Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Auf Heimatwegen. 
Glück aufl! 
Silder aus dem Braunkbohlenbergwerb Frielendorf. 
Oft, wenn ich um Mitternacht mein Tagewerb beschließe, lasse 
ch den Blick noch einmal ũber den nachbarlichen Baumgarten nach 
Züdwesten schweifen, wo die vielen Lichter der Seche Frielendorj 
durch die Nacht winben und wie zu sinnverwirrendem Reigen ver⸗ 
chlungen scheinen. Dort, denbe ich dann, schaffen wackere Lands 
eute in mühevoller Nachischicht und entreißen dem Schoß der Erde 
die Stoffe, ohne die eine werteschaffende Industrie, ein dem Aus- 
ausch der Güter dienender Verbehr, ein behaglich durchwärmtes 
Heim und so manches andere, was der hastende Mensch der Gegen- 
wart gedanbenlos als selbstverständlich hinnimmt, gar nicht zu 
denken wären. Wie manchmal dachte ich mich hinüber in den 
Zeche Frielendorf: Abraumgebiet 
Kreis der Bergleute, die mit in vorderster Keihe am Feuerofen 
der Kultur stehen. Bald sollte mir auch mit zwei Sobannten 
Helegenheit gegeben jein, das Schaffen und Werben auf Sechoe 
Frielendorf mit eignen Augen zu sehen. 
Anter sach und fachkundiger Führung bonnten wir an einem 
ommerlich warmen Apriltag das Grubenfeld, das im Tagbau 
heirieben wird, mit seinen verschiedenen Betriebszweigen besichtigen. 
Fäumlich hat das Grubenfeld eine ganz respeltable Ausdehnung 
und Tiefe, die der im Suge Malsfeld- Treysa Vorũberfahrende 
kanm ahnt. 28 km Schmalspurbahngleise durchziehen das Sechen - 
gelände und führen in Windungen von den höheren Etagen zu 
en tieferen. 2Lobomotiven und ganze Ketten von Kippwagen 
ollen auf und ab und hin und her und befördern den Abraum zur 
Fernkippe, wo sich neue Berge erheben. Die Hauptmasse des 
Abraums bilden Erde (Verwitterungsprodukte), Basaltgeröll und 
Ton. Eine Basaltdecke hat, stellenweije von bedeutender Wächtig- 
reit, die Braunkohlenflöze ũberlagert. Die beiden mächtigen 
Fohlenflöze sind durch eine Tonschicht getrennt. Erde, Sasalt, 
Ton und Sand — das alles bann der Bergmann nicht gebrauchen: 
xx muß reine Kohle fördern, sonst nimmt sie ihm kbeiner ab, und so 
mũssen die genannten Abraummassen weggeschafft werden. Es 
sjegt auf der Hand, daß das bostspielig ist und die Kohle verteuern 
nuß, aber nicht in dem Maße wie bei Tiefbau, der eine so hoch⸗ 
rozentige Ausnutzung des Kohlenvorkommens nie zuläßt. Das 
Vegschaffen der dünnen Erdschicht und der um, so mãächtigeren 
Zajsaltjchicht besorgen die Löffelbagger, die wie fauchende Ungetũme 
e steinigen Wande zernagen und wegfressen. Man denbt an 
inen ungeheueren Keüer, der mit starken Sähnen die Erde auf- 
vpũhlt. Ruhig und sicher dreht sich der Bagger, schlãgt seinen 
Anierbiefer, den stahlzähnigen Eisenkasten, von unten her in die 
ẽrde und Gesteinmassen, nimmt das Maul tüchtig voll, dreht sich 
emãchlich herum zum bereitstehenden Sug und schuttet alles holter⸗ 
ipolter in einen Kippwagen,. um sich von neuem zur Arbeit 
eückzuwenden. Der Sug rückt um eine Wagenlänge vor, und 
Phof. Carl Eigenbrod, Homberg 
er nächste Baggerkasten füllt den folgenden Kippwagen. So 
jeht das mit einer verblüssenden Kuhe und Beharrlichbeit vor sich. 
Aber die Arbeiter, die den Bagger bedienen, mãssen stramm auf 
em Posten sein, wie ja überhaupt ein jeder Bergmann jtets mit 
deib und Seele bei seinem Werk sein muß. Der abgeräumte 
Zasalt ist zum Teil geringwertig und wird auf die Abraumhalden 
jestürzt. Soweit er aber brauchbar ist, wird er im Sasaltwerk 
herarbeitet und für Straßen- und Bahnbau nutzbar gemacht. 
Sangs der Gleise schreiten wir am Rand des Abraumgebietes 
dahin. Der Führer macht auf verdächtige Kisse im Boden aufmerkjam, 
ie den Nbsturz der Erdmajssen befürchten lahsen. Nun klettern 
vir an den steilen Hängen schräg in die Tiefe, ins eigentliche 
Zohlenrebier. An den Wänden jtehen die schwarzen Gestalten 
der Häuer und brechen die Kohle los. Sie rollt durch prabtisch 
ingelegte, trichterförmige Schurren in die unten stehenden Wagen, 
ie durch eine der beiden Kettenbahnen an den Ort ihrer Be— 
timmung gebracht werden. Sweiĩi Eimerkbettenbagger, deren einer 
aͤglich Moo Tonnen schaffen Lann, helfen beim Apbbau der Kohle 
ind fördern sie selbsttätig in die Kippwagen der Kettenbahn, deren 
Hang oder Stilistand durch hin und her erschallende Hornsignale
	        
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