Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

Budensberg. Vorher war die „Grasschaft und das Landgericht 
hessen“ mainzisches Lehen und an verjschiedene Familien, darunter 
zuch die wernerschen Grafen, ũbertragen gewesen. Nach Gisos IV. 
Tode 1122 pererbte sich die Grafenvürde durch die Erbtochter 
Hedwig auf den Landgrafen Ludwig von Thũringen, seinen 
Schwiegersohn, bei dessen Geschlecht die Grafschaft bis zum Aus- 
terben der Thüringer Landgrafen mit Heinrich Kaspe, dem Gegen 
wönig des Hohenstaufen Friedrich II. 1241, blieb. 
Uber der Stadt Gudensberg erhoben sich 2 Burgen, die 
Ober und die Wenigenburg. Das obere Schloß auf dem Gudens⸗ 
berg war wohl 1127 bereüs erbaut. Die ODeranlassung zu dem 
Sau mag der Umstand gegeben haben, daß Fritzlar dauernd im 
Besitz des Mainzer Stuhls blieb, sodaß sich der Graf des Hessen⸗ 
Jaues nach einem anderen Wohnsitß umsehen mußte. Auch die 
ũngeren Brũder der Landgrafen von Thuringen, die die hessische 
Herrschaft verwalteten, wohnten auf der Burg Gudensberg und 
gannten sich Grafen von Gudensberg und Grafen von Hesjen. 
Sie waren auch die Gründer der Staͤdt Gudensberg. 
Als dann die Herzogin Sophie von Brabant, Tochter Elisa- 
beths der eligen. das Land zu Hessen für ihren Sohn Heinrich, 
gen. das Kind, in Besitz nahm, erfoigte die Selehnung Heinrichs 
mit der Grafschaft erst 12603 durch den Ersbischof Werner von 
Mainz. Die Stadt Gudensberg wurde 1254 zum ersten Male 
mit der Burg urbundlich genanm, beide wurden, ais sich Sophiens 
Tochter Elisabeth mit Albrecht 
von Braunschwelg vermählte, 
an diesen zur Sicherstellung 
des Heiratsgutes in Höhe von 
000 Gulden verpfändei. So 
am Burg und Stadt vorũber⸗ 
gehend in braunschweigische 
Haände, denn erst 1312 brachte 
Landgraf Otto von Hessen nach 
einer Belagerung der beiden 
Burgen sie wieder zu seinem 
Lande, für das Gudensberg 
eine jolche Bedeutung erlangte, 
daß der Ort 1324 jogar als 
Hauptstadt vom „nyderlandt 
zu Hessen“ bezeichnet wurde. 
vudensberg wurde der hessische 
Hauptwaffenplatz gegen das 
Erzbistum Mainz, dessen vor⸗ 
geschobenen starben Posten das 
lũrme⸗ und wartenreiche Fritz⸗ 
lar darstellte. In den langen 
und schweren Kämpfen zwischen 
Hessen und Mainz, in denen 
schließlich Hossen Sieger blieb, 
hatte Gudensberg naturgemaß 
schwerer zu leiden als Fritzlar. 
Vir wollen nun in chronologischer Folge die geschichtlichen 
Nachrichten ũber Gudensberg bringen, soweit sie die Buerg betreffen. 
Die untere oder Wenigenburg wird 1272 in einer Arkunde 
genannt, in der Landgraf Heinrich für das Deutsche Haus zu 
Warburg die Sahlung von BeSchillingen für die Wachen auf der 
Wenigenburg ũbernimmt. Diese Wenigenburg war wohl ursprũnglich 
nur der Wirtschaftshof der oberen Burg, dann aber stärker befestigt 
worden. Sie wurde 1312 durch den Grafen Heinrich von Waldeck 
erobert. Im Jahre 1387 erstürmte der Erzbischof Adolph von 
Mainz nach Einnahme der Verschanzungen auf dem Odenberg 
und der Eroberung der Stadt Gudensberg mit mainzischen, thũ⸗ 
ringischen und braunschweigischen Truppen die Wenigenburg und 
zerstoörte sie. Ihr Verteidiger war Thild von Wehren. Ein Wieder. 
aufbau erfolgte nicht, vleimehr wurde 1388 das, was noch stehen 
geblieben war, voni Erzbischof auf seinem Kũckzug über Gudens— 
berg zerstört. Bei der Neubefestigung der Stadt wurde die Wenigen⸗ 
burg mit zur Stadt hinzugezogen und auf der allen Sielie ein 
Burgsitz erbaut. Immerhin waren im Anfang des 17. Jahrh. 
von der Wenigenburg noch einige Mauern vorhanden. 1600 ber⸗ 
kaufte Georg von Harstall, Rittmeister zu Lüũtz elwig, seinen freien 
BSurgsitz zu Gudensberg, die Winnigeburgk genannt, den Söhnen 
des weiland Henrich von Hesbergk. 
Auf einem alten Stadtbild von Wilhelm Scheffer gen. Dilich 
führte der Weg von der Stadt zur Wenigenburg durch ein großes 
Haus. Die Burgstätte ist heute noch von den Keflen der Stadt. 
mauer umgeben, auf der höchsten Stelle erhebt sich ein runder 
Turmrest, der einen spißen Helm ũber dem weiteren Aufsbau trug. 
In dem obersten Geschoß hauste der Turmwächter. Ein kleines 
Haus, das wohl die Wohnung des alten Turmwächters enthalten 
hatte, wurde später von dem städtischen Turmwächter und Stadt. 
nusikus Hiege erweltert und zu einem Wohn- und Wirtsohaus 
usgebaut. An der Stadtmauer entlang wurde eine Kegelbahn 
jebaut. In alter Weise wie vom Turm erscholl abends zur fest 
jesehten Stunde von der Wenigenburg herab ein Choral, geblasen 
von der Stadtkapelle Meister Hieges. 
Nuch auf der Ostseite des Schloßbergs liegt eine niedere An- 
yõhe, auf deren Gipfel die Keste eines Walles sichtbar sind; es ist 
»as Bürgel, die bleine Burg. Wie Funde ergeben haben, war 
ieses Bürgel wie ũberhaupt der ganze Schloßberg eine Sufluchts- 
tãtte der Vorzeit. Don hier aus dürfte auch Heinrich von Waldeck 
m Jahre 1312 die Stadt und Burg belagert haben, zu welchem 
sweck er hier ein befestigtes Lager bezog. 
Aber die obere Burg fließen die Nachrichten etwas reichlicher. 
ʒchon 1211 wird ein Ritier Sibodo von Gudenoberg, wohi ein 
Ninisterialer, genannt, von 12162 20 ein Hermann von Meisenbug. 
zie waren Burgmannen. 1258 wurde in castro Gudensberg“ 
»eine Arbunde ausgestellt. 1203 jetzte Landgraf Heinrich dem Erz⸗ 
ischof jũr 1000 M. Stadt und Schloß Gudensberg mit ihrem 
zubehör zu Pfande, während der Erzbischof dem Landgrafen 
5*tadt und Schloß Naumburg zu Pfande gab. Die Veranlassung 
oar das Bündnis beider gegen den Herzog Albrecht von Braum 
chweig, der die Rũckgabe der Burg verweigerte. Amtmann auf 
er Burg war 1306 und 1309 Ritter Hermann von Holzhausen. 
Im Jahre 1312 versprach Graf Heinrich von Walded in einer 
in dem befestigten Lager vor 
Budensberg ausgestelllen Ur⸗ 
Lunde, dem Landgrafen Otto 
oon Hessen gegen den Herzog 
Albrecht von Braunschweig 
ind dessen Sohn Otto und alle 
jeine Helfer Hilfe zu leisten 
und machte sich verbindlich, auf 
igene Kosten eine Gegenburg 
gegen die obere Burg, die sich 
in braunschweigischen Händen 
defand, zu bauen, zu befestigen 
und mit Mannschaften zu be— 
eßen. Als Gegenleistung im 
Falle des Gelingens des Unter⸗ 
iehmens bedang er sich die 
Döorfer Lohne, Geismar und 
Heimarshausen aus. 
Wie schon oben gezeigt, er⸗ 
tolgte im Juli 1312 die Be— 
lagerung und Bestürmung von 
dem Bürgel aus, während der 
Landgraf mit seinem Heere in 
oraunschweigisches Gebiet ein⸗ 
fiel. Nach der Eroberung von 
Budensberg gab der Landgraf 
dem Grafen Heinrich von 
Waldeck beide Burgen und die Stadt als Pfand für die ge— 
abten Kosten. Der von Hessen eingejetzte Amtmann auf der 
Burg wurde Thilo von Elben. 1349 war Thilo von Elben Kitier, 
ind Johann von Linne sowie Heimbrod von Elben waren Amtleute. 
Sle waren wahrscheinlich auch Pfandinhaber, da 1352 Landgraf 
heinrich Il. sich Gelder zur Einlösung leihen mußte. Während des 
zternerkrieges befehligte auf der Burg Friedrich von Feisberg, in 
em Kriege von 1885 verteldigte sie Werner von Falkenberg. Bei 
em schon geschilderten Kampf zwischen dem Landgrafen und dem 
ẽrzbischof Adolph von Mainz 1381, wobeĩ die Wenigenburg zerstört 
purde, wurde die Oberburg ersolgreich durch Eckebrecht bon 
ßrifte verteidigt, der sich auch durch die Bitten der Landgräfin 
cht bewegen ließ, die Burg zu übergeben. Die Landgräfin wolite 
urch UÜbergabe der Burg dem schrecklichen Wüsten Einhalt tun. 
ẽᷣckebrecht von Grifte erhielt nunmehr für 20 Gulden Stadt und 
zchloß Gudensberg zum Pfande. Bis 1391 war Bernhard von 
Dalwigk Amtmann, 1414 Thilo von Kätingshausen. Daß auch 
ie Landgrafen auf dem Schiosse wohnten, geht daraus hervor, 
»aß im Jahre 1406 hier Margarethe, die Gemählin des Landgrafen 
Hermann, verschied. 
1459 war die Burg in gutem Sustand, 14600 erschien von 
assel ein Weinmeister mit 24 Knechten zu Gudensberg, um den 
im Hang der Burg gelegenen Weinberg in Ordnung zu bringen. 
488 weilten auf dem Schloß der Landgraf und Herzog Heinrich 
»on Braunschweig, zu welchem Sweck u. a. 2 Viertel Korn zu 
Brot verbacken wurden. 1488, 890 und 90 weilte der Landgraf 
nit großem Troß (13 —15 Pferde) zur Hasen⸗, Sau- und Bären 
agd, auf dem Schlosse, 14090 daseibst mit dem Domherrn von 
fritßlar. Es waren insgesamt 46 Personen anwesend. Su ihrer 
derpflegung wurde ein Viertel Korn zu Brot verbacken. Auch 
Aeret 
Grundriß der Burg Gudensbercç.
	        
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