Auf der Heimatwarte.
Von der Landesuniversität.
In Marburg wurde am 9. Mai in feĩerlicher Weise der
Hrundstein zu dem Jubilaumsbunstinstitut gelegt. VOoraus
ging am Abend vorher die Feier des fünfjährigen Bestehens dee
Studentenheims, bei der Prof. Or. SchlinkDarmstadt einen Vor⸗
trag über das Arbeitsgebiet der Studentischen Wirtschaftshilfe und
die Notwendigkeit ihres Fortbestehens hielt. Prof. Or. Hermelinb
machte ergänzende Angaben über die Leistungen des Marburger
Studentenheins. — Am Sonntagvormittag fand im Landgrafen
hause die Jahresversammlung des Aniversitãätsbundes statt. Nach
dem Geschäßstsbericht des Geheimrats Prof. Dr. Troeltsch beträgt
die Miigliederzahl heute 29238. Neue Ortsgruppen entstanden in
Forbach Meljungen und Hofgeismar. Um auch bei nichtabademischen
Serufen das Interesse an der Landesuniversitãät zu fördern und
sie als Mitglieder jũr den Anibersitãtsbund zu gewinnen, sind die
Dortragsreihen Marburger Dozenten vermehrt. Der Festvortrag
des Prof. Freiherrn von Soden —
Arsprung christlicher Kunst·. Dann wurde die feierliche Grundstein
legung des Jubilãumsinstituts vorgenommen, dessen Baubosten der
Anpersitätsbund aus öfentlichen und privaten Spenden aufbringen
viii. Sen BSauplaß am Lahnufer stellten die städtischen Korper ·
schaften Marburgs unentgeltlich zur Verfügung.
Der Jubiläumsbau soll ein der ðCffentlichkeit zugãngliches
Museum und ein Institut fũr wissenschaftliche Arbeiten umfassen.
Das Museum wird die Gemäldegalerie, die Kupferstichsammlung,
hie Sammlungen des Hessischen Geschichts- und des Altertums·
bereins Marburg, die antißen Gipsabgüsse u. a. aufnehmen. Der
Institutsbau wird das bunstgeschichtliche und archãologische Seminar,
Peãhistorie, Theaterwissenschaft, die Sentralbibliothel jür Kunsi
und Kunstgeschichte und die photographische Abtellung des Lunst
geschichtlichen Seminars enthalten. Wohl ist der Grundstein zu
dem großen Werbe gelegt, das bestimmt ist, ein Kulturzentrum
des Heßenlandes zu werden. Doch fehlen an den vom Ausschuß
aufzubringenden Baubosten noch 180 000 KmM, die es zu sammeln
gilt. Die preußische Staatsregierung hat den Beschluß gefaßt, der
hejsijchen Philippsuniversität zur Feier ihres vierhundertjährigen
Sestehens (Ende Juli d. J.) als Jubilãumsgeschenk eine neue Klinib
für Rasen-, Hals und Ghrenleiden zu bauen und einzurichten.
ODechant Dr. Jestaedt 7.
Am 9. Mai d. J. verschied in jeiner VDaterstadt Fulda der
Dechant und Stadtpfarrer von Fritzlar De h. c. Wilhelm
Jestaedt im 61. Jahre seines Lebens. Mit ihm ist ein für die
Seschichte und Kunstgeschichte Fritzlars hochbedeutender Mann zu
rũh dahingegangen. Seit 1904 wirbte er in Fritzlar, wo er neben
einen treuerfũüllsen Amtspflichten noch Seit sand, sein bunsthisto
eisches Wißsen in den Dienst dieser ältesten Hessenstadt zu stellen.
Er eß die dem Verfall entgegengehende Kapelle vom Heiligen
Geist erneuern, gründete das Didzesanmuseum und sah in der
Viederherstellung des Domes St. Petri jeine Lebensaufgabe, die
— ernannte ihn zum
Papstlichen Geheimbãmmerer. Die Perjonlichbeit und das verdienst
Folie Wirken des tatkräftigen Mannes wurden einer großeren
Sffentlichkeit im vorigen Jahre bebannt. Dechant Jestaedt verfaßte
die vortreffliche „Fesijchrijt zum 1200jährigen Sesiehen der Stadf
Fritzlar 7241 -19240, half die Silder des historischen Festzuges ent
werjen und gab in seiner Festrede ein rhetorisches Meisterwerb.
Im Anschluß an dieje blassische Kede promovierte der Kebtor der
Ambersität Marburg Prof. D. Bornhäuser den bescheidenen Mann
zum Ehrendobtor. Die Stadt Fritzlar verlieh dem Hüter und
Erhalter ihres Domes und seiner Kunstschãtze die Ehrenbũrger⸗
wede. Sald danach erbranbte De. Jesidedt schwer, juchte ver
geblich Heilung im Sũden und behrte zum Sterben heim nach
Fulda. Am 14. Mai wurde er in Frihlar uͤnter Teilnahme weitester
Kreise der Bevölberung zu Grabe getragen. An den Bestattungs⸗
feieriichkeiten nahmen u. a. auch der Oberpräsident De. Schwander,
der frühere KRegierungspräsident Springorum und der jetzige
Kegierungspräsident Dr. Stolzel teil.
Gedenbstätten.
Zur bleibenden Erinnerung an die im Weltbriege gefallenen
Sõhne Kurhessens wurde am Aueabhang an der „Schönen Aus—
ucht“ zu Cassel eine würdige Gedäaächtnisstätte errichtet und
am 9. Mai durch den Kurhessischen Kriegerbund geweiht.
ZƷweiunddreißig Ehrentafeln verzeichnen die Namen der alten und
der während des Krieges aufgestellten neuen Lurhessischen Truppen⸗
leile, die Sahl der gefallenen Offiziere und Mannjschaften und die
SIdlachtjelder, auf denen sie ruhmboll kämpften und starben. Dic
xinweihungsfeierlichkeit wurde von Musik und Männerchören er⸗
jfnet, denen Ansprachen des Geh. Konsistorialrats Dr. Trepte,
es Kaplans Heim und des Landesrabbiners Or. Walter folgten.
general d. Inf. g. D. von Hülsen, Ehrenvorsitzender des Kur⸗
vefsischen Kriegerbundes, weihte das Denkmal den Toten, die den
ebenden die? Husführung ihres unerfüllten Vermächtnisses als
oͤflicht auferlegen. Däs von Tausenden gejungene Deutschlandlied
hejchloß die erhebende Gedenbfeier.
Die Gemeinde Wernswig bei Homberg will die Erinnerung
an ihre im Weltkrieg gefallenen Heldensöhne durch die Er⸗
ichtung eines Gedenksteines wachhalten. Su diejem Swecke wurde
us dem Wernswiger Walde ein mächtiger Quarzitblock, den das
dolb Das Federbeit“ genannt hat, im Naturzustand auf den Friedhof
Jeschafft und mit einem eisernen Gitter umgeben, das die Namen
her Gefallenen trägt. Die Weihe fand am 16. Mai statt.
In Treyja wurde ein an der Wierder Landstraße gelegener
Brunnen neu dgefaßt, in einer schlichten Feier unter dem Namen
Koese⸗Brunnen“ geweiht und seiner Sestimmung übergeben.
Dder verstorbene Rebtor Roeje hat sich als langjãhriger Vorsißender
des Versjchönerungsvereins hohe Verdienste um dle Sladt Treysa
erworben, sodaß es als eine Dankesschuld angesehen wurde, sein
Sedächtnis im Namen seines Lieblingsbrunnens festzuhalten.
Naturschutz.
In Spangenberg wurden der große Stein in der Wiese
des Siadiwaldes Glasebach, die alte Linde am Schloßbergweg
Jegenũber dem Meierhoß, die Traueresche am Wãschebrunnen und
die Eiche am oberen Kande des von Müldnerschen Gartens unter
Naturschutz gestellt.
Luftfahrt· Ausstellung in Cajssjel.
Im Landesmuseum zu Cassel findet vom 16. Mai bls 6. Juni
eine Luftfahrt-⸗Ausstellung statt, die weiten Volbsbreijen die Be⸗
deutung der Luftfahrt dartun soll. Der Luftverbehr dient Aus⸗
hildung und Sport, Keisje und Post, Forschung und Landesaufnahme,
Nothilfe und Lehrmittein. Die NAusstellung will die bisherige Ent ·
vickiung und den gegenwärtigen Stand des deutschen Luftverbehrs
en Sejuchern vor Augen führen und die Teilnahme des ganzen
dolkes an den Erfolgen der deutschen Techniß im Luftraum wecken.
die Erdffnung sand vor etwa 150 geladenen Gästen statt. Einer
Segrũßungsansprache des Stadtrates a. D. Aecker und einer Er⸗
piderung des Sürgermeisters Brunner solgte ein Rundgang durch
e Segelflug⸗, Motorflug⸗, Ballon⸗ und wissenschaftlich technische
Abteilung. Veranstaltet wird die Luftfahrt Ausstellung vom Mittel⸗
deutichen Flugverband.
Künstlerabende.
Im Kathaussaale zu RKinteln fand am A. April ein gut
ejuchter Brehm-Keinhardt⸗Abend statt, bei dem Lieder
mserer Mitarbeiterin, der bebannten hejssischen Dichterin Helene
Srehm, in seinempfundenen Vertonungen von Otto Keinhardt
urch Solos und Chorgesänge zum Vortrag gebracht und ebenso wie
die Kezitation einiger heiterer Kindergedichte und einer Legende
nit starkem Beifall aufsgenommen, wurden. Der Komponist trat
auch mit Vertonungen eigner Gedichte hervor. Seiden Künstlern
vurden herzliche Ehrenbezeigungen entgegengebracht.
Im Kunsthause Mejssing zu Cassel trat am 80. April d. J.
Kichard Weissjer zum erstenmal mit eigenen Dichtungen vor das
Fasseler Publium. Der Verfasser, der in vorzũglich geschulter
doriragsweise zugleich der Vermiitler jeiner Werbe ist, bot Gedichte,
ramasche Szenen aus seinen Heimaͤtfestspielen und Novellen, die
inen starken Eindruck machten. Swei zum Vortrag gebrachte
mgedruckte Novellen berechtigen zu größeren Erwartungen auf
en Gebiet der Erzählungskunst. Die Darbietungen wurden von
Zewbalterschen Vertonungen einiger Lieder Weissers, gesungen vom
Kahseschen Mädchenchor, passend umrahmt.
Kohlenbrenner“.
In unsern Walddörfern ist das ehrsame Handwerb des Kohlen⸗
brennens nur noch in der Redensart „schwarz wie ein Kohlen⸗
brenner“ lebendig. Doch Lommen, wie die Tageoblätter berichten,
zuch in diesem Sommer wieder einige Spessartköhler in die Kied⸗
zjeljchen Forsten bei Ludwigseck und in die Oberfõrsterei Neuen⸗
ein, um insgesamt 1300 Raummeter Buchenholz zu vermeilern.
Vanderlustige werden also Gelegenheit haben, „das schwarze
Sewerbe“ dus eigener Anschauung bennen zu lernen.
Machdruck nur nach Abereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
Herausgeber· Konead Bernecher. Deuck und Verlag: A. Bernecker, Melsungen
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