Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

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eimat Schollen 
Slätter zur MHelage hessischer Art. Geschichte und Heimatkunst 
.2 / 1928 
Erscheinungsweise 4 mal vierteljährlich. Bezugspreis 1,— RM. im Vierteljahr. Frühere 
Jahrgänge können, soweit noch vorrätig, vom Heimatschollen-⸗erlag nachbezogen werden 8. Jahrgang 
Ein Keiterschicksal õ 
VDon Georg Ploch 
Mein Auftrag bei dem Grafen war schneller ausgeführt, 
als ich erwartet hatte. Er nahm sich vor, die Leute für 
sjeines Sohnes Kegiment selber auszuwählen und ihm auch 
jelber zuzuführen. Mich schickte er alsbald zurück. Ich 
aber hatte es gar nicht eilig, sondern verweilte mich ab— 
sichtlich jo lange, daß ich erst gegen Abend wieder vor dem 
Haus des Försters eintraf. Der Alte runzelte die Stien, 
als er meiner ansichtig wurde, doch sagte er kein unfreund⸗ 
liches Wort und gab mir Essen und ein Lager für die 
Nacht. Umso fröhlicher und glücklicher war Ursula.... 
Als der Morgen graute, küßte ich ihr die Tränen von 
den Augen und versprach ihr, sie zu meiner Eheliebsten zu 
machen. Das schien sie ein wenig zu beruhigen. Doch 
gleich darauf jah sie mich wieder weinend an. „Wenn aber 
mein Dater seine Einwilligung verweigert?“ Für solchen 
Fall wußte ich beinen andern Kat, als ihm alles zu gestehen. 
Sie schlug beschämt die Augen nieder. Das könne sie 
nicht, sagte sie, und wenn ich es tue, schöß er mich eher kot, 
als daß er in die Heirat willige. „Dann bleibt uns nur 
die Fluchtl!“ And da sie wieder stärker zu weinen anfing, 
setzte ich hinzu: „Dielleicht verzeiht er uns leichter, wenn er 
nichts mehr ändern bann!“ Sie ergab sich darein: sie wußte 
selber beinen andern Ausweg. 
Nun war sie mein, für immer mein, aber so sehr ich sie 
liebte, ich fühlte mich doch nicht recht von Herzen froh und 
glücklich. Heimlich dachte ich: „O weh, der goldnen Frei— 
heitl“ und bonnte Arsula nicht in die Augen sehen.... 
Sobald es nur anging, trat ich am frühen Morgen vor 
den Alten hin und bat ihn, mir Arsula zur Frau zu geben 
Da bannte sein Sorn beine Grenzen. „Ich gebe meine 
Tochter keiner gottlosen Kriecgasqurdell“ schrie er. »Soid 
Ihr in mein Haus gekommen, um mein Kind zu bektören, 
so joll Euch das nicht gelungen sein! Laßt mir mein Kind 
n Frieden und schert Euch meinethalb zum Teufel!“ Ich 
rannte den sonst so ruhigen Mann nicht mehr. Aber wenn 
nich auch seine unwilligen Worte kränkten, so nahm ich sie 
doch euhig hin: mein Gewissen war nicht so rein, wie ich 
s hätte wünschen mögen. Darum antwortete ich in mildem 
Ton, wie es mir vor dem rechtschaffenen alten Mann ge— 
jiemte: „Gottlose Kriegsgurgel, sagt Ihr? Ich wills nicht 
eugnen, es gibt des gottvergessenen, verbrecherischen Ge— 
indels in allen Heeren, doch könnt Ihr mir leicht unrecht 
un. Lernt mich nur besser kennenl“ „Gerade darum, 
veil ich Euch nicht kenne, geb ich Euch meine Tochter 
uchtl... Aber wenn Ihr auch besser wärt als die meisten 
ind, ich traue beinem Krieger. Seit und Stunde bommt 
ür jeden, da er an Gott, seinem Freunde oder seiner Frau 
;zum Judas wird. Dem Kalbsfell folgt kbeiner ungestraft!“ 
„Das ist zuviel geredet!“ sagte ich, „der Kriegerstand ist 
uuch ein gottjeliger Stand!“ Ich bemühte mich, ganz ruhig 
zu bleiben, und hoffte, ihn dadurch zu allererst zu besänftigen 
und zu gewinnen. Aber ich hatte falsch gerechnet. Ich 
nochte sagen, was ich wollte, es war alles ganz umsonst. 
Er blieb dabei, daß keinem Kriegsmann auf die Dauer zu 
rauen jei, und daß er seine Tochter beinem Soldaten gebe, 
ind wenn es ein General wäre. Ich hoffte noch, er werde 
eichter einwilligen, wenn sie als meine Frau bei ihm im 
Hause bliebe, aber auch diesen Vorschlag wies er ab. „Es 
st keinem Soldaten zu trauen“, wiederholte er ruhiger; 
„aber solltet Ihr auch wirblich besser sein als die andern, 
o will ich doch nicht, daß sie einen Mann nehme. nur um 
einen Tod zu beweinen.“ Dabei blieb or
	        
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