Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Die Sesitzer machten in ritterllchen Fehden die Gegend, 
namentlich die Hersfeld⸗Eisenacher Straße, unsicher; zweimal lag 
der hessijsche Landgraf mit Verbüũndeten vor der Feste. Das 
Gernianische Museum in Nürnberg bewahrt als kulturgeschichtlich 
höchst werivolles Stũck ein bleines, an einer Stange aufzusteckendes 
Feuerrohr aus Bronze, das damals wohl bei der Sestürmung 
der BSurg verwendet, beim Abräumen des Schuttes in neuerer 
Zeit gefunden wurde. Es ist das älteste, höchst primitive Pulper- 
schießzeug auf deutschem Boden. J 
Heue bietet die Ruine Tannenberg einen höchst malerischen 
Anblick und erweckt besonders durch einen zierlichen gotischen 
Erler an der Wand des Wohnhauses das lebhafteste Interesse 
jedes Wanderers. 
Der Denser See liegt im Gebiete des RichelsdorferSontraer 
Kupferschiefer · Gebirges und zwar im Plattendolomit der oberen 
Zechsteinformation. Besonders an des Westseite des Sees sind 
diese Doiomitbãnke deutlich erkennbar. Dieses geologische Gebie 
des Kauchkalkes schließt mächtige Gipsstũcke ein (in der Nähe von 
Dens bejfindet sich ein Gipsbruch). Alle unter dem Sechstein 
lagernden Gips oder Anhydritschlotten sind Auswaschungen aus 
geseßt, die gewöhnlich von der Basis aus ihren Anfang nehmen, 
indem die niedersickernden Wasser 
auf den geschlosjenen Sechstein⸗ 
formationen abfließen und Ge— 
legenheit haben, das Salz zu 
lösen. Aus diesem Grunde er⸗ 
scheint auch die Oberfläche des 
Sechsteins häufig ausgewaschen. 
Es entstehen dann Erdeinbrũche 
und fälle, die in dieser Gegend 
hãufig den Namen „Kauten“ 
führen (cf. Kutten der Rhön, 
Erdfälle am Südrand des 
Harzes); 35. B. Donnerbaute 
bei Nentershausen, Entenkaute 
und Butterbaute bei Eltman— 
jee, die drei Seebauten bei 
Schemmern. 
„Ein Beispiel eines solchen 
wassergefüllten Erdfalls ist auch 
der Denjser See. Die verstürzten 
und versunkenen Felsblöcke inner⸗ 
halb des geschlossenen hohen 
Plattendolomits und die nicht 
unbeträchtliche Tiefe des Wasser⸗ 
beckens beweisen, daß die beiden 
Dolomitzonen mit den einge⸗ 
jchalteten unteren Letten in den 
(im ãlteren Glps) ausgewaschenen Hohlraum einbrachen.“ (Kunze, 
Heimatgeologie.) Unmittelbar am Dorfe, desjen Berghänge 30 
Meter, zum Teil senkrecht, in die Tiefe jallen, ruht in einem Kessel 
der See. Hart über seinem Westufer erheben sich die Häuser 
und dicht am See steigt die Straße nach Nentershausen zur Höhe. 
Es gewährt einen eigenartigen Anblick, wenn sich die weißleuchtenden 
hohen Uferwände des Sees, von goldig schimmernden Strahlen 
der scheidenden Sonne übergossen, in seinen Fluten spiegeln, während 
eings auf den ũberragenden Höhen stolze Nadelwälder treue Wacht 
halten, den Frieden dieses Sees zu wahren. 
AUber jeine Ausmaße verlautet folgendes: „Der See ist an 
jeiner Oberfläche etwa 300 Fuß lang und 200 Fuß breit, ohne 
sichtbaren Su⸗ und Abfluß; seine Tiefe betreffend, so hat man 
jolche in alten Seiten für unermeßlich gehalten, sie beträgt jedoch 
32 Fuß.“ (v. Leonhard, NReues Jahrbuch für Mineralogie, Stutkgart 
1840, 6. 84.) In der Pfarrchronik von Nentershausen berichtef 
der Pfarrer J. Ch. —— „Der Denser See, der der gemeinen 
Sage nach beinen Grund haben soll, ist von mir am 8. März 
18130, da er mit 11/2 Schuh dickem Eis bedeckt war, durch einge- 
hauene mehrere Löcher gemessen und an den ktiefsten Stellen 82 
Schuh gleich 9 Meter ties gefunden.“ Der Flächeninhalt ist im 
Grundbuͤch mit 89 Ar 15 Quadratmeter angegeben; bei niedrigem 
Wasserstand ist der See 81,5 Meter lang und 55 Meter breit, 
während vor einigen Jahren diese Ausmaße sich noch auf 100 
resp. 60 Meter beliefen. Der See zeigt verschiedene Höhe jeines 
Wasserstandes, wie seine Ufer dies deutlich zu erbennen geben. 
In dem Brunnemannschen Führer durch das Werratal“, Cassel, 
o. J., findet sich Seite 295 die Angabe, daß der See 156 Meter 
lang, 62 Meier breit und 10 Meter tief sei. Diese Sahlen sind 
jedenfalls nicht richtig: denn bei einer Länge von 156 Meter, die 
er vielleicht bei hohem Wasserstand erreichen kann, erlangt der 
See eine Tiefe von 13 Meter. (Halbfaß. Die Kauten bei Sontra, 
Globus Ne. 80. 1906. 6. 92.) 
Denser See. 
Im Winter 1880 wurde in dem nördlichen Teile des Sees 
ꝛine Tiese von 18 Meter festgestellt; dieses Ergebnis findet seine 
Erblärung in der Tatsache, daß der Denser See nicht gleichmäßig 
n die BSodenfläche eingesenkt ist, sondern daß sich seine größten 
kiefen im nordlichen Teiie nahe dem Westufer befinden; hier ist 
ruch der Absturz in die Tiese am größten, während der See dem 
Zudende zu nur allmählich an Tiefe zunimmt. (Halbfaß, vergl. 
nuch dessen Tiefenkarte.) Herr Lehrer W. Schulz in Bebra, der 
—X— mir verschiedenes 
Malerial wie auch Bilder nach eigenen schönen Aufnahmen zur 
derfügung zu stellen, wofũr ich ihm auch an dieser Stelle meinen 
erzchsten Dank aussprechen möchte; er stellte durch eine Messung 
m Winter 1021 eine Tiese von 6,1 Meter (Durchschnitt?) und im 
Vinter 1028 /24 eine solche von 12 Meter, eine Länge von 120 
Neier und eine Breite von 10 Meter fest. Letzteres Kesultat 
mmt mit der Hohe eines Niveaus überein, das der Seec nach 
Angabe des früher in Dens tätigen Herrn Lehrer Schaabe bei 
hochwasserstand erreicht hat. 
Eine merkwürdige Erscheinung ist die, daß der See, wie mir 
Herr Lehrer Schulz erblärte, bei starben Niederschlägen, die an 
anderen Stellen Sochwasser herbeiführen, fällt, daß dagegen in 
trockenen Jahren sein Niveau 
steige. Es sei alsjo der See quasi 
ein Kalender fũr die Wetterprog⸗ 
nose, indem die Anwohner je 
nach dem Steigen oder Fallen 
ein trockenes oder feuchtes Jahr 
poraussagen. (Siehe den Sahren⸗ 
jee bei Dabelow in Mecklenburg, 
wo die Einwohner aus dem Auf- 
teigen einer periodischen Torfinjel 
ebenfalls in der Lage sind, das 
Wetter zu prophezeien; siehe ferner 
die ehemalige schwimmende Insel 
auf dem Bamtinsee bei Gerdauen 
in Ostpreußen, aus deren Bewe⸗ 
Jungserscheinungen die Einwohner 
die Witterung ankLũndigen bonnten, 
deshalb „der Gerdauensche Ka- 
iender“.) 
Waͤhrscheinlich wird der 
Denser See nicht nur von den 
Atmosphãrilien gespeist, sondern 
steht mit unterirdijchen Quellen 
in Derbindung, deren durch das 
zerblüftete geologische Gebiet sich 
erblärender unregelmäßiger Su⸗ 
fluß den See jpeist. „Die Tempe⸗ 
·atur in etwa acht Meter Tiefe (O,0 Grad) wich von der an der Ober⸗ 
lache (102 Grad) nur wenig ab, ein Umstand, der an und für sich 
urchaus nicht gegen eine ũberwiegend unterirdische Speisung durch 
duellen odee Grundwasser spricht, da im Herbst die Temperatur 
»es Grundwassers ungefähr die gefundene beträgt und bei einem 
d kleinen Becken die Temperafur im Herbst ũberhaupt in der 
Tiefe nie merklich von derjenigen der Oberfläche verschieden ist.“ 
Halbfaß, a. a. O. S. 98.) 
Auf dem verhältnismãßig ebenen Boden des Denser Sees 
hat sich im Laufe der Jahre eine mehrere Meter starke Schlamm⸗ 
chicht abgelagert. Dieser blauschwarze, kalkhaltige Faulschwamm 
eht sich zujammen aus den durch die atmosphärischen Niederschläge 
ngejschwemmten Erdreiche der Seeumgebung, wie aus den Ab⸗ 
agerungen der durch die unterseeischen Guellwasser herbeigefũhrten 
Naterien. die diese beim Passieren der Kupfer⸗ und Kobaltlager 
m Kichelsdorfer Gebirge und seinen Ausläufern bei Sontra gelöst 
aben. Dabei nehmen die Wasser Spuren von ODitriten auf: sie 
aßen deshalb einen starben Geruch nach Schwefelwaßserstoff er 
Lunen. Sa dies Gas Tieren und Pflanzen gleich schädlich ist, 
rblart sich ein alljährliches Massensterben der Tierwelt des Sees 
Amphibien und Daphnien wie des Planktons) und die Entstehung 
ines sulfidijschen Faulschwammes, begũnstigt durch die gelosten 
diteioljpuren. Der Nachweis der Gase — 
ũhren, da sich unter der spiegelartigen Eisdecke des Sees zahlreiche 
zu wunderlichen Diademen geordnete“ (Kunze) Sumpfgas und 
ʒchwejfelwasjerstoffblasen bilden, die die Analyse als bzw. CeH⸗ 
ind Hes nachweist. 
Dieser Gehalt an giftigen Gasen macht das Goedeihen irgend 
velcher Pflanzen im Denser See zur Unmoglichbeit; bein Baum, 
lein Strauch, keine Blume, jelbst die Wasserlinse, die sonst ũberall 
ruf stagnierenden Gewässern ihre grünen Schleĩer webt, beleben 
iser und Wasserfläche. Kein Fisch tummelt sich in den Fluten. 
Du mochtest den See ein kotes Meer im Kleinen nennen, weil
	        
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