in der üblichen Welse zu begehen. Die Feuerrede wird Taubst.
Oberlehrer Heinrich Kuppel-Homberg halten. Der Vorsitzende
zeichnete die dringendsten Aufgaben des Vereins: Erhaltung der
hisherigen Anlagen, Erneuerungsarbeiten am Eisenbergturm,
Schaffung von Orientierungstafeln, Herausgabe eines neuen
Führers jowie einer neuen Wanderkbarte im Maßstab 1: 50000.
Durchführung der Wegebezeichnung, innerer Ausbau der Jugend-
herberge u. a. m. Um die gesteckten Siele zu erreichen, wurde
der Vorschlag des Vorsitzenden, den jährlichen Mitgliedsbeitrag
an den Hauptverein von J.- RM. auf 1.50 RM. zu erhöhen,
einstimmig angenommen. Die Vorstandswahl ergab einstimmige
Wlederwahl des Vorsißenden und des Kassierers Hemfler-Hers⸗
eld. Sweiter Vorsitzender wurde Direktor Sauer-Hersfeld, erster
Schrijtsührer Lehrer Schulz⸗Asterode, zweiter Schriftführer Kauf-
mann PfalzgrafSiegenhain.
Tage des Lullus-Festes in Hersfeld.
Als der Seiger der alten Hersfelder Stadtbirchen-AUhr mit
sichtbar freudigem Sprung auf die Swölf rückte und die Glocke
zu tönen begann, da warf auch in diesem Jahre der Bürgermeister
die rauchende Fackel, die ihm der Feuermeister in historischer
Tracht ũberreichte, in die Feuergrube, und eine helle Flamme loderte
zum Himmel empor. Die Tausende aber, die aus der Nähe und
Ferne zu diesem Schauspiel herbeigeeilt waren, stimmten in den
alten Hersfeider Kuf ein: Bruder Lollsl Bruder Lolls! —
Auch in diesem Jahre bot
der Festzug ein buntes, farben⸗
prächtiges Bild. Die In—
nungen waren wieder mit ihren
alten Abzeichen und Fahnen
aufmarschiert. Besonders die
Metzgerinnung war stark ver⸗
reten und führte einen statt⸗
lichen Ochsen mit. Der Sug
der ehemaligen Klosterschũler
aberragte indesjen alles durch
jeine große Teilnehmerzahl.
Mit dem Lullusfest hatte man
in diejsem Jahre ein Treffen
alter Schũler der Klosterschule
verbunden. Diese erste große
Wiedersehensfeier der Der⸗
einigung ehemaliger Kloster
schüler, die vom 15. bis 17.
Obtober in den Mauern der
alten Lullusstadt vor sich ging,
gab ein erhebendes Bild von
der Anhänglichkeit der „Ehe⸗
maligen“. Am Sonnabend
fand ein Begrũßungsabend
statt, der erst einmal jung und
alt in Fröhlichkeit vereinte.
Den Hõhepunbt der Wieder⸗
jehenstage bildete der Festalt, den die Schule ihren alten Schũlern
in der Aula gab. Nach der Begrüßungsanjprache von Oberstudien-
direltor Dr. Köhler, der besonders des früheren Direbtors Duden
gedachte, trug ein Primaner einen Vorspruch vor; die Auffũührung
einer Szene aus Sophobles Antigone schloß sich an, die eine be⸗
achtenswerte Leistung der Schüler zeigte. Ein Oberprimaner
hielt jodann eine wirbungsvolle Kleist⸗Gedächtnisrede. Den Danb
der alten Schüler ũberbrachte Direktor Dr. Kühne-Godesberg.
Anschließend gings unter den Klängen der küchtigen Gymnasial-
apelle zum Marktplatz, um dem Anzũnden des Lollsfeuers bei⸗
zuwohnen.
Der Festzug bewegte sich dann zur Stiftsruine, wo Lehrer
Neuhans einen Vortrag über die Geschichte der Stadt Hersfeld
hielt. Nach einem Umzug durch die Stadt löste sich darauf der
Festzug vor dem Rathaus am Lullusbrunnen auf. Am Nbend
nahmen sodann die Feste der Woche ihren Anfang. Am Mitt⸗
woch ist der Haupttag der Landleute, die in hellen Scharen zum
Lullusmarkt in die Stadt gezogen kommen.
Als das Feuer am Donnerstag um sechs Ahr gelöscht wurde,
fand eine bleine Schlußfeier statt. Nach altem Brauch belommen
bel dieser Gelegenheit der Bürgermeister und die Stadtväter ein
Lob oder das Gegenteil für ihre letztjährige Tätigbeit zu hören.
Auch in diesem Jahre hatte man der Stadt allerhand am Seuge
zu flicken, und manche Wünsche aus der Bürgerschaft wurden laut,
deren Erfüllung sich die Stadiväter im neuen Jahre angelegen sein
lassen werden. Mit einer bengalischen Beleuchtung der altehr-
würdigen Stiftsruine fand der bleine Festakt seinen Abschluß. —
Das Ende der Hersfelder Festtage ist der Montag. Über den
Erfolg der Lullustage dürfen auch in diesem Jahre die Hersfelder
vieder stolz sein. Da die Begeisterung für die schöne alte Sitte
ioch beineswegs nachgelassen hat, sondern eher im Wachsen be—
jriffen ist, jo ist man sich schon heute einig, nun doch in jedem
jahre den Lullustag festlich zu begehen. Wie bringen unseren
desern einige wohlgelungene Aufnahmen vom diesjährigen Fest-
zuge, um auch denen ein Bild zu vermitteln, die nicht persönlich
den Festtagen beiwohnen bonnten. G.
Aus hessischen Dorflirchen.
Am 16. Obtober feierte die Gemeinde Franbershausen am
Meißner das hundertjährige Bestehen ihrer Kirche und zugleich
die Weihe des völlig erneuerten Gotteshauses. An der Altar—
vand erheben sich die Gestalten von Moses und Christus, von
Zunstmaler Karl Leyh ausen aus Kassel geschaffen. Auch die
Zirche und die Sabristei im Turm wurden harmonisch ausgemalt.
Am Nachmittag hielt Pfarrer Dr. Heckmann einen Vortrag
iber Frankershausjen und seine Kirche, die auf eine fast elfhundert-
ãhrige Geschichte zurückblicken können. Die Urkunden des Fuldaer
ind Germeröder Klosters und der Bilsteiner und Dörnberger
herrschaft geben Aufschluß über das Werden diejses ältesten
Meißnerdorfes. Die Reihe der Pfarrer läßt sich fast lũckenlos
»is zum Jahre 1261 zurückverfolgen. —
Das Innere der Kirche zu Wiera (Kreis Siegenhain) wurde
inter der bLũnstlerischen Leitung des Malers Mons aus Röllshausen
in stimmungsvoller Weise
neu hergerichtet. Die Aus⸗
jührung der Arbeiten war
den Malermeistern Kappauf
und Schmittdiel aus Treysa
abertragen.
Heimatschutz.
Die MWonatsschrift „Na-
lurschutz“, herausgegeben von
Prof. Dr. W. Schoenichen,
erhebt ihre mahnende Stim⸗
me zur Kettung des Hirz-
teins. Sie schreibt: „Die
Sajsaltklippen des Hiezsteins
in Hessen sind das hervor—
ragendste Naturdenkmal des
Habichtswaldes, nicht nur
vwegen ihrer grotesken Schön⸗
heit, jondern auch wegen der
Figenart der Flora, die teil-
weise vielleicht als Uber⸗
hleibsel aus einer frũheren
Steppenzeit aufzufassen ist.
Die Forstverwaltung traf am
Hirzstein einen Ausgleich
zwischen den Erfordernijjen
der Wirtschaft und den ide⸗
alen Belangen des Heimat-
chutzes und der Wissenschaft, indem sie die massige Basaltmauer
»em Abbau preisgab, die Klippen aber schützte (1911). Neuer-
ings sucht die Pachtgesellijchaft den Beschluß umzustoßen. Es ist
ieselbe Gesellschaft, die bereits den eigenartigen Hangarstein mit
einen fiederartig gestellten Bajaltsãäulen in Straßenstaub verwandelte.
Helingt es nicht, dieses einzigartige Naturdenbmal (des Hirzsteins)
u erhalten, so muß das Vertrauen in die öffentliche Naturdenk-
nalspflege schwere Einbuße erleiden.“
Kleine Chronik.
Die Stadt Kassel beginnt im Marstall ein städtisches Archiv
inzurichten. Swei Hallen werden alte Grabsteine und Grabstein—
latten des Lutherfriedhofes, prächtige alte Taufsteine sowie
Nastiken aus der Barok und Kenaisjancezeit aufnehmen. Innungs-
ãume sollen ein vollständiges Bild der Kasseler Innungsgeschichte
eigen; in Künstlerzimmern hofft man die Werbe Kasseler Künstler
vie Du Ry, Nahl und Tischbein unterzubringen. —
Der als Begrũnder des wissenschaftlichen Oogelschutßes bebannte
Oenithologe Fereiherr Hans von Berlepsch feierte am 18. Oktober
einen 170. Geburtstag. Auf der Versuchs⸗ und Musterstation für
Hogelsichutz zu Seebach hält er alljährlich Lehrkurse ab. In fremde
S5prachen ũbersetzt und ũber die ganze Welt verbreitet ist sein
orbildliches Buch „Der gesamte Vogelschutß, seine Begrũndung
ind Ausführung auf wissenschaftlicher Grundlage“. Der „ODogel-
erlepich“ ist Ehrendobtor der Universität Halle.
Hersfeld. Die Meßgerinnung im Lullusfestzuge.
Hofphotograph ẽ*Wberth, Kassel.
Nachdruck nur nach Abereinkunft mit dem Herausgebee gestattet.
herausgeber: Konrad Bernecher. Druck und Verlag: A. Bernecker, Melsungen.
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