eines Niveaus überein, das der Seec nach
Angabe des früher in Dens tätigen Herrn Lehrer Schaabe bei
hochwasserstand erreicht hat.
Eine merkwürdige Erscheinung ist die, daß der See, wie mir
Herr Lehrer Schulz erblärte, bei starben Niederschlägen, die an
anderen Stellen Sochwasser herbeiführen, fällt, daß dagegen in
trockenen Jahren sein Niveau
steige. Es sei alsjo der See quasi
ein Kalender fũr die Wetterprog⸗
nose, indem die Anwohner je
nach dem Steigen oder Fallen
ein trockenes oder feuchtes Jahr
poraussagen. (Siehe den Sahren⸗
jee bei Dabelow in Mecklenburg,
wo die Einwohner aus dem Auf-
teigen einer periodischen Torfinjel
ebenfalls in der Lage sind, das
Wetter zu prophezeien; siehe ferner
die ehemalige schwimmende Insel
auf dem Bamtinsee bei Gerdauen
in Ostpreußen, aus deren Bewe⸗
Jungserscheinungen die Einwohner
die Witterung ankLũndigen bonnten,
deshalb „der Gerdauensche Ka-
iender“.)
Waͤhrscheinlich wird der
Denser See nicht nur von den
Atmosphãrilien gespeist, sondern
steht mit unterirdijchen Quellen
in Derbindung, deren durch das
zerblüftete geologische Gebiet sich
erblärender unregelmäßiger Su⸗
fluß den See jpeist. „Die Tempe⸗
·atur in etwa acht Meter Tiefe (O,0 Grad) wich von der an der Ober⸗
lache (102 Grad) nur wenig ab, ein Umstand, der an und für sich
urchaus nicht gegen eine ũberwiegend unterirdische Speisung durch
duellen odee Grundwasser spricht, da im Herbst die Temperatur
»es Grundwassers ungefähr die gefundene beträgt und bei einem
d kleinen Becken die Temperafur im Herbst ũberhaupt in der
Tiefe nie merklich von derjenigen der Oberfläche verschieden ist.“
Halbfaß, a. a. O. S. 98.)
Auf dem verhältnismãßig ebenen Boden des Denser Sees
hat sich im Laufe der Jahre eine mehrere Meter starke Schlamm⸗
chicht abgelagert. Dieser blauschwarze, kalkhaltige Faulschwamm
eht sich zujammen aus den durch die atmosphärischen Niederschläge
ngejschwemmten Erdreiche der Seeumgebung, wie aus den Ab⸗
agerungen der durch die unterseeischen Guellwasser herbeigefũhrten
Naterien. die diese beim Passieren der Kupfer⸗ und Kobaltlager
m Kichelsdorfer Gebirge und seinen Ausläufern bei Sontra gelöst
aben. Dabei nehmen die Wasser Spuren von ODitriten auf: sie
aßen deshalb einen starben Geruch nach Schwefelwaßserstoff er
Lunen. Sa dies Gas Tieren und Pflanzen gleich schädlich ist,
rblart sich ein alljährliches Massensterben der Tierwelt des Sees
Amphibien und Daphnien wie des Planktons) und die Entstehung
ines sulfidijschen Faulschwammes, begũnstigt durch die gelosten
diteioljpuren. Der Nachweis der Gase —
ũhren, da sich unter der spiegelartigen Eisdecke des Sees zahlreiche
zu wunderlichen Diademen geordnete“ (Kunze) Sumpfgas und
ʒchwejfelwasjerstoffblasen bilden, die die Analyse als bzw. CeH⸗
ind Hes nachweist.
Dieser Gehalt an giftigen Gasen macht das Goedeihen irgend
velcher Pflanzen im Denser See zur Unmoglichbeit; bein Baum,
lein Strauch, keine Blume, jelbst die Wasserlinse, die sonst ũberall
ruf stagnierenden Gewässern ihre grünen Schleĩer webt, beleben
iser und Wasserfläche. Kein Fisch tummelt sich in den Fluten.
Du mochtest den See ein kotes Meer im Kleinen nennen, weil