Erzeugnisse der Kupferschmiede und Glockengießereĩ der Kurzrocks.
Don ihnen sind in diesen Jahren Felsberg, Obermelsungen, Beis⸗
förih, Kämmerzell, Sbt. Eüßabeth zu Marburg, Werbel, Wichdorf,
Mehe, Kirchbauna und Wahnhausen beliefert worden). Der
tirchturm der Stadt selbst ward 1512 mit einem Lupfernen Dach
gedect.“s) Sei dieser Gelegenheit will ich nicht unerwähnt lassen,
daß die Apoldaer Glockengießerei Alrich, die heute fast alle Glocken
liefert, von, Homberg jiammt. Auch eine Geschützgießhũtte ist
ochstwahrscheinlich in diesen Jahren in unserer Stadt gewesen.
Hans von Eisenach goß 1514 für Homberg den „Grimm von
omberg“. Vielieicht ist der Gießer identisch mit Jung Hans Bete,
der einer Familie entstammt, die 1529 in Cassel ansäjsig ward.
Die Aujsschrijst des Geschützes war: Grim von Homberg heis ich,
Hans von Isenach gos mich Anno Dowini 151099. Ob es eins
der Ein-Pfünder Geschũtze (5 cm Falkonets) war, die sich nach
einem 1548 3ujammengestellten Inventar im Siegenhainer Seughaus
befanden, wohin sie Sandgraf Philippgeliehen waren?“), bann ich
nicht entscheiden. Nach dem unglũcklichen Ausgange des Schmal⸗
saldischen Krieges kam der, „Grimm von Homberg“ 1541,
wie überhaupt die gesamte hessische Artillerie, in den Sesitz
der Spanier.
Tũchtig mũssen auch die Homberger Uhrmacher gewoesen sein;
1511 fertigte Hans Kleinschmidt, genannt Scheffer, fũr das Stift
Feitzlar eine neue Schlaguhr auf dem Turm der Stiftskirche“).
Die Stadt jselbst, die vom Landesherrn mit dem Alleinrecht
des Weinzapfs begabt war, trieb einen einträglichen Weinhandel.
Sie lellerte nicht nur hejsijchen Landwein, sondern hielt gute Elsässer
md Kheinweine, für die sie bereite Abnehmer fand. Armbrust
bermerbt in seiner Geschichte Meljungens!), daß diese Stadt von
Homberg diese Weine bezog. Gute Einnahmen brachten auch die
er Maͤrbte“). Sie fielen immer auf einen Mittwoch, und zwar
der T nach Hreikonigstag, der 2. nach Jubilate, der 8. nach
BSartholomei (24. August) und der 4. nach Michaelis. Nicht ohne
Finfluß auf Handel und Wandel sind sicher die hãufigen Landtage
gewesen, die die Nähe des Spießes veranlaßte. Es muß in der Stadt
ansehnliche und geräumige Häuser gegeben haben, in denen die
zahlreichen und vornehmen Einkehrer untergebracht werden bonnten.
Zu den fürstlichen Gäsien, die in jenen Jahren zu Homberg Herberge
hielten, zählt auch Luthers Schützer, Kuͤrfürst Friedrich der
Meise von Sachsen. Als er 1520 zur Begrüßung des neugewählten
Kaisers Karl V. nach Köln reiste, übernachtete er hier mit seinem
Gefolge, darunter der Geheimschreiber Spalatin, am 17. Sep⸗
lember?o). Wie immer bei solchen BSejuchen wird eine Ehrengabe
fällig gewesen jein. Nachrichten über jolche Geschenke an fürst-
iche Durchreisende finden sich allerdings nicht, wohl aber eins
on A/ Goldgulden an Johann Feige „uf seinen ehrentag zu
Homberg“0).
Keiche Pflege fand das kirchliche Leben. Die Altstadt hatte
in der Liebfrauenkirche J Altäre, die Freiheit mit Hospital und
Spti. Næeolaus 8 Altäreꝰi)y. Vor dem Holzhäusertore lag das
Prãmonstratenser Vonnenkloster Sbt. Georg; von anderen Orden
interhieiten die Augustiner und Witzenhãuser Wilhelmiten je
JTerminei (Haus, wo die Almosen eingingen) in Homberg??).
Wolff übertreibt nicht, wenn er 20 Priester errechnet. Nicht unbe⸗
deutend war ferner die Homberger Schule, die von alters einen
quken Kuf genoß. Sie war damals fast/ Jahrtausend alt. Aus
———— Geistlichen, den
ersten dein Namen nach bebannten rector puerorum Hombergs.
Um 1430 bezog ein Schulmeister in unserer Stadt 6 Gulden?).
Seiter der Schuͤle war 1310-1521 der gebũrtige Casseler Nibolaus
Asblepius Barbatus; eigentlich hieß er Hilprantꝰꝰ). Als doctor
praeclarus priesen ihn die Zeitgeunossen; 1521 war der Professor in
Marburg, wo er 1511 hochbetagt starbꝰ). Etwa 1510- 1513 war
in Homberg der später so hochangesehene Schulmann Peter
nigidius aus Allendorf sein Schũlerꝰ). Wir lasen von der
Teilnahme der Schüler an dem Bittgange zu Soyneburg 1511; 1515
hrachten sie den alten Vogt Bodo von Sodenhausen (etwa
1452 1483 Amtmann) zu Grabe. Die Schulmeijter erhielten
dafür einen Anteil an den 4 Pfund und 4 Schilling, die ihnen,
dem Pfaerer, allen Priestern und Opfermännern gegeben wurdenꝰꝰ).
Wenn jstarker Sustrom- zu den Aniversitäten einen Schluß auf reges
) O. H. G. R. F. Suppl. 153; Bau- und Kunstdenkmäler II. IV. 8) Dilich
131. 1516 leß das Klosier Germerode eine BSraupfanne zu Homberg machen (s.
duhsbens, Werrablöster Ne. 1818). *) Festschrift des Hist. Oer. s. GHz. Hessen 1904
. 1555 vergl. auch 433 f. *) 3. H. G. 26, 16. 26) Falkenhainer, Hoessische Städte
ind Stifter Ue0; etwa 100 Jahre früher hielt der Kleinschmied, Heinrich Tölen aus
Homberg die Göttinger Stadtuhr in Ordnung 3. 8. G. 40, 35. 9) 6. 200.
— Srieswechsel des Mutianus Kusus II G. 270.
soj Marb. Beite. 253. 01i) Würdtwein, diocc Mog. tom.lil 511. 52) Dersch, Oerzeichnis
d hefs. Klöster G. 13j. 8) 3. H. G. M, MBb . 54) Marb. Beitr. 240. 85) Hessische
Chronik 42. 5) Strieder J 18683; X 6. 7) Seitjichr. für Gesch. d. Erziehung u. d.
Vterr. VII. 79o'f. 58) Marb. Beite. 247.
pissenschaftliches Leben im Heimatsorte der Studierenden gestattet,
owar es im Homberg der Jahre 130821518 zu sinden. In den
Natrikeln Erfurts, Leipzigs und Wittenbergs sind mir in diesem
Jahrzehnt 20neu Aufgenommene aus unjserer Stadt begegnet; für
mne Stadt von Moo Einwohnern eine recht stattliche Sahl in 10
Jahren?ꝰ).
All diese bleinen Nachrichten, die ich als letzte Seugen einer
jroßen Vergangenheit habe beibringen Lönnen, vermögen doch noch,
ins eine Ahnung von der Kraft, BSlüte und Tuͤchtigkeit des
zemeinwesens an der Wende der Seiten zu erwecken. Große
Aufgaben harrten des Geschlechtes, das um 1518 in Homberg in
en Mannesjahren stand. Bie neue Seit drängte über die Schranben
es Mittelaltees. Sie fand in Homberg eine Generation, die ihre
zeichen verstand. Gerade das Keformationszeitalter ward für
insere Stadi die große Seit.
Der Tod des Landgrafjen Wilhelm
des Jüngeren auf dem Schloß zu
Kauschenberg.
Anjere hessijchen Landesfürsten sind in fast allen ihren Gliedern
llezeit große Liebhaber des edlen Weidweris gewesen. Die Burg
u Kauschenberg, die schon unter der Herrschaft der Siegenhainer
Zrafen Jagdschloß geworden war,— diente erst recht unter den
ejsijchen Landgrafen diesem Swecke. Dazu war die Burg wie
eschaffen. Schwabendorj war noch nicht gegründet. An der
Zemarkungsgrenze unserer Stadt begannen die gewaltigen Wal⸗
ungen des Burgwaldes, in denen noch die beiden anderen land⸗
rãflichen Jagdschlösser Bracht und Woibersdorf lagen. An Wild
ehlte es wahrlich nicht, und Namen wie Woljsbaute, Hirschgrund
nd Ebersbach erinnern uns daran, welche Wildarten reichlich
Letreten waren. Hls Landgraf Ludwig der Friedsame, der Erbe
er Grafschaft Siegenhain, 1458 starb, bildete sich mit seinem
weiten Sohn Heinrich dem Reichen eine Linie Hesjen⸗Marburg.
deinrichs Sohn war Wilhelm der Jũngere, der gern und oft vom
sahen Marburg herũberkam, um hier auf der Jagd Erholung zu
uchen. Am 14. Februar des Jahres 1500 ritt er mit großem
Zefolge von der hiesigen Burg an den „Alten Rauschenberg“ zur
sagd. Bald hatten die Hunde an dem Forstorte Schieferhütte,
in dem jeßzigen Fußpfade Schwabendors ⸗Schwarzenborn, einen
nächtigen Hirsch aujgespürt. Landgraf Wilhelm, der ein leiden⸗
chajtlicher Jager war, verfolgte ihn auf jeinem feurigen Pferde
orajch, daß er seine Begleiter bald weit hinter sich zurũck ließ.
Alter überlieferung zufolge stürzte er bei der „Wüsten Wiese“
nglũcklich vom Pferde und verletzte sich innerlich schwer. Ein alter
Zruchschaden brach auf. Als ihn die Segleiter nach jtundenlangem
zuchen fanden, war er schon halbtot. Er wurde in bedenklichem
zustande zurũck in die Burg geschafft. Dort ist er nach einer
lten Ehronike) im großen Rundturm des Schlosses, dem Berg⸗
ried, am 17. Februar desselben Jahres gestorben. Die Stelle
m Walde, wo der Unfall geschehen ist, bennt man nicht mehr.
vohl war sie aber den Vorfahren bekannt; denn nach einer alten
sberlieferung hieß es in Rauschenberg immer „an dem von unsern
oreltern bezeichneten Ort“. Sonderbarerweise erinnert bein
zeintreuz, bein Denbstein mehr daran, wo der Landgraf todlich
erunglũckte; doch darf nicht unerwähnt bleiben, daß man im Jahre
858 um Aiten Kauschenberg beim Roden eine Stelle entdeckte,
o 3wei dicke Steinpiatten tief im Boden aufeinander lagen. Auf
er uinteren Platte saßen die Wurzeln eines Baumes, wãhrend
r durch ein künstlich geschaffenes Loch der oberen Platte hindurch
ewachsen war. Vielleicht ist das „der von unsern Voreltern bezeich⸗
ẽie Grt⸗ und die Steinplatten sind die letzten ÜÄberreste eines
henksteins. — Der ältere Bruder Wilhelms des Jũngeren, Ludwig,
am gar nicht zur Kegierung. Er fand durch eine wunderbare
herbhüpfung der Amsiande schon im Jahre 1478, am 2. Juli,
benfalis hier auf dem Schlosse seinen Tod, herbeigefũhrt durch
u starkes Schnũüren. Es war dies damals eine üble Unsitte
ornehmer Personen. Man schnürte sich nicht etwa, um eine
hlanke Tailie zu erzielen, jondern um sich durch das vom Schnüren
erursachte Hervortreten des Anterleibes ein majestätisches Aus⸗
rhen zu verleihen. So hatten zwei Brüder, Glieder des Land—
rafenhauses, auf tragische Weise in der Burg ihr Leben
ahen mũssen. Seitdem mied das hesjsische Fürstenhaus die Burg,
ie so viel Unheil über ihr Geschlecht gebracht hatte. Vv.
so) In Greifswald, Rostock, Heidelberg fndet sich für 1308—218 beiner; in
Zöln vielleicht 6. Nobvember 1510 John Solbeicher de Homborck, Mag. Disc. und
do. Marz 1518 Adam Homberck de Hassia, — —
) Mach der Gerstenbergischen Chronik von Frankenberg.