ändler betätigte. Im Jahre 1819 verlegte er seinen Wohnsitz nach
Lübeck und unternahm von dort aus eine Forschungsreise nach
Island, um die Geysire zu studieren und Mineralien zu sammeln.
1825 ging er nach Rußland und besuchte den Ural und den Kau—
asus. Dort entdeckte er einen bis dahin unbekannten Edelstein,
den Sirkon. Nach dem Tode seiner Frau ging er 1830 mit seinen
Söhnen nach London, wo er sich als Sprachlehrer durchschlug.
Durch Selbststudium beherrschie er neun Sprachen und bonnte so—
gar englische Literatur ins Chinesische ũbersetzen. 1836 beauftragte
ihn die Sũüdaustralische Gesellschaft, die Kohlenlager in Australien
zu erforschen. Dieser Aufgabe widmete er sich 16 Jahre lang und
tellte aquch das Vorkbommen anderer Mineralien, besonders Gold,
fefsft. Auf einer dieser Wanderfahrten starb er Mitte Oktober
1852. — Nach G. Maldfeld war Menge ein Kosmopolit, der sich
in jeinem späteren Leben nie mehr um seine Heimat gekümmert
»at, im auffallenden Anterschiede zu seinen Schulgenossen, den
Brüdern Grimm, die ihrem Jugendparadies im Kinzigtal eine
ꝛührende Anhänglichbeit bewahrten. Später ist er ganz vereng-
zändert, und seine Söhne sind im Angelsachsentum untergetaucht.
Seine Forschungen und Entdeckungen kamen lediglich England und
Australien zugute. Sein Bild hängt im Museum zu Adelaide.
Niederhessjen
im Seichen der Wurstherstellung.
Eine Plauderei über Mundart von L. Witzel.
Wir alten Niederhessen sind doch eigentlich gute Menschen.
Das ergibt sich schon ganz allein aus dem Vorhandensein der
Schlember. Böse Menschen
paben beine Schlember. Va⸗
»on wird gerade unsere
Jugend ein Lied singen
wnnen. Ach, wenn ich doch
auch noch mal jung wäre
und könnte mir einen Weg
zum Nachbar machen! Ich
würde es tun, und wenn
der Darm, den der Schlächter
zum Anmessen der Schlem⸗
ber in die Hand nähme,
zehn Meter lang wäre.
Nach dem Hünfeldischen
zu sjagt man nur „Würst-
chen“. Daraus geht hervor,
daß diese Leute uns die
Sitte abgeguckt haben. Wir
machen jeit Jahrhunderten,
beinahe hätte ich gesagt:
Noah, Schlember. Ansere
ODor⸗ Vorfahren haben sich
ein besonderes Wort dafür
erdacht, jene aber gebrau-
hen das nichtssagende Wort
„Würstchen“. Was kbann
nan sich nicht alles unter
„Würstchen“ vorstellen?!
Der Begriff „Schlember“
ist eindeutig. — Im fũdlichen Kreis Rotenburg und im größten
Teil des Kreises Hersfeld gibts Schlemberwürstchen. Man weiß
nicht genau, ob die Schlember⸗Anhänger aus Entgegenkommen
ihr Wort verlängert haben, um die andere nicht bloßzustellen, oder
ob die Wüũrstchen⸗Derehrer sich mit anderer Leute Federn geschmũckt
haben. Jedenfalls nehmen wir zu unseren Gunsten das erstere an.
Im Hajelgrund heißen sie allerdings „Sippelwürstchen“. Ein
höses Wort. Entweder nimmt man so bleine Darmstückchen, daß
nan zweimal binden muß, oder man tut die Abfälle hinein. Auf
eden Fall aber sinds beine Schlember.
Auch in der Sontraer Gegend sind sie erst spät heĩmisch ge—
vorden. Man ist sogar in der glücklichen Lage, den verdienst—
oollen Mittelsmann mit Namen zu bennen. Ihm zu Ehren sind
die kleinen Geschenkwũrste „Schmidts Würstchen“ genannt.
Auch, Vetterwürsichen“ habe ich dort gehört. Über dies Wort will
—A—
Sũdostecke des Kreises Melsungen und die Schleifwürstchen im sũd⸗
zstlichen Sipfel des Kreises Rotenburg. Schlember ist eben Schlember.
Wir Niederhessen sind auch sparsame Leute. Früũher ließen
vir, wenn das Schwein abgestochen wurde, das Blut in den Hof
aufen, eine Freude für Katzen und Hühner! Jetzt machen wir
Blutwurst und bereichern damit unsere Würstelaube und Rauch—
rmammer. Eigentlich mũüßten wir ja nun diese neue Sorte eben—
falls „Kesselwurst“ nennen. Aber Alter geht vor, und so heißt
ie Leberwurst weiter, Kesselwurst“ und die Blutwurst eben Blut⸗
vurst. Wollen wir alle beide mit einem einzigen Namen bezeich-
jen, sagen wir „Garwurst“. Unsere Landsleute aus dem größten
deil des Kreises Hersfeld gebrauchen hierfür das Wort „Koch—
hurst“. Auch die Leberwurst ist bei ihnen noch nicht jsehr lange Mode,
onst jprãchen sie nicht, Leberwurst“. Der Schwartegũnter (Schwarten-
nagen) liegt ihnen mehr, den bennen aber wir nur aus dem Metzger-
aden. — Ein Seichen unserer Sparsambeit ist auch die Herstellung des
Veckewerks und der Weckewurst. Wer diese Dinge nicht min—
estens einmal gegessen hat, ist zu bedauern, und wer nicht zur
Abendzeit einmal einen lauten Knall aus der Pfanne in der
züche vernommen hat, dem fehlt ein Stück hessischer Bildung.
Wir Niederhessen sind aber auch gute Deutsche. Wenn einer
ei uns „Servelatwurst“ jagt, dann wissen wir gleich: Der gehört
nnerlich und ãußerlich nicht zu uns. Als dies Fremdwort vor unge⸗
ähr zweihundert Jahren zu uns bam, haben wies sofort übersetzt.
zeitdem reden wir von der „Hienwurst“, mundartlich „Hernwurst“.
zollte ein Leser bis jetßt geglaubt haben, es sei eine Wurst für
ie Herren, dann bitte ich ihn hiermit, jseine Auffassung zu ändern.
die Herren sollten soviel Hirn haben, daß sie das der Hirnwurst
licht mehr brauchen. Heute bommt das Gehirn nicht mehr in die
‚rote Wurst“, der Name aber ist der alte geblieben — Hirnwurst!
Wir Niederhesjen sind doch brave Leutel!
Soli deo gloria—
Diese schöne, sinnreiche Hausinschrift „Gott allein die Ehre“
findet man an dem Grundstein der Kirche in Geismar, welche einst
die Mutterlirche von vielen umliegenden Gemeinden, darunter auch
Franbenberg, war. Und darum
undet sich diese Schrift noch
dreimal an Privathäusern in
der Stadt Frankenberg und
zwar zweimal an alten Häus—
chen am Untermarbkt und ein⸗
mal an der Teichmũhle, die zu
den ältesten Mühlen Franken⸗
hergs gehört. Auch an der Kũck
eite der früher zu Frankbenberg
gehörigen Mühle Böhle in
Schreufa ist dieje Inschrift zu
inden und zwar auf einem
uuf dem Kopf stehenden Ge—
'achbalben. Man sollte diese
Inschrift auch an neueren Bau⸗
ichkeiten nicht vergejjen. c. e.
Schnurrpfeijfereien.
Einen „bahle dot“ gemacht.
Ein ehrsamer Schneider-
neister schickte einem Amts⸗-
eichter eine Schneiderrechnung,
welche lautete: „Einen bahle
dot gemacht macht 5 Thaler
und 16 Silbergroschen.“ Er
hatte dem Amtsrichter einen
Paletot (Mantel) angefertigt,
. und die schlechte Kechtschrei⸗
zung brachte ihn im ersten Augenblick in den Verdacht, daß er mit
dem Strafgesetzbuch in Konflibt geraten sei. C. S.
Eine Klapperschlange im Knüll.
Nach den Erzählungen alter Leute im Dorfe G. im Knäll-
jebirge trat dort auf der Wiese des adligen Gutes eines Tages
ine eiesenhafte Klapperschlange auf. Als die Mäher morgens
zur Wiese bamen und die Sensen wetzten, erhob das Tier den
Fopf aus dem langen Grase und blapperte mit dem Schwanze.
krschreckt flohen sie nach Hause und holten den Gutsverwalter, der
och zu Roß und mit einer Jagdflinte bewaffnet dem Untier zu Leibe
iehen wollte. Der Schuß ging aber fehl oder streifte nur ein
benig das Tier, das in mächtlgen Sätzen auf seinen Angreifer
osging, der die Flucht ergriff. Einige Male war die Schlange mit
em Kopf schon auf dem Hinterteil des Pferdes. So bamen beide
urch das Dorf gerast bis vor den Guishof, wo schon Arbeiter
in den offenstehenden Torflügeln standen, um der ankommenden
zchlange den Weg abzuschneiden. Kaum war der Keiter zum
dor herein, so schlug man die Torflügel zu, und das Schlangen-
ingeheuer schoß mit dem Kopf gegen das Tor, worauf es tot
iegen blieb. — Diese Erzählung macht der fabulierenden Volks—
hantasie alle Ehre. Vermutlich hat sie, falls diese Klapper⸗
hlangengeschichte einen Tatsachenbern in sich schließt, die ent—
vichene Schlange eines durchziehenden Schauspielertrupps zu dem
oũtigen Ungeheuer gestaltet. C. Lisius.
Aus dem astronomischphysibalischen Museum in Kassel.
AUhrenkammer mit Prunbkuhr.
HDon Kaspar Hofmann, Augsburg 1600.