Full text: Heimatschollen 1926-1928 (6. Jahrgang - 8. Jahrgang, 1926-1928)

ergeblich angegangen. Einen Forscher von so hohem Rang wie 
A. W. zu bespötteln, liest sich sehr übel. Dieser Hochschulgermanist 
‚ist auch bein Sprachforscher“. Aber S. und sein „verehrter Lands- 
nann“ Das Susammengehen mit diesem gegen mein Büchlein 
var mir stets und von Anfang an klar. Sein Verehrter fällt im 
März heft d. Hsjld. blindliings über mich her, um im folgenden 
heft (SG. 161.) jein eigenes Unvermõqgen in Dingen der Namen— 
orschung zu bekennen. „Sprachforscher l* —, Ausgrabungen“ nannte 
ch meine Arbeiten, mit Bedacht: haben sich doch auch größte Alter⸗ 
umsforscher bei der Fülle von Ausgrabungefunden betr. dieses 
der jenes Stückes schon hũbsch geirrt. Besinnliche und berufene 
Beurteiler haben mir das ‚sehr Anerbennens- und Bemerbens⸗ 
perte“ meiner Deutungsversuche zahlreich bestãätigt. Dem verehrten 
kandsmann“ habe ich im Maiheft geantwortet. Man lese auch 
n „VOolb und Scholle“ (Darmstadt) 1925, Heft 4 und 5, wie man 
dort diesem Herrn Ane e — Su HhHerfeld. Hers feld, aus 
Hardfeld, verweise ich noch auf „das Hardtfeld“ bei Kloster 
Arnsburg (Wetterau). Or. Homburg. 
Eine Judentaufe in Borken— 
Witgefeilt von Amtsgerichtsrat Kabe in Borhben. 
Am 190. September 1591 fand in der Borkbener Kirche die 
Taufe einer Jüdin durch den Superintendenten von Kassel, Bar⸗ 
holmäus Meyer, statt. Hierbei assistierten die Pfarrer Georg 
Kotzenberger von Borken und Johann Auwelius von Dillich. Sie 
wurde mit großer Feierlich- 
beit beaangen. Viele gela⸗ 
dene Gäste und eine große 
Zuschauermenge waren zu⸗ 
gegen. Der Taäñufling, eine 
Tochter des Juden Moses von 
Neuenhain, wurde von der 
Hauptpatin, Prinzessin Chri⸗ 
stina zu Hessen, selbst zur 
Taufe gebracht und erhielt 
den Namen Christine. 
Aber diese Taufe berichtet 
das Kirchenbuch von Dillich: 
„1591 am 19. Septembris 
Christina, Mosche des Juden 
Tochter von Neuenhain, von 
dem Herrn Superintondenten 
Mag. Bartholomäo Meyern 
zu Borcken getaufft, hat Fräu⸗ 
lein Christina, Landgräfin zu 
Hesjen, und darneben das 
gantze Rath von Borken, 
alle Pastorenweiber, so in 
dem Borckischen Bezirke 
jeind, beneben etlichen vorneh⸗ 
men Weibspoersonen zur hei— 
ligen Dauff gebracht.“ 
Die ferneren Schicksale des Tauflings sind nicht bebannt. 
Man weiß nur, daß sie sich nach Gudensberg verheiratet hat. Ihre 
Ehe muß wohl nicht glücklich gewesen jsein. Denn eine Notiz in 
der Borkbener Kirchenrechnung von 1602 besagt unter dem Titel: 
„Geld umb Gotteswillen den Armen gegeben?: 
„1 Gulden Christina Webers aus Gudensperg. so zuvor 
reine Jũdin gewest und sich zu Borcken hat tauffen lassen, geben, 
als ihr Ehemann sie schendtuiich und boßlich tüseriret, uff Vor— 
schrift Casopari Sturmil (des damaligen Psfarrers zu Gudensberg).“ 
Dom Pulsschlag der Heimat. 
Die Sprache der Gänse in der 
Kurhessischen Familiengeschichte. 
Mitgeteilt von F. W. Heinz Seelig in Wiesbaden. 
Sur 400. Jahrfeier der Landesuniversitãt Marburg ist im sog 
Kurhessenband, dem 54. des „Deutschen Geschlechterbuches“ — 
Oerlag C. A. Starbe in Görlitz, — Herausgeber Dr. jur. Koerner 
Berlin und Pfarrer Hermann KnodtBad Nauheim, unter her⸗ 
vorragender Mithilfe des Archivrats Dre. Knetsch in Warburg 
eine stattliche Keihe althessischer Bürgerfamilien mit ihren Stamm- 
2) Spuren. ) Geb. 12. Obt. 1623, seit 1649 Pfr. zu Betziesdorf, 16604 Pfr. zu 
Schönstadt. 2) Waria Elisabeth Preuschen. Töchterchen seines Schwiegersohnes und 
Adjunbten Joh. Michael Preuschen und seiner Tochter Maria Elisabeth. *) Stuben⸗ 
decke. 6) Großvater und Enkelchen wurden in einem Sarge vor dem Altar der 
Kirche zu Schönstadt begraben. 
Umbgang des hohen spitzigen Thurmß der Kirchen zu St. Ellsa— 
bethen bey Marburg, woruff der Ritter oder Reuter stehet, ge 
stiegen, sich sehen zu lassjen, daß er als ein junger Steindecker den 
andern Menistern mit hohem Steigen es weit zuvor thun bönte 
allein es ist ihm dieser Muthwill und Kühnheit sehr ũboi gelungen, 
massen durch Gotteß Verhengnuß ein Stũck oder Theyl solches 
steinernen Umbgangß. daran er sich mit dem Leibe rücklingß ge. 
lehnet, und solch Mauerwerck von ettlich 100 Jahren hero von 
Lufft. Schnee, Kegen, Wind, so ganß mürb und baufällig worden 
mit ihme herabgesallen und den gantzen Leib zerqueischet und 
ʒzerschmettert gehabt und so bald todt blieben ist. Die vestigiaꝰ) 
olchs eingefallenen steinernen Umbgangs und desen Lũcken ist noch 
uff den heutigen Tag zu sehen, wie Augenschein außweisei. Ist 
ein schrecklicher Trauer und Todeß Fall gewesen, dergleichen nicht 
geschehen, seit diese Kirche soll gestanden haben. 
2. Der Pfarrhausbrand von Schönstadt. 
Anno 16883, den 11ten Januarij, war der Donnerstag, Ist im 
Pfarrhauß zu Schönstadt umb Mitternacht eine unvermutete 
Irosse Feuerßbrunst entstanden, alß solche Haußgenossene noch im 
ersten und tiefsten Schlaff gelegen, welche Feuerpflamm bey Auff- 
wveckung und Erwachung derjelben schon so sehr üͤberhand genommen 
Jehabt, daß die Pfarrgebãͤue, Hauß und Scheuer ũber all in vollem 
SBrand gestanden, und die gesampte Haußgenossene mehr nichtß 
alß die Hembder am Leibe davon gebracht, so schnell und behend 
ist ihnen alles in allem verbrand worden, alß Kleider. Frucht. 
Zguhret Geld, Pferde, 
ũhe, Schafe, Schweine, etc. 
Ist ein grosses Unglũck; aber 
das groste Hertzeleid hiebey 
ijt dleses gewesen, daß der 
zeitige dermahlige Pfarrer, 
Nahmenß Aegidius Rupperß. 
derger, von Marburg buͤrtig'), 
sich in solche grosse Feuerß⸗ 
flamm wieder gewagt, und 
ein bleines Kind oder Encke⸗ 
lein), so sie in der Angst 
und Boestürßung vergessen 
gehabt, darauß noch erreiten 
und holen wollen. in dem er 
nun mit dem Kind uff dem 
Küũckweg gewesen, und wie 
der zur Stubenthür hinauß 
gewolt, ist die Stubenbũnd) 
ũber ihme eingefallen und hat 
selbigen sampt dem Kinde ge— 
hemmet und zur Erden ge— 
lruckt, daß er und das Encke- 
lein in der Feuerflamm mit 
einander geblieben und ver⸗ 
brand soyndẽe). O des grosjen 
Unglückßl O des grossen 
Jammerß und Hertzenieydßl Dafür der liebe Gott einen Jed⸗ 
wedern in Gnaden behũten wolle. (Kirchenbuch von Goßfelden, 
—E 
Drof. De. K. Heldmann in Halle. 
Zum Namen Heesjfeld. 
Entgegnung an Heren De. W. Schoof-Hersfeld. 
Daß Herr Dr. S. ‚nicht eine Silbe zurücknehmen“ würde, 
wußte ich vorher: sind doch gegen seine Auslasjungen schon Stärkere 
Adolf Lins: Hessisches Dorf. Gemälde. 
folgen veröffentlicht worden, in denen — wie das Vorwort her⸗ 
»orhebt — ‚Taujsende deutscher Männer und Frauen aus dem 
Dunbel der Vergangenheit wieder ans Licht drängen, Seugen 
zroßer Seiten, Stammväter und Mütter von schlichter Größe, au) 
eren Schultern wir Lebenden stehen, Ahnen-Bilder deutjscher 
dergangenheit. mahnend. warnend und verklärt“. 
Dieser vierte Hessenband bietet dem Familiengeschichtsforscher 
ine schier unerschöpfliche Ouelle, alte Erinnerungen werden beim 
Studium wachgerufen. 
So berichtet beispielsweise ũber die Familie Faust aus Ellers— 
»ausen in Oberhessen eine Fußnote des Herausgebers, daß im 
heschlechte Faust der Schlaganfall als Todesursache eine Generation 
inbsseitig, die andere rechtsseitig, jast durchweg nachweisbar ist. 
Das Geschlecht Faust stammt urbundlich aus dem Kirchspiel Geis- 
nar. Kreis Franbenberg, in Hessen. Sahlreiche seiner Mitglieder
	        
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