Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Die Katze antwortet: 
„Brock mir Wecke und Milch ein: 
Will der Herr mein Gast sein?“ 
„Dankschön, Frau Katze“, antwortete der Wolf, „die Frau 
Füchsin nicht zu Haus?“ Die Katze sprach: 
Sie sitzt droben in der Kammer, 
Seweint ihren Jammer, 
SBeweint ihre große Not, 
Daß der alte Herr Fuchs ist tot.“ 
Der Wolf antwortete: 
„Will Sie haben einen andern Mann, 
So soll Sie nur heruntergahn.“ 
—AX 
Und ließ ihr Seilchen rummer gahn, 
Sis sie kam vor den langen Saal, 
Klopft an mit ihren fünf goldenen Ringen: 
„Frau Füchsin, ist Sie drinnen? 
Will Sie haben einen andern Mann, 
So soll Sie nur heruntergahn.“ 
Die Katze weist wieder die mißliebigen Freier ab, und als 
ein junger Fuchs Gnade vor den Augen der Frau Füchsin gefunden 
hat, heißt dieselbe ihre Magd das Hochzeitsfest bereiten: 
„Katze, kehr die Stube aus 
Und schmeiß den alten Fuchs zum Fenster hinaus, 
Bracht' jo manche dicke, fette Maus, 
Fraß sie immer alleine, 
Hab mir aber keine.“ 
Sehr lustig ist eine Katzengeschichte zu lesen, die wir in dem 
Mãrchen von den drei Glũcksbindern sinden. Der sterbende Vater 
chenbt dem jũngsten seiner drei Soͤhne eine Kahe, und dieser geht 
aus, sie an den Mann zu bringen. Das Märchen fährt fort: .. 
„Solange er auf dem festen Lande blieb, war nichts auszurichten. 
Es gab allerorten Katzen und waren ihrer so viele, daß die deu— 
gebornen Jungen meist im Wasser ersäuft wurden. Endlich ließ 
er sich auf eine Insel ũbersehen, und es traf sich glücklicherweije, 
daß dort noch niemals eine gejehen war, und dort die Mäuse so 
ũberhand geriommen hatten, daß sie auf den Tischen und Bänkben 
kanzten, der Hausherr mochte daheim sein oder nicht. Die Seute 
ammerten gewaltig über die Plage, der König seibjt wußte sich 
in seinem Schlosje nicht dagegen zu retten: in allen Ecken pfiffen 
Mause und gernagten, was sie mit ihren Zahnen nue peden 
konnten. Da fing nun die Katze ihre Jagd an und hatte bald in 
paar Sale gereinigt, und die Seute baten den Koönig, das Wunder 
lier für das Keich zu Lausen. Der Konig gab gerne, was gesordert 
wurde, das war ein mit Gold beladener Maulesel, und der dritte 
Seuder bam mit den allergrößten Schätzen heim. 
Die Katze machte sich in dem königlichen Schlosse mit den 
Maujen eine rechte Lust und biß so viele kol, daß sie nicht mehr 
zu zãhlen waren. Endlich ward ihr von der Arbeit heiß, und sie 
bekam Durst; da blieb sie stehen, drehte den Kopf in die Höhe 
und schrie: Miau, miau Ver König jamt allen seinen Louten. 
als sie das seitsame Geschrei vernahmen, erschraben und liefen in 
ihrer Angst jämtlich zum Schloß hinaus. Unten hielt der König 
Zat, was zu lun das BSeste ware;, zuletzt ward beschlossen, einen 
Herold an die Kahe abzuschiden und sie aufzufordern, das Schloß 
zu verlassen oder zu gewärtigen, das Gewali gegen sie gebraucht 
wũrde. Bie Rate jagten: „Lieber wollen wir uns von den Mäusen 
plagen lassen, an das Abel sind wir gewöhnt, als unser Leben 
einem solchen Untier preisgeben.“ Ein Edeiknabe mupßte hinauf · 
gehen und die Katze fragen, ob sie das Schloß gutwillig räumen 
wollte? Die Katze aber, deren Durst nur noch größer geworden 
war, antwortete bloß: „Miau, miau“. Der Edelknabe verstand: 
Durchaus nicht, durchaus nicht“ und überbrachte dem Konig die 
Antwort. „Nun“, sprachen die Käte, soll sie der Gehpalt weichen.“ 
Es wurden Kanonen aufgeführt und das Haus in Brand geschossen. 
Als das Feuer in den Saal kam, wo die Katze saß, sprang sie giucuüch 
zum, Fenster hinaus; die Belagerer horten aber nicht eher auf, 
als bis das ganze Schloß in, Grund und Boden geschossen war.“ 
De Kaßhe in ihrer Naschhafligkeit, Verschiagenhen ud Unteeae 
schildert auderordentüch anschaunch das Märchen von „Katze und 
ene in Gesellschaft⸗ Durch schöne Versprechungen ist es der 
atze gelungen, eine Maus zu betdren, mit ihr gemeinsame Wirt 
schaft zu machen. Ein Topfchen Fett wird als Wintervorrat gekauft 
und auf den Kat der Katze unter dem Altar der Kirche, s dem 
— Orte, aufbewahrt. Als die Kahe jedoch nach dem Fett 
Zente verspũrt, entschuidigt sie sich bei der Maus, daß sie zu einer 
Freg gebeten sei, schleicht hin und seckt die fette Haut ab. Auf 
e Frage der Maus nach dem Namen de⸗ Kindes. sagt die Kaße 
in trockener Frechheit Hautab“ und verteidigt den Namen, daß 
er nicht schlechter sei als andere auch. Nach einiger Seit wieder⸗ 
yolt die Katze die Komödie, frißt das Töpfchen heimlich halb aus 
ind läßt das Kind auf den Namen „Halbaus“ getauft sein, ohne 
ich an die Verwunderung der Maus zu behren. Ais sie aber 
ndlich erblärt, ein drittes Mal zu Gevatter gebeten worden zu 
ein, wird die gute Maus argwöhnisch, und als das dritte Kind 
aach den Worten der Katze gar den Namen „Ganzaus“ erhalten 
at, schũttelt sse den Kopf, doch gibt sie sich zufrieden. Als endlich 
die Winternot an die Türe pocht, erinnert die Maus ihre Genossin 
an den Fettvorrat. Die Katze macht wohl eine zweideutige Be— 
nerkung, doch geht sie mit in die Kirche, wo es angesichts des 
eeren Fettopfes der Maus endlich blar wird, was die Mamen der 
angeblichen Patenkbinder der Katze bedeuten. Doch als die getäuschte 
Maus der Katze Vorhaltungen ũber ihre Untreue machen will, beißt 
hre die Katze den Kopf ab. Mit den nachdenblichen Worten: „Siehst 
du, so gehts in der Welt“, schließt das Märchen. 
Fuchs und Katze, die beiden Meister in Listen, messen in dem 
Ileichnamigen Märchen ihre Kräfte, und die Katze bleibt Siegerin. 
Die Kattze begegnet in einem Walde dem Fuchs und spricht 
hne freundlich an. Der Fuchs jedoch ist voller Hochmut und 
eschimpft die Katze: „O du armseliger Barlputzer, du buntscheckiger 
Narr, du Hungerleider und Mäusejäger. was kommt dir in den 
Sinn? Du unferstehst dich, mich zu fragen, wie mirs gehe? Was 
ast du gelernt? Wieviel Künste verstehst du?“ Die Katze ant- 
vortet bescheiden, daß sie nur eine einzige Kunst verstünde, und 
nuf die Frage, welche Kunst das sei. sagt sie: „Wenn die Hunde 
zinter mir her sind, so bann ich auf einen Baum springen und 
nich retten.“ — „Ist das alles?“ fragt der Fuchs, „ich bin Herr 
iber hundert Künste und habe überdies noch einen Sack poll Siste. 
du jammerst mich, bomni mit mie, ich wili dich lehren, wie man 
en Hunden entgeht.“ Indem bommt ein Jäger mit seinen Hunden 
eran, die Katze rettet sich durch einen Sprung auf den Baum, und 
dährend die Hunde den Fuchs packen und hauten, ruft sie ihm aus 
cherer Höhe hohnvoll zu, er möge jetzt seinen Saäck aufbinden. 
Ei, Herr Fuchs, Ihr bleibt mit Euern hundert Känsten stecken. 
dãättet Ihr heraufkriechen Lönnen wie ich, so wärs nicht um Euer 
deben geschehen.“ 
Als der alte Sultan in dem gleichnamigen Märchen Beistand 
ucht in seiner Fehde mit dem Wolf, findet er nur eine arme Katze 
nit drei Beinen, die ihm helfen wiil. Die herkömmliche Feind 
chaft zwischen Hund und Katze erscheint hier ausgeschaͤltet, und 
ie Hilfe der Katze muß um so höher gewertet werden, als das 
kier nur humpeln bann und vor Schmerz den Schwanz in die Höhe 
treckt. Die Gegner jedoch halten den gekrümmten Schwanz fuͤr 
inen Säbel und glauben, daß das Tier, so oft es hüpft, einen 
Ztein aufhebt, sie damit zu werfen. Der Wolj springt vor Angst auf 
inen Baum, und das wilde Schwein verkriecht sich ins Laub. 
doch als die Katze, die seine Ohren für Mause hält, hineinbeißt, 
äuft es schreiend davon, und der Wolf nimmt von dem Hunde 
en Frieden an. 
Unter dem traurigen Schicksal der altgewordenen Haustiere 
at auch die Katze zu leiden. .... Weil ich nun zu Jahren Lomme, 
neine Sähne stümpf werden und ich lieber hinter dein Ofen sitze 
ind spinne als nach Mäusen herumjage, hat mich meine Fraͤu 
rjãaufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun 
st guter Rat teuer...“ blagt eine Katze und schließt sich dann 
en Bremer Stadtmusibanten an. Quch gegen den bösen Herren 
torbes zieht die Katze mit ins Feld, setzt sich ins Kamin und 
virft ihm das Gesicht voll Asche, und im Schlaraffenlande sollen 
—— einmal zweĩ Katzen einem Bären die Sunge ausgebratzt 
aben. 
Das unheimliche, lautlose Wesen der Katze als Nachttier hat 
ie —* zur Begleiterin der Hexen und Sauberinnen 
gemacht. 
Als der arme Soldat in dem Märchen „Das blaue Licht“ 
as ihm erschienene schwarze Männchen auffordert, hinzugehen 
ind die alte Hexe, die ihn betrũügen wollte, zu binden und vor 
hericht zu führen, da dauert es nicht lange, so bommt sie auf 
inem wilden Kater mit furchtbarem Geschrei schnell wie der Wind 
orbeigeritten. 
In dem Märchen von Jorinde und Joringel heißt es sogar, 
daß die Erzzauberin sich am Tage zur Kaße oder Nachteule 
nachte, des Abends aber wieder wie ein Mensch erschien. 
Außerordentlich gespensterhaft wirbt die Erscheinung der beiden 
roßen schwarzen Kahen in dem verwünschten Schloß im Märchen 
on einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. Der Junge, der 
ich im Kamin ein Feuer anbläst, hört die Kahen vor Frost schreien, 
ind als er sie herbeiruft, kommen sie in gewaltigem Sprung herbei. 
etzen sich zu jeinen Seiten und schauen ihn mit feutigen Augen 
vild an. Nach einiger Seit schlagen sie dem Jungen vort,. mit ihnen
	        
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