Auf Heimatwegen.
Glück aufl!
Silder aus dem Braunkbohlenbergwerb Frielendorf.
Oft, wenn ich um Mitternacht mein Tagewerb beschließe, lasse
ch den Blick noch einmal ũber den nachbarlichen Baumgarten nach
Züdwesten schweifen, wo die vielen Lichter der Seche Frielendorj
durch die Nacht winben und wie zu sinnverwirrendem Reigen ver⸗
chlungen scheinen. Dort, denbe ich dann, schaffen wackere Lands
eute in mühevoller Nachischicht und entreißen dem Schoß der Erde
die Stoffe, ohne die eine werteschaffende Industrie, ein dem Aus-
ausch der Güter dienender Verbehr, ein behaglich durchwärmtes
Heim und so manches andere, was der hastende Mensch der Gegen-
wart gedanbenlos als selbstverständlich hinnimmt, gar nicht zu
denken wären. Wie manchmal dachte ich mich hinüber in den
Zeche Frielendorf: Abraumgebiet
Kreis der Bergleute, die mit in vorderster Keihe am Feuerofen
der Kultur stehen. Bald sollte mir auch mit zwei Sobannten
Helegenheit gegeben jein, das Schaffen und Werben auf Sechoe
Frielendorf mit eignen Augen zu sehen.
Anter sach und fachkundiger Führung bonnten wir an einem
ommerlich warmen Apriltag das Grubenfeld, das im Tagbau
heirieben wird, mit seinen verschiedenen Betriebszweigen besichtigen.
Fäumlich hat das Grubenfeld eine ganz respeltable Ausdehnung
und Tiefe, die der im Suge Malsfeld- Treysa Vorũberfahrende
kanm ahnt. 28 km Schmalspurbahngleise durchziehen das Sechen -
gelände und führen in Windungen von den höheren Etagen zu
en tieferen. 2Lobomotiven und ganze Ketten von Kippwagen
ollen auf und ab und hin und her und befördern den Abraum zur
Fernkippe, wo sich neue Berge erheben. Die Hauptmasse des
Abraums bilden Erde (Verwitterungsprodukte), Basaltgeröll und
Ton. Eine Basaltdecke hat, stellenweije von bedeutender Wächtig-
reit, die Braunkohlenflöze ũberlagert. Die beiden mächtigen
Fohlenflöze sind durch eine Tonschicht getrennt. Erde, Sasalt,
Ton und Sand — das alles bann der Bergmann nicht gebrauchen:
xx muß reine Kohle fördern, sonst nimmt sie ihm kbeiner ab, und so
mũssen die genannten Abraummassen weggeschafft werden. Es
sjegt auf der Hand, daß das bostspielig ist und die Kohle verteuern
nuß, aber nicht in dem Maße wie bei Tiefbau, der eine so hoch⸗
rozentige Ausnutzung des Kohlenvorkommens nie zuläßt. Das
Vegschaffen der dünnen Erdschicht und der um, so mãächtigeren
Zajsaltjchicht besorgen die Löffelbagger, die wie fauchende Ungetũme
e steinigen Wande zernagen und wegfressen. Man denbt an
inen ungeheueren Keüer, der mit starken Sähnen die Erde auf-
vpũhlt. Ruhig und sicher dreht sich der Bagger, schlãgt seinen
Anierbiefer, den stahlzähnigen Eisenkasten, von unten her in die
ẽrde und Gesteinmassen, nimmt das Maul tüchtig voll, dreht sich
emãchlich herum zum bereitstehenden Sug und schuttet alles holter⸗
ipolter in einen Kippwagen,. um sich von neuem zur Arbeit
eückzuwenden. Der Sug rückt um eine Wagenlänge vor, und
Phof. Carl Eigenbrod, Homberg
er nächste Baggerkasten füllt den folgenden Kippwagen. So
jeht das mit einer verblüssenden Kuhe und Beharrlichbeit vor sich.
Aber die Arbeiter, die den Bagger bedienen, mãssen stramm auf
em Posten sein, wie ja überhaupt ein jeder Bergmann jtets mit
deib und Seele bei seinem Werk sein muß. Der abgeräumte
Zasalt ist zum Teil geringwertig und wird auf die Abraumhalden
jestürzt. Soweit er aber brauchbar ist, wird er im Sasaltwerk
herarbeitet und für Straßen- und Bahnbau nutzbar gemacht.
Sangs der Gleise schreiten wir am Rand des Abraumgebietes
dahin. Der Führer macht auf verdächtige Kisse im Boden aufmerkjam,
ie den Nbsturz der Erdmajssen befürchten lahsen. Nun klettern
vir an den steilen Hängen schräg in die Tiefe, ins eigentliche
Zohlenrebier. An den Wänden jtehen die schwarzen Gestalten
der Häuer und brechen die Kohle los. Sie rollt durch prabtisch
ingelegte, trichterförmige Schurren in die unten stehenden Wagen,
ie durch eine der beiden Kettenbahnen an den Ort ihrer Be—
timmung gebracht werden. Sweiĩi Eimerkbettenbagger, deren einer
aͤglich Moo Tonnen schaffen Lann, helfen beim Apbbau der Kohle
ind fördern sie selbsttätig in die Kippwagen der Kettenbahn, deren
Hang oder Stilistand durch hin und her erschallende Hornsignale