VDom Pulsschlag der Heimat.
Bullen hoch, beißen ihn in die Flanben und zerren ihn an den
Fußgelenken.
Der,, dreht nur langsam den Kopf, peitscht mit dem Schwanz
ie Flanken und stößt die Luft aus, daß der Staub um ihn wirbelt.
Dann — ein kurzer Ruck mit dem linken Horn und Max fllegt
eulend in die nächste Haustür. Ein Tritt mit dem Hinterfuß —
Widu wãlzt sich zappelnd im Straßenstaub.
Nun reckt er das wilde Haupt, die
Augen glũhen, die Sehnen und Muobeln
»es gewaltigen Leibes ziehen sich zu⸗
ammen, und mit scharfem, hohlen
Schnauben schießt. er auf Henner
Schũßler zZu.
Die Weiber breischen auf, zerren
ihre Kinder an den Händen und flüchten
hinter die nächsten Haustüren.
Der Hirte nimmt abermals die
Pfeije aus dem Mund, schneller, heftiger,
die Augen ziehen blank, die Peitjsche
ↄfeift durch die Luft, daß die Ringe
ind Bleiknoten in der Sonne blitzen,
uind saust dem Bullen um das blanke
Hehörn.
Mit hartem Schlag fällt der schwere
fFisenring auf seinen Nasenrücken, ein-
nal, und noch einmal, zwischen die
Ohren und über die gloßenden Augen
uind dann auf die Schnauze, hart und
latjchend.
Der Arian steht wie lauschend,
iauernd, und kneift die großen Augen
zu, dieweil ihm die Knoten und Ringe
im den Kopf schlagen und der Peitsche
charfe Schlãge ihm in die Ohren gellen.
Aber dann dreht er sich um und
chaubelt mit der Herde den Weideplätzen
hinter der Grimmũhle zu. J
Seine großen Augen aber glühen
ũckisch.
Breit und flach, vom Wasser der
Geis durchzogen, liegen die Hutewiesen
im Geistal. Mitten daein steht ein alter,
gewaltiger Baum — die Huteeiche.
Kauh und rissig ihr Stamm, breit und dunkbelgrũn ihre Krone.
„An ihren alten starben Leib gelehnt steht Henner Schũßler und
sieht hinaus in den Sonnenglanz, der ũber den Wiesen steht, und sieht
Hirtenschicksjal.
Von Heinrich Allendorf, Heesfeld.
Langsjam zieht die Herde die Untere Frauenstraße hinauf.
Horn zwei Siegen, eine rehbraune und eine schwarzweiße in
hastigem Getrippel, dahinter ein paar Stũücke rokgelbes Kindvieh
n behäbigem wiegenden Gang und
danach in buntem lebhaften Durch-
und Nebeneinander Kühe, Kälber und
Ziegen.
Dahinter geht mit langen Schritten
henner Schüßler, der Hirte, im Leinen-
Attel, auf dem grauen Kopf den grũünen
Strohhut, um den Leib Stricke mit
Kingen und Ketten, unter dem Arme
das verbeulte Horn, in der Hand die
chwere, mit Eisenringen durchflochtene
Neitsche.
Kechts und links neben ihm Max
ind Widu, seine beiden Herdhunde, ein
veißer Spitß der eine, ein schwarzer
HPudel der andere.
In der Herde räbeln sich zweĩ Kinder.
Henner Schüßler nimmt mit der Linken
die Lurze Hängepfeife mit dem Kur—
ürstenkopfe aus der Sahnlũcke, spuckt
dräftig aus und wirft dann mit der
Kechten zwei grelle Peitschenhiebe in
den Dunst von Staub und Mücken, der
iber der Herde steht. Dann setzt er die
Pfeife wieder in die Zahnlücke, tut ein
aar paffende Sũge und läßt sich den
Rauch um die Ohren streichen.
Aus der niedrigen Tür des Eck-
hauses am Anteren Steingraben kritt
der braunrote, breitgehörnte, gewaltige
——A
dinab, laßi die großen biutunterlaufenen
Augen unter der zottigen Stirn herum
gehen, zieht die Lust und die Mäücken
zin, die ihm um das Maul spielen, und
yustet sie wieder aus.
Dann senkt er den Kopf, schnaubt
aut, brummt dumpf und setzt sich in Sewegung, Schritt für Schritt
der Herde entgegen.
Hell und heiß brennt die Sonne, die Menschen sind müde
Mähle bei Appenfeld
Hofphotograph Eberth, Cassel
Schwarzenborn
Hofphotograph Eberth. Cassel
und matt, nur die Bremsen und Mücken fühlen sich wohl und
ühren die Herrschaft. Sogar Max und Widu lassen die Najen
und die roten Sungen bis auf die Erde hängen und schleichen
lrübselig einher.
Dumpf und gewaltig brũllt der Bulle die Leitbuh an, schlãgt
mit der Schwanzquaste nach dem Ungeziefer, das in seinen Weichen
sticht, und jperri der Herde breit und drohend den Weg.
Zenner Schüßler winkt mit der Hand. Von der einen Seite
segt Widu. von der anderen saust Maß heran, sie springen an dem
er Herde zu, die über den Plan weidet, den Schwalben, die wie blaue
SBlitze in der Luft hãngen, hört dem Summen der Fliegen und Mücken
u und läßt seine Seele klingen wie der Glocken Frühlingsgeläut.
Den Bullen haͤtte er vergessen. Der stand hinter dem Weide⸗
usch, rupfte die sjaftigen Blätter ab und glotzte mit glühenden
Augen hinüber, wo der Hiete lehnte und ũber den Frühling sann.
Schritt für Schritt schob er sich näher heran. Fpt stand er
janz still, schielte noch einmal tückisch hinüber, nahm dann den
gewaltigen Kopf ganz kief, schnaubte leise und schoß vorwärts. —