vestfãlijsche Regierung für 33/2 Thaler verkauft. Der Schloßberg
elbst wurde öffentlich ausgeboten und von der Stadt jür 1609 Thaler
ingekauft. Nach Rückbehr des Kurfürsten nahm die Regierung
ber wieder Besitz von dem Schloßberg, der dann aber auf Be—
chwerde 1816 der Stadt gegen einen Erbleihezins von 2 Sgre.
berlassen wurde. Im Jahre 1851 wurden die noch stehenden
Außenmauern gründlich ausgebessert und das ehemalige Burgtor
»assierbar hergestellt. Seitdem wurden jährlich vom Slaate Geld⸗
nittel zur Unterhaltung der Mauern aufgewendet.
Was die Bestũckung des Schlosses anbetrifft, so finden wir in
em, Artillerieverzeichnis von 1544 als an den Artillerieparb
hilipps des Großmütigen abgegeben 1. ein bleines gegossenes
jalkonet. das zuvor ohne Lafeite, dann aber mit neuer Lafette
ersehen wurde, 2. in gleicher Weise 1 Kammerbüchse mit
Kammern, 3. 2 alle gegossene Stilhacken, die ausdrũcklich als
»om Schlohe gekommen bezeichnet wurden. Weiter führt das
derzelchnis als auf dem Schloß vorhanden 150 Tonnen Pulver
in, die ein Rohgewicht von 181 Sentnern und 20 Pfund hatten.
Es ist nicht zu perkennen, daß dieser gewaltige Pulvervorrat wie
auf der Burg Felsberg der Stadt recht gefährlich werden bonnte.
Betrachten wir nun die Burgstätte, wie sie sich heute noch
bietet, so sehen wir ein langgestrecktes
Polygon von Mauerwerk am Gipfel des
ũdlich der Stadt sich steil erhebenden Burg⸗
hergs, in dessen einem einspringenden
Winbel das wiederhergestellte Burgtor liegt.
Innerhalb des Polygons erbennen wir an
MaueranschlũssenSpuren vonGebãuden und
etwa in der Mitte des Platzes einen großen
Schuttbegel, wo der quadratische Turm stand.
Auf der Nord⸗ und Ostjseite ist eine ZIwinger⸗
mauer mit einer Vorburg vorgelagert, in
der runde, hinten offene Tũrme stehen.
Dilichs Sild von 1595, von dem ich
in Umzeichnung einen Ausschnitt gebe,
zeigt auch 4 Swingertũrme und die Haupt⸗
burg als eine Gruppe von hohen Gebaͤuden,
die von dem gewaltigen Hauptturm ũüber⸗
ragt werden. Das Bild zeigt auch, wie
heute noch zu sehen, den Anschluß der
Stadtmauer aus der Ost- und Nordseite,
die am Hang hinabläuft, aus Pfeilern und
Nischen gebildet und von Schalentürmen
durchbrochen wird. Dilich zeichnet auf der
Ostseitle der Stadt und des Schloßbergs
2 Tũrme und ein von einem Turm flan⸗
Liertes Tor (das Obertor), auf der West⸗
seite 5 Türme, davon 2 auf der Wenigen-
burg, auf der Nordseite 83 Türme. Je
zin quadratischer Turm auf der Oste und
Nordjeite ist ein Torturm des Untertores
und Kasseler Tores. Daneben existierte
ch das Neue Tor. — In einem besonderen Aufsaß gedenke ich
iuf die Entwicklung der Stadt und ihrer Befestigung sowie die
emerbenswertesten Gobãude der Stadt näher einzugehen.
Dom Pulsschlag der Heimat.
Wilhelm Schäfer.
Zum 60. Geburtstag am 20. Januar.
Als die hessische Landesuniversität Marburg ihr vierhundert-
ãhriges Bestehen feierte, hat sie eine Reihe im geistigen, wirt⸗
schaftlichen und staatlichen Leben stehende Personen durch abd-
demische Würden ausgezeichnet. Anter der nicht geringen Sahl
dieser Persönlichkeiten befand sich auch ein deutscher Dichter —
Wilhelm Schafer, und wenn auch anzunehmen ist, daß seine Zu—
gehörigleit zum hessischen Volksstamm bei der Verieihung der
Wũrde eines Ehrendobtors an ihn eine Rolle gespielt hat, so
dũefte doch seine dichterische Leistung selbst nicht weniger ins Ge—
wicht gefallen jein. Und in der Tat: Wie ein Mensch durch den
Millen allein, dessen Kraft freilich von dem vor seiner Geburt
schon wirksamen Schickjal samengleich in ihn gesenkt wurde, dazu
gelangen kbann, nicht nur sein schöpferisches Wesen zu behaupten,
ondern auch aus diesem Wesen heraus eine geistige Welt zu formen,
die völlig eigen und für lange Dauer geartet ist — dafüe bietet
die Entwicklung des Dichters Wilhelm Schäfer ein Beispiel von
ejonderer Wũrde.
Im Lurhessischen Ottrau geboren, fand er sich zunächst ge-
wungen, auf die Heimat zu verszichten, die seiner Fämilie durch
491, 900, 1500 und 1500 war der Landgraf mit Gefolge hier.
500 stand er hier bei einem Kinde des Amtmanns Gevaiter.
Von 1409 bis 1510 finden sich Ausgaben für bauliche Unlter⸗
haltung der Burg in den Rentereirechnungen.
VDon 1480 ab war Timo von Wildungen Amtmann, der
Burglehen auf der Altenburg, auf Burg Homberg, Niedenstein
und Gudensberg haͤtte. 1498 wurden die landesherrlichen Gebäude
auf der Burg dem Amtmann auf der Burg zur Wohnung über—
wiesen, 1499 Um und Neubauten vorgenommen.
AÜber die einzelnen Gebäude auf der Burg wissen wir fol
gendes: Urkbundlich werden ein Turm, ein Stockhaus, eine Stein⸗
kemenate, eine Kapelle, ein Saal, die Fleijchkammer, Küche,
Schlafkammer. die Milchkammer auf dem Vorwoerk, die Schlaf—
kammer des Schafmeisters, die Kammer, da des Amtmanns „maget
innen lag“, das Backhaus, das Säuhaus, der Schweineboben, das
Hũhnerhaus, der Marstall, die Stube des Schreibers in dem
Dorwerk, der Schafstall, die Stube des Amtmanns und das
Pforthaus genannt.
1460 wurde das Herrenhaus neu gedeckt, 1470 der Saal neu
gedielt, 1491 arbeiteten die Simmerleute am alten Stockhaus und
dem Tuem, 1499 wurden an den meisten der oben genannten
Käume umfassende Ausbesserungen vor⸗
genommen, 1500 einem Kunz Kiemen-
schneider 10 b. gegeben dafür, daß er in der
Amtmannsstube einen Ofen machte. Su
diejer Seit wurden auch Kornböden und
Gefängnisje eingerichtet. Nach 1550 ver⸗
sielen die Gebäude immer mehr, sodaß
schon 1570 das Salbuch beine herrschaft-
lichen Gebäude auf dem Schloß ver—
zeichnet. Am 10. 53. 1613 berichteten die
SBeamten zu Gudensberg an den Land—
und Kriegsrat, auch Seugobristen zu Kassel
Hans Heinrich von Siegerode, daß in der
Nacht eine Ecke an dem Turm auf dem
Schloß nahe dem Schloßtor herabgefallen
el und ein solcher Riß, daß mit einem
Jänzlichen Susammensturz zu rechnen sei,
veshalb sie um Entsendung von Bau⸗—
erstãndigen bitten. 1607 war bereits die
Kapelle mit dem Pankbratiusaltar ein—
gestürzt. 1640 verbrannte das Pulver—
haus, an dessen Stelle 16051 ein neues er—
baut wurde. Dieses wurde 1806 durch
die Franzosen zerstört. Der Brand des
Alten Pulverhauses erfolgte während des
Sinfalls baiserlicher Truppen und der
Plünderung der Stadt, wobel die Ein—
pohner mit Sack und Pack nach Kassel
lüũchteten. Während des Tjährigen Krieges
wurde am 14. Februar das Schloß, wohin
ich eine zum Schutz der Magazine in
Hudensberg zurũckgebliebene Besatzung geflũchtet hatte, von den
derbũndeten mit Geschũtz heftig beschossen, jodaß diese Lapitutieren
mußte. Was noch stehen geblleben war. wurde 1809 durch die
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biele Generationen hindurch im vollen Wortsinn angestammt war;
im fremden Rheinland eine harte Jugend, die Kindheit eben des
ucht Bodenstãndigen sowohl wie des auch sonst nicht Begünstigten
elebend, mußte er sich eine Heimat, wie sie den Menschen für
ewöhnlich mit der Wärme familiären Herkommens umgibt, erst
rbãmpfen und erleiden, womit seinem Willen die erste strenge
schule gegeben war, eine Erziehung des e die mehr oder
veniger unbewußt an der Formung jeines Charabters beteiligt war.
Bewußter schon und insofern wohl auch schmerzhafter dũrfte
le zweite Stufe dieses Aufstiegs erlebt worden sein. Schäfers
chõpferische Begabung hat sich zunãchst in einem Trieb zur sicht⸗
aren Wiedergabe von Eindrücken und Vorstellungen geäußert:
n feũüher Neigung zu farbigem Scheerenschnitt zeigte sich ein aus-
leprägter Sinn für die Möglichkeit, Wesentliches in scharfem Um-
iß auszudrücken. Da bann es nicht wundernehmen, daß fürs
rxste die Idee des bildenden Künstlers als eine Art von Irrlicht
or der Berufswahl umherspukte, und der Dichter erzählt —9
n jeinem aufschlußreichen „Lebensabriß“, wie ihm dann die Lauf-
„ahn des Lehrers insgeheim nur als ein Umweg erschien, um
pãter doch irgendwie vom Katheder zur Staffelei zu gelangen.
Was er aber als einen Kniff rauher Fügung gegenüber be—
trachtete, wandelte diese selbst zur Enthüllung gerade dessen um.