chon seit mindestens 4000 Jahren vor Julius Casar im heutigen
Deutjchland einen breiten Kaum im Leben der Bewohner einnahm.
Ackerbau hat stets Seßhaftigkeit und nicht Nomadenleben zur
Folge. Die Seßhaftigbeit bedingt wieder, daß es schon früh
oolitijche Susammenschlũsse gren haben muß, die nach außen
kriegerische Schutz· und Trutzverbände“, nach innen „friedliche
Erzeuger· und Verbrauchergenossenschaften“ darstellten.
Daß Sontra in frũhester Seit Mittelpunbt eines solchen, Ver⸗
handes“ gewesen sjein muß, beweist seine „Dingestätie“. — Man
st sich in Forscherkreisen noch nicht recht einig, welchen altgermanischen
Namen ein solcher „Derband“ geführt hat und nach welchen Grund⸗
ãtzen er sich zusammensetzte. A. Hauoler vertritt in jeinem Buche
Deutsche Derfasjungsgeschichte“ die Ansicht, daß ein joscher ODerband
Altgermanisch ,Das Thing“ genannt wurde und eine Landesge⸗
neinde“ umfaßte. Wenn Hausleer recht haben sollte, dann wäre aller-
dings die Schreibweise „Dingestätte“ durch Thingstätte“ zu ersetzen.
Wie dem auch sein mag: Wanderer, betrete mit Ehrfurcht
diesen Platz. Er ist der Mittelpunkt eines altgermanischen Interessen⸗
oerbandes gewesen, und wenn die alten Linden, die als Natur-
denkmäler gejetzlich geschützt sind und durch Eisenbänder vor dem
Umsinben bewahrt werden mũssen, reden kbönnten, sie wũrden dir
gar Wunderbares berichten.
H. Brunner jpricht im 1. Bande sjeines Werkes „Deutsche
Kechtsgeschichte“ aus, daß die höchste Instanz im staatlichen Leben,
der eigentliche Lebensnerv der germanischen Verfassung, .das
Thing“ gewejen sei. Diese Oersammlung unserer germanischen
VDom Büuchertij
Eichblatts Deutsche Heimatbücher. Herausgegeben von
De. Karel Plenzat und Karl Wehrhan. Hermann Eichblätt-Verlag,
Leipzig. Preis jeder Nummer geh. o,¶0 RM., geb. 0,80 RM.
VOon den bis jetzt vorliegenden Büũchlein dieser sehr zu emp-
ehlenden Sammlung bringen dle ersten acht Nummern wertvolles
Schriftgut aus Ostpreußen oder doch von deutschen Dichtern aus
enem Lande, das als deutsche Insel inmitten der slawischen Flut
siegt. Das sollte ein Grund mehr sein, ihnen Beachtung zu schenben.
— Besser bonnte die Sammlung nicht eröffnet werden, als mit
1. Agnes Miegel, Die schöne Malone. Diese Erzählung ist
eine verhaltene, von uraltem Götterglauben durchscha uerte Ballade
n Proja, eine bleine epische Schopfung, die nur eine wahre
Künstlerin so groß und bezwingend gestalten bonnte. — Von dieser
edeutendsten Dichterin Otpreußens und neben der Droste und
der StraußToeney eine der größten deutschen Balladendichte⸗
einnen ũberhaupt bietet Nummer
23. Agnes Miegel, Heimat — eine Auswahl der Balladen
ind feingezeichneten Stimmungsbilder. Etwas ganz Kostbares!
Dichtungen wie, Herzog Samo“ oder, Die Braut“, von den allgemein
Auf der He
SHeinrich Naumanns Heimathof.
Der Aufruf zur Rettung des Heimathofes Heinrich Nau—
nanns zu Nanzhausen (Kreis Marburg) hat den Erfolg gehabt,
aß ein Abkbommen mit den Gläubigern getroffen und die ange—
eßte Swangsversteigerung aufgehoben werden bonnte. So besteht
iljo die Hoffnung. daß der Hof, der uraltes Familienbesitztum ist,
hem Sohne des Dichters erhalten bleibt. Trotz einer aufgenom⸗
nenen Hypotheb bleibt noch ein Rest bestehen, zu dessen Veckung
der Ausschuß noch einmal alle Freunde Naumanns aufruftf. Auch
der kleinste Betrag ist willlommen, um das Hilfswerk vollbommen
zu machen. (Betrage auf das Postscheckkonto des Deban Lehr
n Gladenbach, Konto Ar. 10349 Frankfurt a. M.)
Aus Marburg.
Die Marburger KReformationsfestspiele hatten einen bedeuten⸗
»en Erfolg und führten einen großen Fremdenstrom zur Stadt an
er Lahn. Nach Mitteilungen des Oberbũregermeisters Müller in
der Stadtverordnetensitzung sollen nun alljährlich Festspiele veran⸗
taltet werden. Als geeigneter Festspielpiatz ist ein Teil des
Schloßparbes gewãhlt worden, der nach Urteilen von Sachverstän⸗-
digen eine ideale Eignung dazu besitzt. Die Spiele werden in
tãdtijscher Regie und unter Lũnstlerischer Leitung des Universitäts
ebtors De. Budde in den Monaten Juni und Juli stattfinden.
Für den bommenden Sommer ist ein Elisabethspiel in Aussicht
jenommen, wozu voraussichtlich noch „Demetrius“ von Schiller
und ein Stück von Shabejpeare kommen.
Aus dem hessischen Geschichtsverein.
Den Verdiensten hesijcher Fürsten um die Entwicklung der
vissenichaftlichen Astronomie widnmete der Hessische Geschichtover
ein zu Kassel einen besonderen Abend. Dr. Hallo sprach über
Urväter hieß bei den Franken „thiotmalli“, ein Wort, das in
Kirchditmold“ bei Kassel und in „Detmold“ weiterlebt.
„Das Thing“ fällte in allen öffentlichen Angelegenheiten die
eßte Entscheidung. Die Nachbarschaft der briegerischen Thüringer
at es öfters gesordert, daß hier der Beschluß gefaßt werden
nußte, alle streitbaren Männer unter die Wasffen zu rufen. Man
telle sich das Leben und Treiben vor, das hier geherrscht hat,
venn dann alle Waffenträger der Umgegend hier zusammenkamen,
ie Führer wählten und auf den Schüd erhoben.
Auch Streitigkeiten aller Art wurden hier in letzter Instanz
um Austrag gebracht. Mancher Sweikampf ist als Wahrheits
eweis hier ausgefochten worden, und der wahre ‚Galgenberg“
vartete auf sein Opfer.
Atemlose Stille ging durch die Versammlung, die mit tiefer
khrfurcht den Plat umstand, wenn das weiße Roß unter dem
Nesser des Priesters den Göttern geweiht wurde. — Fröhlicher
festestrubel herrschte hier, wenn alljährlich unter dem seierlichen
doesitz des Herzogs die herangewachsene Jugend wehrhaft gemacht
hurde und dann Aufnahme jand in Heer und Volbsversammlung.
hõrnerblãnge, Schwerttãnʒe, Kampfspiele umrahmten dieses jähr⸗
iche hohe Fest, zu dem die Bewohner der ganzen Umgegend hier
usjammenbamen. Heute liegt die historische Stätte vereinsamt.
Zras wächst ũüber dem Boden, der unsern Urvätern heilig war.
der Seiler treibt hier sein friedliches Geschäft. In stiller Nacht
auschen leise die Blätter der alten Linden. Sie erzählen von
ergangenen Seiten.
che d i
e der Heimat.
elannten Balladen ganz zu schweigen, fallen wie reines Saatgut in die
mpfãngliche Seele. Die Auswahl ist sorgsam und verdienstvoll.
4. Karl Plenzat, Plattdeutjche Tiermärchen. Ein Büchlein,
das ob seiner drolligen Fabeleien von Isegrim, Keinecke, Henning
ind anderem, auch zeichnerisch dargestellien Getier ein behagliches
und besinnliches Schmunzeln zu erwecken vermag.
7/8. Arno Holz, Phantasus. Eine Auswahl aus dem drei⸗
ändigen „Phantajus“, die zu dem lyrischen Lebenowerk, daran
er aus Ostpreußen stammende Dichter vierzig Jahre formte und
eilte, hinjühren möchte.
12/183. Luise von Francois, Der Posten der Frau. Dieser
ait reifem Lebensernst und weisen Maxrimen befrachteten Erzäh—
ung hat die Feder der geist- und gemütvollen Dichterin eine be-
aubernd schöne und leichte Gestalt zu verleihen und somit einen
Zegriff von höchster epischer Kunst zu geben gewußt. Swischen
ↄ»ckender Ballmusik und dem Donner der Kanonen von Roßbach er⸗
ebt eine von ihrem leichtfertigen Gemahl gebränkte Frau und Muͤtter
hr Schicksal, das ihr befiehlt, auf dem Posten zu bleiben, nämlich in
hrem Hause, darin „ihre Kinder erzogen werden müssen“. K.
J
imafwarfe,
die einzelnen Kasseler Sternwarten, wie sie von Wilhelm IV. und
om Landgrafen Karl errichtet wurden. Die großartigste Stern⸗
varte war der Swehrenturm. Studienrat De. Dippel verbreitete
ich ũber die astronomischphysikalischen Sammlungen des Landes
nuseums, die er an Hand guter Lichtbilder erläuferte.
AUm die Sammeltätigkeit für die deutsche Volksliederforschung
uch in Hessen mehr anzuregen, hielt Bibliothebsrat Dr. G. Struc
inen DVortrag ũüber Wesen, Wort und Weise des Volksliedes,
esonders in Hessen. An der Spitze der modernen Volbolied—
orschung in Hessen stehen Namen wie Böckel, Schulte, Lewalter. Boelte.
Schater wd. Kleine Chronib.
Die Murhard-Sibliothet zu Kassel hat im Rechnungs-
ahre 1926 eine günstige Entwicklung genommen. Die Gesamtzaͤhl
er Benutzer stieg von 42228 (1925) auf 41118. Der Büucher
estand erfuhr eine Vermehrung um 1538 Werke in 2275 Sän-
en auf 195 131 Bände.
Der Sweigverein Kassel des Khönblubs will auf dem Buschirm⸗
sũppel bei Hilders ein Kasseler Haus errichten. Eine Werbe⸗
ommission hat die Arbeit bereits aufgenommen. Zu Ehren des
erstorbenen 1. Vorsitzenden Karl Vietor soll eine Kuhebank auf
»em Buschirmküppeli dessen Namen tragen. —
Der alte Vachaer Christmarkt, der früher im Werratal
ind in der angrenzenden Vorderrhön sehr beliebt war, lebt wieder
iuf. Nach dem Brauch des Jungvolbes, sich an diesem Tage mit
debluchenherzen zu beschenben, trägt der Markt auch den Ramen
herzenmarkt, was darauf hindeutet. daß er auch eine Art Heirats
narkt darstellt.
Nachdruck nur nach Abereinbunft mit dem Herausgeber gestattet.
herausgeber: Konrad Bernecher. Deuch und Voerlag: A. Bernecher, Melsungen.