ein Hoflabai den Hasen nebst einem Schreiben aus dem Fürsilichen
Kabinett zurück. In dem Schreiben wurde dem Pfarrer Ver—
zeihung, ja noch mehr, ein Stück von dem fürstlichen Jagdrecht
gewãährt: „Alle Hasen, die Ihr bünftig mit der gleichen Waffe
zelegt, jollen Euer sein.“ Dr. Apel, Marburg.
D's Kathrine in der Spitzennachtjacke.
D's Kathrine von Dehausen freite in die Stadt. Als dle
Schwiegermutter beim Nachsehen der Leinenaussteuer fand, daß
in Dehausen die Nachtjacke ein unbekannter Luxusariibel war,
Laufte sie ein halbes Dutzend feine Nachtjacken mit Spitzenbejsat
und schenkte sie dem Kathrinchen mit dem Ermahnen, dieselben
des Nachts anzuziehen. — Nach einiger Seit fragte die Schwieger⸗
mutter: „Nun, wie haben denn die Nachtjacken meinem Sohn ge—
fallen?“ Das Kathrinchen lachte und jagte: „Der Kerle war rein
wie toll und hat alszu gelacht. Hä sproch, so sill ech se immer
anziehn, da jparten me die Hemder. On wenn se Lbaputt wären,
die Nachtjacken, dann kief hä me sechs neie.“ B.
Wie der Lehrer in Schnegelsdorf dem jungen Knüllhasen
das Imkern beibringen wollte.
Bauern geben sich allgemein nicht mit Bienen ab. Einer
meinte mal, daß er sich auch solche zulegen würde, wenn ihnen
borher die Stacheln abgefeilt wũrden. Ein Bauer kann eher einen
Hornstoß von der Kuh als eine Portion ihn umschwärmender
Bienen oder gar Wespen vertragen. Auch bleibt den meisten Bauern
nicht genũgend Seit übrig, um nebenbei Imber zu sein. Kurz und
gut: Mein Vater war bein Blenenfreund und ich auch nicht. Da
geschah es nun doch, daß mein alter Lehrer den bleinen Knüll-
hasen so nebenbei zum Imber ausbilden wollte, d. h. ich mußte ihm
bei jeiner Lieblingobeschäftigung allerlei Handreichungen tun, seĩ
es bei der Honigernte oder beim Schwäͤrmen. Bei der Honigernte
zab es für den jungen Knüllhasen viele Stiche und wenig Honig.
Bei einer heimlichen Kostprobe bekam er einmal einen Stich auf
die Sunge, daß sie wie ein Schlagbrett anschwoll und der kleine
Hase sich heimlich in jeine väterliche Wohnung schlich, weil er auj
Sefragen nicht mehr antworten konnte. Die Furcht vor Bienen
war dadurch nicht bleiner geworden. Und da bam der Mai mit
der verflixten Schwarmzeit, wo ich wieder helfen mußte. Da ge—
jchah es, daß sich ein Schwarm den höchsten Apfelbaum im Schul-
garten als Anlegeplatz ausgesucht hatte, wahrscheinlich, weil er
sich dort am sichersten fühlte. Aber es half alles nichts. Mein
Lehrer holte eine lange Leiter und bestieg den Baum. während
ich einen Strohlorb mit einer Stange vom Erdboden aus unter
den Schwarm halten mußte. Achtungl — Ein Riß am Ast und
— der ganze Schwarm vorbei auf meinen Kopf! — Wie ein ge—
heßtes Wild flüchtete ich in die nächste Buchenhecke. Aber wie
iah nachher der kleine Knũllhase und angehende Imber aus! Und
venn er auch später noch Imker geworden ist, jo übt er doch Vor-⸗
icht bei Bienen und Bienensummen. C. E.
Wie der iunge Knüllhase einmal Weckebrei bochte.
d. h. vermehrte.
Weckebrei war früher in der bäuerlichen Küche des Knäll
m Sommer ein sehr beliebtes Gericht, weil er schnell gebocht und
veich zum Beißen war. Im Sommer hat ein Bauer nicht viel
*eit zum Essen, wenigstens nicht der, dem die Arbeit sehr am
Hherzen liegt. Da bewahrheitet sich recht das Sprichwort: „Wie
der Mensch ißt, so ist erl“ Alsjo an einem schönen Heutag im
Monat Juni gab es Weckebrei, der dem bleinen Knũlihasen mit
ilen Vorsichtomaßregeln und Mahnungen von der Mutier in die
dand gegeben wurde, um ihn zu den Mähern zur Wiese im
Knũll zu tragen. Ach, und so ein schöner Tag! In den Büschen
»üpften die Rotbrũstchen, meine Lieblingovögel, und die Saun—
õnige, und oben an den Hechken hingen schon so viele Haselnüsse!
Velche Aussichten im Herbst! Da, der Unglücksstein! — Ich war
iber den Stein gestolpert, und da lag mein schöner Weckebrei
m weißen Sande. Was nun machen? Ich wäre lieber gleich
nit beiden Beinen in die Hölle gesprungen, ehe ich wieder zur
Mutter zurüũck oder gar zunm gestrengen, hungrigen Vater zu gehen
ind das Unglück zu bekennen wagte. Weinend jetzte ich mich auf
inen Stein, bejah den Brei und überlegte, wie ich den Schaden
eheben bönnte. In der Not wird der Mensch erfinderisch. Das
icht vorbeifließende Knüllwässerlein sollte des Knüllhasen Kettung
verden. Es wurde der größte Teil des Weckebreies aufgerafft,
n den Topf getan und dann mit Wasser tũchtig vermengt. Schaͤde,
daß das Waher zu kbalt und zu dünn war! Dann wäre das
debräu besser geraten. Ich trottelte also zur Wiese, wo man
ich schnell und hungrig um den Weckebreitopf niederließ. Mein
dater machte die Kostprobe, er rührte noch einmal mit dem
Löffel in dem Topf herum, als wenn er den Brei suchen wollle
ind, dann — hoch im Bogen — flog mein Topf mit der „ge—
nachten Suppf ũüber die Wiese. „Kalt Wasser und paar Wecte-
brocken mit Sand statt Simt! — Nennt man das ein Mittags-
rßen!“ So schimpfte er ũber meine Mutter, die unschuldig war
ind der ich später meine Schuld béèbannte. —
Auf der Heimatwarte.
Aus dem Hessischen Geschichtsverein.
In einem wissenschaftlichen Unterhaltungsabend des Hessischen
Geschichtsvereins berichtete Kantor Horwiß uͤber ehemalige Boörsen
und Bankben in Kassel, Bibliothebsdiretktor Dr. Hopf über die
Entstehung der hejsischen Landesfarben Rot-Weiß, Prof. Vr. Luthmer
über hessische Eindrũcke aus dem Keijejournal des Herrn von
Monconys und Solldirektor Woringer über spanische Geschütze,
die Karl V. mit dem hessischen Löwen gießen ließ, um seine Beute
in Hessen recht groß erscheinen zu lassen.
An einem weiteren Anterhaltungsabend hielt Fachschulober
lehrer Pistor aus Schmalkalden einen größeren Vortrag über Die
Schmalkalder Eisen- und Stahlindustrie und die hessischen Fürsten“
Hilferuf für einen hessischen Volbsschriftsteller.
Wie die Tageszeitungen berichten, ist der Hof des bebannten
Vollsschrijtstellers Heinrich Naumann, der Simmetse Hof in
Nanzhausen bei Lohra. in Gefahr, unter den Hammer zu kommen
Spenden werden auf das Postscheckkonto Deban Lehr in Gladen⸗
dach Nr. 10349 Frankfurt a. M. entgegengenommen. — Es ist
bezeichnend jũe die Bewertung der Geistesarbeit, daß ein Mann
wie H. Maumann, der die Geschichten, Vom Heimatacker“, „Du
mein stilles Tal“* u. a. m. geschrieben hat, Not leiden muß.
Der Rhöoͤnführer.
Sum 150. Male jährte sich der Geburtstag des Geh. Medizinal-
rats De. Joseph Schneider, der in seinen „Naturwihssenschaft
lichen Beschreibungen der Hohen Rhön und ihrer nordwestlichen
VDorberge“ die ersten zusammenhängenden Grundlagen für die
Erforschung der Rhön geschaffen hat. Die 1816 in Frankfurt er⸗
jschienenen Beschreibungen budeten die Grundlage für den späteren
Khonfũhrer, der dann von Sohn und Enkel des Verfassers immer
mehr vervollkommnet wurde.
Kleĩne Chronib.
Baurat Dr. Holtmeyer, der frühere Bezirbskonservator
und Inventarisator des Regierungobezirks Kassel. wurde als Diß—
esjan· Konservator nach Köln berufen. Außer seinen Forschungen
iber altchristliche Kultbauten ist er bekannt geworden durch sein
iebenbãndiges Inventarwer? Denkmaäler des Stadt- und Land—
reises Kassel“, durch die bei Elwert erscheinende Sammlung „Alt⸗
Hessen“ und biographische Arbeiten. —
Im Kunsthauje Messing in der Opernstraße zu Kahssel fand
eine Ausstellung von Bildern des Malers Heinrich Pforr aus
Laudenbach am Meißner, wohnhaft zu Hann. Mänden, statt. Die
Schõöpfungen dieses Weisters, der ganz in der Stille lebt und schafft.
erdienen weitgehendste Beachtung. —
In Kassel jand das Richtfest der großen Jugendherberge
n der Mosenthalstraße statt. Sie wird nach Größe und muster—
zültiger Einrichtung alle bis jetzt bestehenden deutschen Jugend-
erbergen ũbertreffen. —
Fuͤr das Wintersemester an der Marburger Universität
»aben sich 2565 Studierende, darunter 484 Studentinnen, ein-
chreiben lassen. —
Am 285. November erhob eine Versammlung im „Hessischen
hof“ zu Frankenberg Einspruch gegen eine beabsichtigte Auf⸗
eilung des Kreises Frankbenberg sowie gegen die Abtrennung der
Enklaven oder anderer Teile des Kreises.
Bestrebungen der Stadt Steinau, ihren alten Namen, An der
Straße“, den sie bereits 1339 führte und erst nach 1850 verlor,
vieder zu erhalten, sind in einer Denkschrift des bekannten Heimat-
orschers Kebtor G. Maldfeld in Steinau zusammengefaßi. Die
laiserliche Kanzlei und das älteste aus dem 14. Jahrhundert
tammende Staͤdtsiegel bedienten sich des Namens „Steinau an der
Straße“. Steinau, das schon 1200 Stadtrechte erhielt und nach
Selnhausen die älteste Stadt des Kinzigtals ist, will wieder zu
einem historischen Namen zurũckkehren. —
Im Chor der aus dem 12. Jahrhundert stammenden romanischen
Klosterlirche zu Breitenau ftürzte eine Decke ein.
Nachdeuck nur nach Übereinkunft mit dem Herausgeber gestattet.
derausgeber: Konrad Beruecker. Druck und Verlag: A. Bernecder,. —A