Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

geregelt wird. Ein Pumpwerk hebt das sich anjammelnde Grund- 
wasser aus der Grube heraus. Eine automatische Vorrichtung 
neuester Konstrubtion reguliert die Suführung des Kesselwassers 
zum Pumpwerk. Aus den schwarzen Wänden ragen äberall halb⸗ 
permorschte Grubenhoölzer wie Säulenreste ringsum laufender 
Emporen. Das sind die Äberbleibsel des früheren Tiefbaubetriebes, 
der jeit 1821 amtlich belegt, nach sicherer Annahme aber noch 
ãlter ist. Seit 1906 wird die Grube nur noch im Tagbau betrieben. 
Wir sehen die Keste der alten Stollen und erkennen, wo und wie 
weit die alten Bergleute, die vor hundert Jahren hier ihr Werb 
trieben, gegraben haben. Auf der Sohle der Grube liegen einige 
Senkbbecken nebeneinander; sie enthalten statt des Llaren Wassers 
einen dickflũssigen, jschwarzen Schlamm. In diese Becken werden 
die Lohlenstaubführenden Abwässer geleitet; der Kohlenstaub jetzt 
sich nieder und wird dann herausgeschafft und getrocknet. Die 
Hũgel mehlfeinen Kohlenstaubes, vor denen wir stehen, bleiben 
nach dem Grundsakß rationeller Wirtschaft nicht ungenußt. sondern 
Oersand gebracht. Der Wassergehalt der Grusbohle (500 /0) wird 
zurch Röhrentrocknung auf etwa 1600/0 herabgemindert. Dann geht 
die getrocknete Grusbohle in die Bribettfabeikl. Dort arbeiten 
ieben einfache Bribettpressen und eine Doppelpresse. Sie drücken 
die fertigen Hassia⸗Bribetts in offenen Eisenrinnen, die vierkbantig 
ind und eine Breite von Brikettlänge haben, aufwärts zum Stapel⸗ 
olatz, in die Eisenbahnwagen oder in die Bribettbunker, wo sie 
ach immerhin nicht gerade burzer Keise noch semmelwarm ankommen. 
die ruckweise sich vorschiebenden Bribettreihen sehen aus wie 
chwarzglänzende Riesenschlangen in träger Bewegung. Aus den 
Zunkern gehen die Bribetts an die Landkundschaft, aus dem Lager 
verden sie mit der Bahn verfrachtet. 
Es ist ein langer, an Stationen reicher Weg vom feuchten 
Kohlengrus bis zum versandfertigen Bribett. In der Nachbriegszeit, 
esonders während der Ruhrbesetzung, war die Rohbohle so stark 
gefragt, daß die Brikettfabrikation erst in zweiter Linie Lam. Heute 
ist das längst anders geworden. Die Sechenleitung legt größten Wert 
Seche Frielendorf: Kohlenrevier 
Phof. Carl Eigenbrod. Hombora 
uuf die Herstellung guter Bribetts, die Leinem anderen Fabrikat an 
Brennwert nachstehen. Wenn hier und da noch Vorurteile gegen Hassia⸗ 
Sribetts bestehen, so sind sie gänzlich unberechtigt. Unsere heimische 
Industrie, unsere Amtsstuben, Schulen und Haushaltlungen soliten 
nicht außer acht lassen, daß viele Hunderte wackerer Arbeiter aus der 
aãheren und ferneren Umgebung Frielendorfs, aus der Schwalm und 
uus den entlegenen Knülldörfern auf der Seche Frielendorf ihr Brot 
inden. Und es könnten noch Hunderte mehr sein, wenn wir uns 
daran gewöhnen wollten, den heimischen Brennstoffen den Vorzug 
zu geben und damit der Arbeitslosigbeit steuern zu helfen. 
H. Ruppel. 
VDom Pulsschlag der Heimat. 
Schnurrpfeifereien. 
Der Sorn und das Schnapsdortche. 
Anter den Oxriginalen unseres Städtchens werden noch lange 
»Der Sorn“ und seine Fraun, Das Schnapodortche genann 
werden. Wie er zu seinem Spißnamen Sorn gekommen ift, Lann 
finden bei der Feuerung unter den großen Kesseln wieder Ver— 
wendung. 
Wir verfolgen den Weg der geförderten Kohle weiterhln und 
betreten dabei die Kraftzentrale. Staunend stehen wir vor der 
gewaltigen Dynamomaschine mit einem wahrhaften Koloß von 
Schwungrad. Von hier aus wird der weitläufige Betrieb mit Licht 
und Kraft versorgt. Um die Versorgung mit Strom für alle Fälie 
icherzustellen, besteht neben der eignen Anlage auch ein Anschluß 
an, die Uberlandzentrale. Die Kohbohle wird mit Hilfe sinnreicher 
technischer Einrichtungen gesiebt und in verschiedenen Größen um 
ich nur vermuten. Ein langes, klapperdürres Gestell, ausgestattet 
mit einer tiefen Baßstimme, kbonnte er in der Erregung gewaltig 
ufbegehren, so daß Kinder oder Fremde sich von ihm einschüchtern 
ießen. Das mußte auch ein lieber Sunftgenosse, der als neuge⸗ 
»ackener Lehrer erst einige Tage am Orté war, erfahren. Er hat 
Herrn S. nur mit seinem Spißnamen nennen hören und begrüßtl
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.