Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Auch die noch übrigen Grenzorte machen Schwierigkeiten: 
Nuisnisazi — Nausis im Nausisser Grund bei Ronshausen, Rubach 
(1070 hube geschrieben) vielleicht im Siebachgrund bei Ronshausen, 
Hirzlaha, wahrscheinlich die nördlich von Herta gelegene Waldstelle 
„Im Hörsel“, Ridaha, vielleicht ein Ort, der in der Gegend des 
eutigen Köder Kopfs und Grunds lag (zwischen der Herfa und 
ʒeimboldshausen, noͤrdlich von diesem). Wer bann's genau sagen? 
Nan darf darauf gespannt sein, zu welchem Ergebnis eĩne junge Hers⸗ 
elderin gekommen ist, die sich vor kurzem in ihrer Dissertation eingehend 
nit dem Territorium der Abtei Hersfeld beschäftigt hat. E. w 
Auf Heimatwegen. 
Im oberen Eßzetal. 
Oon Heinrich Ruppei. 
Mit voerhaltenem Drängen und doch schon voll Erwartung 
tehen die knospenbraunen Buchenwäldeer auf den Höhenzügen, 
prüfen mit den feinen Sweigspitzen die Lenzluft und lassen sich von 
der spärlichen Vorfrühlingssonne 
liebbosen, die auf Augenblicke 
alles übergoldet, auch die Straße 
im Tal und das in blinkbender 
Fülle zwischen Weiden- und 
Eelengesträuch dahinrauschende 
Flũßchen. Die großen Nieder⸗ 
schlagsmengen der winterlichen 
Zeit und der täglich sich siei⸗ 
gernde Autoverbehr haben die 
Straßen auf weite Strecken hin 
in Schlammpfützen und Moxräste 
verwandelt, so daß man sie so⸗ 
viel als möglich meidei und 
Feld, und Waldwege einschlägt, 
die jelten schlechter, meistens 
aber gangbarer sind als die 
Straßen in ihrem jetzigen Su— 
stande. Unter dem Forstort 
Armsnest hin führt die Straße 
Oõlbershaĩn·Wallenstein talauf. 
WDo sie den Wald verlaͤßt, grüßt 
der Blick die Hüttenmühle, 
deren Name an eine vor Seiten 
hier betriebene Waldschmiede 
oder Eisenhütte erinneri. An 
der Oberfoörsterei vorbeĩ, betritt 
der Wanderer das Dorf Wallen⸗ 
tein a. d. Efze. Es entjtand im 
Anschluß an die Surg und wird 
ʒuerst 1585 erwähnt, zu welcher 
Zeit es wie jetzt noch nach Hũlsa 
eingepfarrt war. (Keimer, Hist. 
Ortslexikon f. Kurh.) Sum Ge⸗ 
richt Wallenstein gehörten 1594 
außer Wallenstein selbst noch 
Appenfeld, Hñlsa und Salzberg. 
In einem Seitentale der 
Efze erheben sich unweit des 
Dorfes die Trũmmer der Burg 
Wallenstein. Der Erbauer 
der Burg wählte sich einen ins 
Waldtal vorgeschobenen Felsen⸗ 
opf, der nach drei Seiten steil 
abfällt und nur nach Osten hin 
durch einen flachen Sattel, auf 
dem sich eine uralte, sehens— 
werte Linde von gewaltigen 
Ausmaßen erhebt, mit dem ũberragenden Gebirgsstock zujammen- 
hängt. Von Sñdosten über die Fischteiche hinweg gesehen oder 
auch im Hochschloß zwischen den hohen Mauerresten mächen die 
Burgtrümmer immer noch einen ũberwältigenden Eindruck. Wald⸗ 
däãume wie Ahorn, BSirbe und Eberesche haben sich auf der Stätte 
der Serstörung angesiedelt und umbleiden sommertags die Mauern 
mit ihrem lebendigen Grün und herbsttags mit dem leuchtenden 
Sunt der Blatter und der Seerendolden. Am schonsten jedoch 
ist der Anblick im Frühling, zur Zeit der Schlehenblüte. Dann 
gleicht der steile Südhang des Burgberges einem schaäumenden 
Slũtenbatarabt, der sich in die spiegelnde Flache des Teiches hin⸗ 
unterstürzt. Doch dieser Teich walli nicht empor; friedlich liegt er 
in seinen Afern und spiegelt den schlohweißen Slũfenhang mit den 
gezackten Mauern und dem strahlenden Himmel darüber. Ein 
Bild zum Nievergessen. 
.In der Geschichte der Burg Wallenstein treten uns viele 
eitterliche Gestaiten entgegen, von denen ein andermal die Rede 
sein mag. Suerst wird die Burg 1223 unter dem Namen Walden— 
tein genannt. Damals war sie im Besitß des Grafen Albert von 
Schaumburg (bei Hof), dessen Nachkommen zwar den Grajentitel 
erloren (1288), aber im Hessenlande dennoch mächtig und an— 
esjehen waren. Alberts gleichnamiger Sohn verbaufte 1250 seine 
Zurg Wallenstein an den Abt Werner von Heesfeld, erhielt sie 
ber — wahrscheinlich als hersfeldisches Lehen — wieder zurũck und 
erbaute jenseits im oberen 
Beistal das Schloß Neuwallen- 
tein, jeßt Neuenstein, dessen 
1267 als novum Waldinstein 
zestmalig Erwähnung geschieht. 
Zeitweise besaßen die Herren 
oon Homberg die Burg Wallen⸗ 
tein allein (1332 38) oder ge⸗ 
neinsam mit den Herren von 
Vallenstein. Auch die von Elben, 
bon Reckrod, von Schachten und 
bon Hund hatten Anteil an 
dem Burgsiß. Im Dreißig- 
jährigen Krieg bewohnte Gott⸗ 
ried von Wallenstein die Burg, 
die 1637 von den Kaiserlichen 
zerstört wurde, doch Wohnsitz 
blieb bis um 1750. Im 18. Jahr⸗ 
hundert war der ganze Besitßz 
vpieder in der Hand derer v. 
—XEO 
1145 mit dem Aussterben des 
Heschlechts im Mannesstamme 
an Hessen heim. Die Erbtochter 
des Geschlechts bestimmte das 
große Familienvermögen zur 
Bründung eines Fräuleinstifts 
in der Freiheit zu Homberg, 
vwo die Wallensteiner einen 
Burgsitz bejaßen. Seit 1832 ist 
diejes freiadelige Stift in Fulda. 
Nach W. Vesper, Der Kreis 
Homberg.) 
Wir verlassen die nachdenk⸗ 
sich stimmenden Burgtrümmer 
und wandern an den Fijchteichen 
orũber und waldwärts dem 
eieselnden Bach entgegen. Bald 
Juert ein Fußpfad den grünen 
WViejsengrund, um drüben steilauf 
zum Lindengehege und hinũber 
aach Kaboldshausen zu führen, 
dejjen Kirche das Erbbegräbnis 
derer v. Wallenstein auf Schloß 
Neuenstein enthält. Doch wir 
teigen den Talgrund hinan und 
betreten den Waldweg, der uns 
in kaum halbstündiger Wande- 
ung hinaufführt zum Predigerstuhl (492m h.), wo sechs Wege 
us allen Himmelsrichtungen zujsammenlaufen: von Kaboldshausen, 
Salzberg, Grebenhagen (Semmelberg), Appenfeld, Wallenstein 
ind Ellingshaujen (Pommer). An den Predigerstuhl knũpft sich 
ine unserer schönsten und heute noch im Volksbewußtsein lebenden 
Sagen, die in diesen Heimatblättern festgehalten zu werden verdient: 
Als die Ritter von Wallenstein noch auf ihrer Burg jaßen, 
ebte im Dorfe Wallenstein ein armer Waisenknabe. Da das 
æZirchdorf Oberhülsa ohne Pfarrer war, mußte der Knabe über 
en weiten Wald nach Raboldshausen in die Pfaerrstunde gehen. 
—X 
zebiet den Weg. Suchend irrte er umher. Schon war die Nacht 
iahe, und die wilden Tiere heulten in den Tiefen des Waldes. 
ẽẽr wußte nicht mehr Weg noch Steg und lief aufs Geratewohl 
»eiter. Suletzt jank er ermattet auf die Knie, und in seiner 
odesangst erhob er die Hände zu Gott und betete laut: „Seige 
air, Herr, den Weg deiner Rechten!“ (Pjalm 119, 33) — ein 
Vort, das der Pfarrer in der Konfirmandenstunde erklärt hatte. 
F— 
Wie sich geruhsam die Schollen wenden 
Hinter dem falben Stiergespann, 
Venn, den Pflugsterz in schwieligen Händen, 
Sinnend schreitet der Bauersmann! 
Furche an Furche wie Keihen von Lettern, 
Und dann fallen die Körner hinein, 
Und der Herrgott geht drüber in Wettern 
Und in Kegen und Sonnenschein. 
Wie die Schollen die Mühe danken: 
Ahrengold wogt von Gewann zu Gewann. 
Muchtig getürmte Fuder schwanken 
Hinter dem falben Stiergespann.. 
Scharwerk.
	        
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