von allen dort arbeitenden Künstlern bei der Bevölberung
der beliebteste war; denn er verstand es ausgezeichnet, mit
einen Landsleuten umzugehen, obwohl er das eigentliche
Schwälmer Platt nicht sprechen konnte, sondern immer wie—
der in den Kasseler oder in den rheinischen Dialekt fiel.
und ganz besonders hatte ihn die
Jugend ins Herz geschlossen, deren
Maler er ja früh geworden war:
Kinder und Tiere bildeten, neben
der Landschaft, den Lieblings-
gegenstand seines Künstlertums,
und da er sich besonders gut auf
Gänse verstand und ein Gänsebild
von ihm in Paris mit einer
goldenen Medaille ausgezeichnet
worden war, hatte er den Spitzna—
nen „der Gänse-Lins“ bekommen.
Daß er mehr bonnte als Gänse
malen, das wird durch die gegen⸗
wärtige Ausstellung des Kasse—
ler Kunstvereins nachdrüchlich
dargetan. Gewiß sind auf den
beinahe vierzig Bildern hier oft
genug Gänse zu sehen, manchmal
als wesentlicher Bildinhalt, manch⸗
mal als figürliche Staffage. Im
letzteren Falle aber zeigt sich oft,
daß es doch nicht einfach das
Heflügel an sich war, das den
Künstler anzog: die Tiere wirben
bielfach rein farbig, als Lichter gleichsam in der bunten
Dämmerung der Landschaft, die immer wieder heimatlich
inmutet. In der Tat ist eine beträchtliche Anzahl der
in dieser Ausstellung gezeigten Werbe in Hessen entstanden
— einige stammen aus Dachau in Bayern, andere vom
Niederrhein, aus der Umgebung Düsseldorfs, — alle aber
piegeln, bald in dieser, bald in jener Beleuchtung, ein
Hrundmotiv: das Land, das unverdorbene, in dem noch etwas
»on urhaftem, wenn auch mitunter derbem und ungeschlachtem
keben sich erhielt, und die, naturgemäß in der Heimat er—
vachsene, Liebe zu diesem Land und zu seinen Bewohnern,
den angeblich vernünftigen und den angeblich unvernünftigen.
Was im übrigen die schöpferische Entwicklung des Künst-
ers anlangt, so kann davon kaum die Kede sein, denn
Adolf Lins war eigentlich von Anfang an „fertig“. Kämpfe
uim die Form, Teilnahme an zeitlich gebundenen „Kichtun—
jen“ und dergleichen hat es bei ihm nicht gegeben. Die
rünstlerische Sprache, die er
brauchte, um zu sagen, was er
auf dem Herzen hatte, war ihm
rasch mundgerecht geworden, und
heoretijsche Erörterungen lagen
ihm fern. Er war eine einfache,
inbomplizierte Natur, und seine
Außerung war jedem verständlich,
obwohl er beineswegs auf aus—
getretenen Wegen ging.
Seine ersten Versuche haben
bereits die zuweilen an den fran⸗
zösischen Impressionismus er⸗
innernde Frische des farbigen Aus-
drucks, die so anziehend auf das
Auge des Beschauers wirkt, eine
östliche Helligkeit, die mitunter
versjchwindet, um in den ge—
lungensten Schöpfungen wieder
bemerkbarJ“ zu werden. Daß
Lins neben dieser Helligkeit auch
die Keize des Dunkels zu schätzen
wußte, jene Märchendämmerung
deutscher Landschaft, die beson⸗
ders den bodenständigen Künstler
inzuregen pflegt, ist manchem Waldstück anzusehen und
nancher Wiese, wo der Maler dann gelegenktlich mit einer
eidenschaftlichen, wiewohl nie jklavisch wirkenden Liebe
er Detailbehandlung von Blumen und Gräsern ergeben
cheint.
Ein Rückblick auf das Leben von Adolf Lins, der das
höne Alter von siebzig Jahren erreicht hat, läßt erkennen,
aß dieses Leben ein Leben der Arbeit und des Erfolges,
nithin ein glückliches Leben gewesen ist. Und daß es
in hessisches war, darf angesichts der Leistungen, die von
hm zeugen, die Landsleute dieses Künstlers mit berechtigtem
Stolz erfüllen. W. S.
Federzeichnung.
Menschen der Heimat õ Von K. M. Schimmelpfeng.
Venn ich Euch sehe und Euer gedenbe, kFuer Aerteil geht blar und einfach
Ihr der heimatlichen Erde Kinder, Aus Euren Mäündern,
Kinnt frohe Lust mir durch die Adern, denn alles Menschliche ist Euch nahe,
Und es steigt in die Augen der Glanz meiner Liebe. Kund und voll Klarheit
Arm und im Herzen zerrijjen, formt Ihr mit vollem Klang Eure Rede
Kam ich her aus dem Elend der Fremde, Die Liebe zum Land Eurer Väter
Als Ihr mir feierlich offen Strahlt Euch aus den Augen
Zeigtet und gabt Und füllt Eure Tritte mit Glans,
Den Reichtum gütiger Herzen. Wenn Ihr des Sonntags,
Wohin ich auch ging: Dater und Mutter und Kinder,
Auf die Straße, hintereinander und schweigend
An die Türen der Häuser Die vollen Felder durchwandert.
Und in Eure Kammern,
Uberall der jelige Klang dieser Worte: ——— ——
Donn hin, was wire haben, Dessen A oen
F deuchtet mit heimlicher Wärme
Und die Gaben des Tages. durch den Tag Eures Lebens,
kuer Leben ist einfach, Das der göttliche Töpfer formte
Und ohne Anspruch ist Euer Dasein, Aus dem Glücke der härtesten Arbeit.
3 Ihr mit edler Bewegung kbönnt schenben — genes Herzens Gefãß
⸗ gefũ
Und die Guter des taglichen Lebens. Und verschüttet den Strom der Liebe
kurer Sinne Gradheit erfüllt mich mit Jauchzen, Und umhüllt Euch,
Wenn Ihr erzählt von Menschen und Bingen, Ihr Frauen und Männer der Heimat.
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