Auch die noch übrigen Grenzorte machen Schwierigkeiten:
Nuisnisazi — Nausis im Nausisser Grund bei Ronshausen, Rubach
(1070 hube geschrieben) vielleicht im Siebachgrund bei Ronshausen,
Hirzlaha, wahrscheinlich die nördlich von Herta gelegene Waldstelle
„Im Hörsel“, Ridaha, vielleicht ein Ort, der in der Gegend des
eutigen Köder Kopfs und Grunds lag (zwischen der Herfa und
ʒeimboldshausen, noͤrdlich von diesem). Wer bann's genau sagen?
Nan darf darauf gespannt sein, zu welchem Ergebnis eĩne junge Hers⸗
elderin gekommen ist, die sich vor kurzem in ihrer Dissertation eingehend
nit dem Territorium der Abtei Hersfeld beschäftigt hat. E. w
Auf Heimatwegen.
Im oberen Eßzetal.
Oon Heinrich Ruppei.
Mit voerhaltenem Drängen und doch schon voll Erwartung
tehen die knospenbraunen Buchenwäldeer auf den Höhenzügen,
prüfen mit den feinen Sweigspitzen die Lenzluft und lassen sich von
der spärlichen Vorfrühlingssonne
liebbosen, die auf Augenblicke
alles übergoldet, auch die Straße
im Tal und das in blinkbender
Fülle zwischen Weiden- und
Eelengesträuch dahinrauschende
Flũßchen. Die großen Nieder⸗
schlagsmengen der winterlichen
Zeit und der täglich sich siei⸗
gernde Autoverbehr haben die
Straßen auf weite Strecken hin
in Schlammpfützen und Moxräste
verwandelt, so daß man sie so⸗
viel als möglich meidei und
Feld, und Waldwege einschlägt,
die jelten schlechter, meistens
aber gangbarer sind als die
Straßen in ihrem jetzigen Su—
stande. Unter dem Forstort
Armsnest hin führt die Straße
Oõlbershaĩn·Wallenstein talauf.
WDo sie den Wald verlaͤßt, grüßt
der Blick die Hüttenmühle,
deren Name an eine vor Seiten
hier betriebene Waldschmiede
oder Eisenhütte erinneri. An
der Oberfoörsterei vorbeĩ, betritt
der Wanderer das Dorf Wallen⸗
tein a. d. Efze. Es entjtand im
Anschluß an die Surg und wird
ʒuerst 1585 erwähnt, zu welcher
Zeit es wie jetzt noch nach Hũlsa
eingepfarrt war. (Keimer, Hist.
Ortslexikon f. Kurh.) Sum Ge⸗
richt Wallenstein gehörten 1594
außer Wallenstein selbst noch
Appenfeld, Hñlsa und Salzberg.
In einem Seitentale der
Efze erheben sich unweit des
Dorfes die Trũmmer der Burg
Wallenstein. Der Erbauer
der Burg wählte sich einen ins
Waldtal vorgeschobenen Felsen⸗
opf, der nach drei Seiten steil
abfällt und nur nach Osten hin
durch einen flachen Sattel, auf
dem sich eine uralte, sehens—
werte Linde von gewaltigen
Ausmaßen erhebt, mit dem ũberragenden Gebirgsstock zujammen-
hängt. Von Sñdosten über die Fischteiche hinweg gesehen oder
auch im Hochschloß zwischen den hohen Mauerresten mächen die
Burgtrümmer immer noch einen ũberwältigenden Eindruck. Wald⸗
däãume wie Ahorn, BSirbe und Eberesche haben sich auf der Stätte
der Serstörung angesiedelt und umbleiden sommertags die Mauern
mit ihrem lebendigen Grün und herbsttags mit dem leuchtenden
Sunt der Blatter und der Seerendolden. Am schonsten jedoch
ist der Anblick im Frühling, zur Zeit der Schlehenblüte. Dann
gleicht der steile Südhang des Burgberges einem schaäumenden
Slũtenbatarabt, der sich in die spiegelnde Flache des Teiches hin⸗
unterstürzt. Doch dieser Teich walli nicht empor; friedlich liegt er
in seinen Afern und spiegelt den schlohweißen Slũfenhang mit den
gezackten Mauern und dem strahlenden Himmel darüber. Ein
Bild zum Nievergessen.
.In der Geschichte der Burg Wallenstein treten uns viele
eitterliche Gestaiten entgegen, von denen ein andermal die Rede
sein mag. Suerst wird die Burg 1223 unter dem Namen Walden—
tein genannt. Damals war sie im Besitß des Grafen Albert von
Schaumburg (bei Hof), dessen Nachkommen zwar den Grajentitel
erloren (1288), aber im Hessenlande dennoch mächtig und an—
esjehen waren. Alberts gleichnamiger Sohn verbaufte 1250 seine
Zurg Wallenstein an den Abt Werner von Heesfeld, erhielt sie
ber — wahrscheinlich als hersfeldisches Lehen — wieder zurũck und
erbaute jenseits im oberen
Beistal das Schloß Neuwallen-
tein, jeßt Neuenstein, dessen
1267 als novum Waldinstein
zestmalig Erwähnung geschieht.
Zeitweise besaßen die Herren
oon Homberg die Burg Wallen⸗
tein allein (1332 38) oder ge⸗
neinsam mit den Herren von
Vallenstein. Auch die von Elben,
bon Reckrod, von Schachten und
bon Hund hatten Anteil an
dem Burgsiß. Im Dreißig-
jährigen Krieg bewohnte Gott⸗
ried von Wallenstein die Burg,
die 1637 von den Kaiserlichen
zerstört wurde, doch Wohnsitz
blieb bis um 1750. Im 18. Jahr⸗
hundert war der ganze Besitßz
vpieder in der Hand derer v.
—XEO
1145 mit dem Aussterben des
Heschlechts im Mannesstamme
an Hessen heim. Die Erbtochter
des Geschlechts bestimmte das
große Familienvermögen zur
Bründung eines Fräuleinstifts
in der Freiheit zu Homberg,
vwo die Wallensteiner einen
Burgsitz bejaßen. Seit 1832 ist
diejes freiadelige Stift in Fulda.
Nach W. Vesper, Der Kreis
Homberg.)
Wir verlassen die nachdenk⸗
sich stimmenden Burgtrümmer
und wandern an den Fijchteichen
orũber und waldwärts dem
eieselnden Bach entgegen. Bald
Juert ein Fußpfad den grünen
WViejsengrund, um drüben steilauf
zum Lindengehege und hinũber
aach Kaboldshausen zu führen,
dejjen Kirche das Erbbegräbnis
derer v. Wallenstein auf Schloß
Neuenstein enthält. Doch wir
teigen den Talgrund hinan und
betreten den Waldweg, der uns
in kaum halbstündiger Wande-
ung hinaufführt zum Predigerstuhl (492m h.), wo sechs Wege
us allen Himmelsrichtungen zujsammenlaufen: von Kaboldshausen,
Salzberg, Grebenhagen (Semmelberg), Appenfeld, Wallenstein
ind Ellingshaujen (Pommer). An den Predigerstuhl knũpft sich
ine unserer schönsten und heute noch im Volksbewußtsein lebenden
Sagen, die in diesen Heimatblättern festgehalten zu werden verdient:
Als die Ritter von Wallenstein noch auf ihrer Burg jaßen,
ebte im Dorfe Wallenstein ein armer Waisenknabe. Da das
æZirchdorf Oberhülsa ohne Pfarrer war, mußte der Knabe über
en weiten Wald nach Raboldshausen in die Pfaerrstunde gehen.
—X
zebiet den Weg. Suchend irrte er umher. Schon war die Nacht
iahe, und die wilden Tiere heulten in den Tiefen des Waldes.
ẽẽr wußte nicht mehr Weg noch Steg und lief aufs Geratewohl
»eiter. Suletzt jank er ermattet auf die Knie, und in seiner
odesangst erhob er die Hände zu Gott und betete laut: „Seige
air, Herr, den Weg deiner Rechten!“ (Pjalm 119, 33) — ein
Vort, das der Pfarrer in der Konfirmandenstunde erklärt hatte.
F—
Wie sich geruhsam die Schollen wenden
Hinter dem falben Stiergespann,
Venn, den Pflugsterz in schwieligen Händen,
Sinnend schreitet der Bauersmann!
Furche an Furche wie Keihen von Lettern,
Und dann fallen die Körner hinein,
Und der Herrgott geht drüber in Wettern
Und in Kegen und Sonnenschein.
Wie die Schollen die Mühe danken:
Ahrengold wogt von Gewann zu Gewann.
Muchtig getürmte Fuder schwanken
Hinter dem falben Stiergespann..
Scharwerk.