jonstigen optijchen Instrumente; in erster Linie an den neuen Ent ˖
decungen der Physik interessiert, juchte er dieje Wissenschaft von
der Ausnutzung freier Natürkräfte weitgehend zu sördern; nicht
aliein, daß er die zu Experimentierzwedten erforderlichen Appa
rate anzuschaffen jsuchte, jondern er ging sogar soweit, im Collegium
Carolinum eine den Errungenschasten jeiner Seit entjprechende
wissenschaftliche Lehranstalt ins Leben zu rusen. Wie schon jeine
Oorgänger auswärtigen Gelehrten die Woöglichbeit jsruchtbaren
Virkens boten, so gewährte er, wie den französischen Réfugieés
im allgemeinen, dem Physiber Denis Papm im besonderen
Gastfreundschaft und taikraftige Anterstũtzung, zumal auch bei
seinen Versuchen zur technijchen Verwendung der Dampfkraft.
Aus diejer Epoche, die oft ais die glücklichste des Hessenlandees
bezeichnet worden ist, stammen auch die verschiedenen Lujtpumpen,
darunter eine Arbeit des Holländers Musschenbroeb, eine große
Zentrifugalmaschine, ein vielgerühmter sphärischer Metallspiegel
bon Villette in SEyon, Fernrohre, darunter eines von fünfeinhalb
Meter Länge von Campani, Mikroskope, Hygrometer und vieles
andre der Art in mannigfaitigster Form und Ausführung.
Wahrend Carls Nachfolger, Wilhelm VII., namentlich die bil.
dende Kunst zu fördern suchte und sich als Begründer der Kasseler
Semaãlde Galerie unsterbliches Verdienst erworben hat, war dessen
Sohn, Landgraf Feiedrich I. der Katholijche — eben der, dem die
eingangs erwähnten Subsidienverträge unbegründeterweise so
ibei ausgelegt worden sind — neben seinem Interesse für die
schönen Künste bemüht, auch den Wissenschaften ihr Kecht ange⸗
deihen zu lassen. Er interessierte sich besonders für chemische,
alchhmisiijche und elebtrische Versuche, mit denen er in die Fuß⸗
stapfen Landgraf Carls trat, der diesen Dingen auch nicht abhold
gewesen ist, und deren Spuren in zahlreichen Stücken des Muse⸗
ums erhaiten sind.
Es ist im übrigen nicht möglich, im Rahmen eines AÜber⸗
hlicks wie des gegenwärtigen die an Sahl und Wert der Gegen
stände ungewöhnlich reiche Sammlung im einzelnen zu wũrdigen.
Auch wüũrde mit einer solchen Würdigung etwa der mat hematijchen
Sestecke, Reißzeuge, Winkelmeß- und NivellierInstrumente, ar
tilleristijchen und nautischen Apparate, Tellurien, Planispherien.
Planetolabien, Kalender, und der vielfältigen mechanischen und
optischen Spielereien, die neben den wijsenschaftlichen Hiljsmitteln
das Interesse des Besuchers wachrufen, ein Spezialgebiet des
historischen Wissens betreten und damit der NAufgabenbreis einer
aligemein verständlichen Betrachtung überschritten werden.
Das ist jedoch Lein Grund, die Tatsache zu verschweigen, daß
die Sammiung als Ganzes einen imponierenden Eindruck gewährtf
don den Bemũhungen früherer Seitläufte um Erbenntnisse, die der
Segentwart immerhin als Kinderspiel erscheinen mögen. Möge
darum der Besuch diejser interessanten Käumlichkeiten dazu bei
iragen, daß das LUnrecht, das den einstigen Benutzern ihres heu
tigen Inhaͤlts durch ũble Nachrede oft und oft zugefügt worden
ist, bis zu einem gewissen Grade wenigstens wieder gutgemacht
wird. Moge die Weltgeschichte also auch einmal als — Revisions-
gericht fungieren.
Hesfjisches von Adolf Menzel.
Das neue Jahrbuch, Hessenkunst“ bringt etwa zwanzig, größten
teils unberdoffentlichte Seichnungen von Adolf Menzel, die ge
jegentlich eines Bejuchs des Meisters im Hessenlande entstanden
Jin Jahre 1841 hielt sich Menzei acht Monate lang bei jeinem
Freuñde Arnold in Kassel auf. Von dort aus besuchte er auch
Marburg. Er bedauerte in einem Brief, daß er nur vier Tage
und nicht vier Wochen in dieser Stadt bleiben bonnte. In diesen
pier Tagen entstanden nicht weniger als zwanzig Seichnungen, die
sich jeither in der National-Galerie zu Berlin befanden, jetzt aber
dem neuen Marburger Museum als Leihgabe überwiesen sind und
nun durch die mit erläuterndem Text versehene Veröffentlichung
des Elpertschen Vorlaas weiteren Kreilen zugänglich gemacht werden.
Aus hoesjijchen Kirchen.
In der Marienklrche zu Hanau fand am 9. Obtober d. J.
eine Abschiedsfeier statt für den hochbetagten Lehrer und Orga-
nisten Baͤniel Paulstich, einen geborenen Homberger. Die
Mariengemeinde sprach ihm für seine jũnfzigjaͤhrige treue Tätigkeit
ihren Vanb durch ein Glgemälde aus, das den Chor der Kirche
mit der Oegel darstellt. Ber Jubilar hat sich auch hohe Verdienlte
um den Choralgesang und die Kirchenmusik erworben. Er wurde zum
Ehrenmitglied des Kurhessischen Kirchengesangvereins ernannt. —
Die ehrwürdige Kirche in Wehrda bei Marburg, deren
Erbauungsjahr 1490 inschriftlich bezeuat ist, wurde erneuert und
feierlich geweiht. —
Die Kirche zu Guxhagen, die aus einem ehemaligen Monnen⸗
dloster entstand, konnte auf ein vierhundertjähriges Sestehen zu—
eñcüblicken. Der Taa wurde von der Gemeinde festlich begangen.
Dr. h. c. Hans Grimm.
Seĩ der Lagarde⸗Feier der Universität Göttingen wurde der
Dichter Hans Grimm aus Lippoldsberg a. d. Weser ehrenhalber
zum Dobtor der Philosophie ernannt. Das Diplom wurde der
Hattin des Dichters vom Deban der philosophischen Fabultät ũber⸗
reicht. Die Heimat -Schollen brachten in Ne. 4 Jahrgang 1 Aus⸗
sũhrliches über des Dichters Leben und Schaffen.
Vorgeschichtliche Grabstätten.
Unter Führung des Kebtors a. D. G. Maldfeld aus Steinadu
hesichtigte Geheimrat Or. Boehlau vom Landesmuseum in Kassel
zine Keihe von Steinhügeln im Stadtwalde Steinau. Besonders
den „Schiweins büppel*“ glaubte Dr. Boehlau als vorgeschichtliche
Brabstãtte ansprechen zu dũrfen, deren Freilegung wahescheinlich
allerlei Funde erhoffen läßt. Mit der Aufdeckung soll demnächst
eqonnen werden.
Kleine Chronib.
Dem Dirigenfen des Kasseler Oratorienvereins und der
Kasseler Liederiafel, Karl Hallwachs, wurden aus Anlaß seines
ũnfundzwanzigjãhrigen Dirigenten-Jubiläums allseitige Ehrungen
uteil. Der Jubilar ist auch als Komponlst und Musibbritiber be-
deutsam hervorgetreten. —
DOie schöne Literatur“ gibt in Heft 11 das Ergebnis des Kurz-
eschichten ·Preisausschreibens von „Keclams Anivbersum“ bebannt.
don 2300 Einsendungen wurden 10 mit Preisen bedacht und zur
deröffentlichung im „Universum“ erworben. Unter den Preisträgern
zefindet sich auch ein hejjischer Erzähler, nämlich unser Mit-
iebeiter Will Scheller, der sich somit wieder einmal als berufener
Oertreter der deutsjchen Dichtung in Hessen ausweist. —
In einer Ausstellung von Entwũrfen zu Fahnen, Dienstsiegeln
Sriefmarben, Mũnzen und dergleichen, von Lichtbildern und Druck⸗
chrifien aller Art in den Wandelgängen des Reichstages hat der
Keichsbunstwart De. Reds lob gewissermaßen einen Kechenschafts-
ericht ũüber die Siele und Ergebnisse seiner Arbeit vorgelegt.
Diese Ausstellung wird vom 6.-271. November im Landes⸗
nujeum bei freiem Eintritt gezeigt. —
Im Kunsthaus Messing fand vom J1.-15. November eine Aus⸗
tellung von Planjkizzen des Architebten Fritz Stück statt, die dem
Groß-Kajjel der Subunft“ die Wege der Entwicklung weisen. —
Kassel bereitet mit jsechzehn Nachbargemeinden die Aufstellung
eines gemeinsamen Flächengaufteilungsplanes im Fuldabecken vor.
Auf Greund gewissenhafter Studien soll dieser Aufteilungsplan für
as gesjamte Planungsgebiet das Verlehrsnetz festlegen und die
Flächen ausweisen, die zur Bebauung mit Wohnhäusern oder
Induͤstrieanlagen, fũr landwirtschaftliche Nutzung oder Grünflächen
n Betracht Lommen. —
Am 31. Oktober ũbernahm in der Aula der Philippsuniver
ität zu Marburg von dem scheidenden Kebtor Geh. Rat Prof.
Dr. Busch der Prof. der Theologie D. Freihere von Soden
das Rebktorat der Universität für das Amfejahr 1921 -28. —
Nach einer Mitteilung des Marburger Magistrats sind im
Hinblick auf den Erfolg des Keformationsfestjpieles Derhandlungen
in Gange, in den Sommermonaten jedes Jahres solche Festspiele
in Warburg zu veranstalten. —
Die Wissenschaftiiche Dereinigung zu Eschwege hat
lür das Winierhalbjahr eine Vortragsrelhe von Dozenten vor—
jejehen. U. a. werden Prof. Dr. Elster-Marburg ũber Heinrich
von Kleist als vaterländijchen Dichter und Liz. Dr. BoetteMarburg
iber Humor und Satire des Volbes jprechen. —
Im Hessischen Volklsbund zu Homberg sprach am J. November
5chulrai Bithmar aus Eschwege ũber „Hessischen Volkbswiß und
Doibscharabter“. Dor zahlreicher Versammlung führte er aus, daß
der seßhafte Hessenstamm den Volbswitz ebenso treu bewahrt habe
vie das Märchen. Treffliche Beispiele aus dem Kreise Eschwege
und anderen Gebieten machten allen Besuchern den Vortrag zu
zinem erfreulichen Ereignis. —
In Leipzig verschied im 11. Lebensjahr der hessische Numis-
natiker Profesor Paul Weinmeister. Er stammte aus War—
»urg und hieit die alten Originale äͤus der Mitte des vorigen
Jahrhunderts in seinen wertvollen Dialebterzählungen „Marborger
heschichtercher“ fest. Er wirkte als Oberlehrer am Thomas-
gymnasium zu Leipzig. Seine wissenschaftliche Liebe gehörte
der hesjsijschen Münzenkunde. Seine hessische Münzenjammlung
vpar wohl die größte Privatsammlung dieser Art. —
Am 28. Obtober verschied zu Witzenhausen der langjähreige
dieettor und Kurator der Deuflschen Kolonialschule Prof. Ernst
Albert Fabarius. An der von ihm in den Käumen des alten
Idiert gegrũndeten Anstalt kbonnte er noch 80 Jahre lang sedens-
reich wieben.
Machdruck nue nach Äbereinkunft mit dem Herausgebee gestattet.
herausgeber Konrad Bernecker. Deruch und Verlag: M. Bernecker. Mellungen.