Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

werbsmeister steht auf und sagt: „Un ech spreche Sie un Herr Bürger⸗ 
neister. Prost!“ — „Dos freit mech“, meint der Herr Suürgermeister, 
„Ehre, dem je geheert! Warem tut m's dann? Bloß em dos 
eßchen Ehre; sonst hat me doch nechts vom ganzen Amtchen.“ 
Das närrsche Ding. 
Hannbkurt behrte vor ein paar Tagen von, den Soldaten heim, 
bei denen er seine zwei Jahre abgerupft hatte. Anders als 
rüher war manches an ihm geworden. Am dritten Tag machte 
die Waj' Lijebath schon in aller Herrgottsfrühe einen Soesuch, um 
Reuigbeiten aufzuschnappen. „Gott“, jagte Hannkurts Mutter jast 
peinerlich, mit den Kindern hat man so seine Last.“ „Was ist 
denn los?“ forschte die Was' Lijebath eifrig, weil sie glaubte, hier 
zönnte Wasser auf ihre Mühle kommen. „Ich kanns gar nicht 
sagen“, meinte Hannkurts Mutter. Aber Lisekath ließ nicht locker. 
Sprichs nur“, eiferte sie immer wieder an, „sprichs nur!“ „Ach. 
Auf der H 
Heimatyflege. 
ODer Wehrfeiedhos in Berndshausen Krs. Homberg, der 
die Kirche inmitten des Dorfes umgibt und seit Jahren in einem 
pũsten Sustande war, hat ein neues, würdiges Aussehen erhalten. 
Die alten, kunstvoll geformten Grabsteine sind an der Außenwand 
ʒer Kirche aufgestellt und somit vor Verwitterung geschützt. Ein 
euer, mit Natursteinen eingefaßter Weg ist angelegt worden. Auch 
ie alte Dorflinde vor dem kugeldurchlöcherften Tor des Wehr⸗ 
riedhofes hat zur Stützung ihrer weit ausladenden Aste ein neues 
Holzgerũst erhalten und lädt den Wanderer zur Kast am alten, 
eineenen Gerichtstisch ein. — Diese Pflege und Erhaltung eines 
ehenswerten historischen Bauwerks ist um so mehr zu begrũßen, 
As der Berndehäuser Wehrfriedhof zu den schönsten und bester⸗ 
haltensten in Hessen gehört. 
Ausgrabungen. 
Auf dem Büraberg bei Fritzlar, dem Sitz eines Bischofs 
n bonijatianischer Seit, sollen im Auftrage des Ministeriums für 
Zunst, Wißenschaft und Volksbildung durch das hessijche Landes 
mujeum in Cassel Ausgrabungen vorgenommen werden. Prof. De. 
Honderau in Fulda, der auch die Forschungsarbeiten in Fulda 
ind Heesfeld leitete, ist die Leitung der Ausgrabungsarbeiten 
ibertragen worden. Da der Büraberg in jener Seit nicht nur 
in birchlicher Mittelpunbt, sondern zugleich auch ein befestigter 
Ort wan so sind in jeder Hinsicht bedeutende Forschungsergebnisse 
zu erwarten. 
Aus Hersfeld. 
Nach dem Geschäftsbericht des Hersfelder Geschichts⸗ 
bereins wurde im verflossenen Jahre mit Ausgrabungen bei 
Monches begonnen, die für die Ersorschung der Heimatgeschichte 
bedeutsame Ergebnisse zeitigten. — 
Hinter der Stadtlirche am sogenannten Treppchen wurde beim 
Umbaͤu eines Hauses ein frũheres Einfahrttor jfreigelegt, das die 
Jahresʒahl Anno Domini MPUIIl trägt. Danach dürfste man es hier 
nit einem der ältesten Häuser Hersfelds zu tun haben. — 
Das nahe Landecker Amt hatte in früheren Zeiten seine 
zigene malerische Tracht, die bei Mannern im grũnen Beiderwand⸗ 
und der schwarzen Pelzmũtze mit grũnen Bandeern bestand. Die 
Frau trug bei feierlichen Gelegenheiten den jschwarzen Tuchmantel 
t den ererbten silbernen Schnailen und dem Halsgehänge aus 
Siibermũnzen. Die hellrote Farbe bezeichnete die Jungfrau, die 
schwarze die Frau. Der Verwaltung des Hersfelder Museums ist 
zs gelungen, noch zwei alte Frauentrachten und eine Männertracht 
aufrutreiben. Sie sollen im Hersfelder Heimatmuseum der All- 
gemneinheit zugänglich gemacht werden. 
Aus der Rhön. 
Dem blimatisch rauhen und insolgedessen schwach besiedelten 
Khöngebiet steht nicht nur hinsichtlich des Fremdenverbehrs, 
ondern auch in land- und weidewirtschaftlicher Sezʒiehung ein 
eachtenswerter Aufjchwung bevor. Swijchen Kaltennordheim, 
Tann und Fladungen haben Hunderte von Händen in einem als 
Notstandsarbeit zu wertenden Werbe das mit großen und bleinen 
Sasaltblöcken übersäte Gelände von dem harten Gestein befreit, 
dieses zu Haufen geschichtet oder Vertiefungen damit ausgefüllt. 
Die zurũckbleibenden Verwitterungsprodukte des Argesteins sind 
geeigũet, eine gute Krume für Wiesenboden zu bilden. Wo bisher 
zer Lümmerliche Graswuchs nur von Schafherden abgeweidet 
purde oder gaͤr ungenutzt vertrocknete, da entstehen jetzt Groß⸗ 
iehweiden und zweischürige Wiesen, die ausreichende Feuchtigbeit 
haben, zum Teil jogar noch der Lünstlichen Entwässerung bedürfen. 
zu Lieberchen“, brachte Hannkurts Mutter nach viel Sureden 
schenierlich“· por: „Denl mal an, der Jung hat so ein „närrsches“ 
ding mitgebracht, mit dem macht er sich jeden Morgen eine ganze 
Weil im Maul hin und her.“ Schw. 
Wie reimt sich das zusammen? 
Der Mũller Menges in der Obermühle haͤtte gut geschlachtet,. 
ũnf schwere Sauen auf einmal. Das bonnte der, er war betucht. 
Sein Meßzger schnitt jede Seite Speck einmal quer durch, so daß 
ehn Stücke in zwei Körben lagen. Dabei dachte er: „Könntest 
ir eigentlich eine halbe Seite wegbuschbeln (wegschaffen), Menges 
aͤhlt sicher nicht nach und hat doch noch genug“.. Diese Rechnung 
bar aber ohné Leisewith, die juperbluge Mũsserin, gemacht. Die 
zing in den Keller, besah und zählte sämtliche Speckseiten und 
jeß sich dann alobald vernehmen: „Fünf Sau und neun Speck, 
pie reimt sich das zusammen?“ Schw. 
eimatwarte. 
Ddie Größe der auf diese Weise für die Kultur gewonnenen Boden- 
ache ist bedeutend; jo handeit es sich im Dreieck Sella, Tann und 
frankenheim allein um 8000 bis 10000 Hebtar Neugrũnland, das 
ir Gräser, Luzerne und andere Weidepflanzen in Betracht kommt. 
hadurch wird nicht nur der Diehbestand vergrößert, jondern auch 
ie Heuausfuhr nach den Nachbargebieten gesteigert werden. 
)amit hat die Rhön alle Aussicht, in der kommenden Seit eine 
auptviehkammer Deutschlands zu werden. Es wird eine rationelle 
erarbeitung der Milch ünd ihrer Produkte wie in der Schweiz 
ind in Holland angestrebt, um auch in dieser Hinsicht vom Ausland 
imabhãngig zu werden. Prabtische Wiesenbaukunde. Molkereikunde 
ind cin Grünlandinstitut sollen einer modernen Milch und Fleisch- 
roduktion vorarbeitlen. Mit der Bereinigung der Höhenflächen 
ind ihrer Nutzbarmachung geht ein Ausbau der Verbehrswege 
dand in Hand. Damit dürfte sich dem naturschönen Bergland 
ine neue Sukunft erschließen. — 
Sei Erdarbeiten in der Nähe von Hammelburg in der Rhön 
vurde das Fundament eines mittelalterlichen Galgens frei— 
jelegt, desgleichen Skelette von Hingerichteten, die unter dem 
Halgen verscharrt worden waren. 
Aus den Wandervereinen. 
Der Khonblub hat das bleine Schutzhaus auf der Milseburg, 
die unter alien Rhönbergen zweifellos das eigenartigste Gepräge 
uftweist, erweitern lasjen. Der erweiterte Bau kbann etwa vierzig 
dersonen aufnehmen. — 
Der Vogelsberger Höhenklub will am diesjährigen 
himmelfahrtstage ein Ehrenmal für jeine gefallenen Mitglieder 
nthũllen und das große Jugendheim auf der Herchenhainer 
—A 
Erziehungsheim Burg Nordeck. 
Surg Nordeck, der Stammsitz der Freiherren von Nordeck zu 
Kabenau, ist jeßt als Erziehungsheim für schulpflichtige Kinder aus- 
jebaut worden, Die alten Räume sind wieder hergestellt und 
jejchmackvoll eingerichtet. Die herrliche Lage und die moderne 
kinrichtung machen Schloß Nordeck zu einem idealen Erziehungsheim. 
Hessen · Nassauijches Wörterbuch. 
Darũber schreibt Prof. Wrede in Marburg u. a.: 
Das Berichtsjahr ging in gleichmäßiger Arbeit dahin, seitdem 
ie Akademie und die Provbinz ihre vertraglich vereinbarten 
ʒuschũsse wieder aufnehmen bonnten. Die ausgesandten Fragebogen 
ind Fragebarten Lamen pũünbktlich und mit reichem Inhalt zurũck. 
denen, die sie ausgefüllt, gebührt Dank und Anerbennung auch 
r dieses Jahr. Bas Buch von B. Martin „Studien zur 
dialektgeographie des Fürstentums Waldeck und des nordlichen 
keüs des Kreises Franbenberg“ gab die erfreuliche Deranlassung, 
uch das Waldeckerland unserm Wörterbuchbezirk anzugliedern; 
ortige Vortrãge des Verfassers unterstützten das und führten uns 
ine Keihe neuer Mitarbeiter zu. Auch sonst suchten Vorträge 
m Wörterbuchgebiet alte Beziehungen zu festigen und neue zu 
ründen. QAuf der Wörterbuchkonferenz in Erlangen war auch 
inser Wörterbuch vertreten. — Die innere Arbeit hier in Marburg 
ait der Einorduung und Verarbeitung der neuen Eingänge und 
origeseßter Exzerpierung gedruckter Literatur. Der Setftelapparat 
at jetzt die Zaͤhl 1983 o0õ uͤberschritten. Vor allem aber konnte Frel. 
)rivaidozentin Dr. Berthold mit der Ausarbeitung des populären 
diotikons beginnen, und wir erhoffen für das neue Arbeitsjahr 
ie ersten fertigen Druckbogen. 
Nachdruck nur nach Abereinkunft mit dem Her ausgeber gestattet. 
herausgeber Konrad Beruecher. Deuch und Verlag: A. Beenecher, Melsungen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.