jeufelchen bicherte denn auch zu der ebenso überheblichen wie
zänzlich versehlten Haarspalterei und ließ einen Haarwolf und
eine Haarberge, denen später ein Heecrwolf nachhinkte, aus
Schoofs gelehrter Feder entspringen. Die Kasseler Schriftleitung
hatte „die Aussprache geschlossen“. Bald darauf nahmen mich
zwei größere Arbeiten ganz ein; so bomme ich erst heute auf
diesen unbefugten Angriff zurũck, und zwar unterbreite ich zunächst
ein anderes Urteil ũüber meinen Deutungsversuch, das der Germanist
und wohl bebannteste Volbsbundler W. o. Prof. an einer unserer
größten Hochschulen, abgibt: „Alsbald nach Eintreffen las ich
den Aufsaß ũber Hersfeld und tue dies heute nochmal, heute mit
der Kuhe und Muße, die man einem so inhaltreichen Aufjatz
unbedingt schenken muß und auch schenken darf. Ich gestehe auch
diesmal, daß ich den Ausführungen mit großer Aufmerksambeit
und großem Vergnäãgen gefolgt bin. Ich für meine Person wüßte
nichts einzuwenden und mũßte schon selbst gründliche Nachprũüfungen
vornehmen, wenn ich dies oder das widerlegen wollte. Auch scheue
ich mich nicht, wiederum Ihren Scharfsinn unverhohlen und gern
anzuerkennen. Sprachlich und sachlichgenommen sind Ihre
Erblärungen und Herleitungen durchaus einwandfrei.“ —
So urteilt ein Gelehrter, den jeder Fachmann als unbedingt sach-
verstãändig achtet und den sich das Ausland — auch jeßt wieder —
zinlädt, wenn es von deutscher Volks- und Altertumskunde efwas zu
ernen wũnscht; mir persönlich unbebannt, auch mit Schoofs Urteil nicht
defaßt. Seinen Namen ziehe ich in diese mir aufgedrungene Abwehr
nicht hinein. Schoof aber sieht in meinen Ausfũhrungen nur
„prachliche Unmöglichkeit und Ausartung in dilettantische Spiele⸗
reien“. Nun fand ich durchweg mit geimmigem Behagen nur wieder
bestätigt, was ich schon lange jelbst wußte, dazu aber seit dem
22. April 1925 auch noch bescheinigt in Händen habe, daß
nämlich Schoofs „Anschauungen in Dingen der Volbs— und
Namenkunde erheblichen Sweifeln begegnen“. Sch. wirft mir
„ohne zu ahnen“ vor; er freilich „ahnt“ wohl, worum es sich
damals handelte.
Einen Heer wolf stellt Schoof selbst auf, aber „Bildungen wie
Waldwolf bzw. Waldwolfjsfeld sind grundsätzlich unmöglich“. Vgl.
zunächst Heidwolf, Struthwolf; RKudolj — Rodewolf wie
Kuthard — Kodehard; ferner Ditolfis rode; Willolfisbach, d. i.
Ort am Wild- oder Waldwolfsbach. Klare Überlieferung, für
Schoof „jprachliche Unmöglichkeit“. Aber Hauptsache: den uralten
Vamen Hardulf, d. i. Waldwolf, kbennt Schoof naktürlich nicht.
Dieser kommt auch als Harftolf, Hertolf und heute noch als
F. N. Harloff vor; ebenso wie Hartwig, Hertwig, Harwig
und Herwig ganz gleich sind. Von O. NM. vgl. noch Harbach,
uralt: Hartbach; Harbshausen, um 1200: Hart⸗prats-hausen, d. i.
Hardfridsh. RKeinhards (Fulda), 1116:. Reginheres; Kein—
hardsh. 1244: Reinher shusen. Der Namenforscher Sch,. richtet:
„setzt irrtümlicherweise Reginher mit Keinhard gleich‘“ Aber
selbst an meinem vorgebrachten deutlichen Beweis, daß har
(wie auch hair, haer und her) hier nur Abschliff aus hard, hart —
Wald ist. geht Schoof „ohne zu ahnen“ vorbei: Heutiges Wolferts
hieß 824: in Molles-har-rodi marcu, Molleshart, Wolvishart
maior, später: zum Wolfharts. — Dem Wolles harrodi marcu
entsprechen ganz genau die Bestandteile Har-ulvis-feld; vorn
nur in umgebkehrter Stellung, wie so oft zur Unterscheidung.
Ich führte ja auch an: Dater Aribert, Sohn Pertari; der
VDolbsmund hat auch heute noch „Weillang“ neben „Lange—
weile“. — Die Entstellungen infolge oberflächlichen Lesens bann
ich unmöglich alle abwehren: den jedem Forstlehrling selbstver-
ständlichen Seulingswald erbläre ich natürlich gar nicht; Schoof
aber schiebt mir den Unsinn „Seulingswald — Hirschenwald“ zu.
Nach dem allen „fallen seine Einwände als völlig unhaltbar
in sich zusammen“. — Daß sich die Ortsgründungen mit „Wolf“
planmäßig untereinander entsprechen. geht aus meinen Deutungen
klar hervor, und zwar sind sie offenbar Gründungen auf einem
als „Volfsfeld“ damals bebannten Wald- und Steppen-
gebiet: qui dicitur (dictus) sind stehende Ausdrũcke füũr Nennung
allgemein bebannter Gelände. Vasto in loco geht m. E.
sicher nicht auf eine damals gerade verlassene (käufliche) Einzel-
tãtte, jondern meint eine ausgedehnte Wald-⸗, Gelände- oder
Saubezeichnung. In der näheren und nicht eben fernen Um—
ebung von Hersfeld wimmelt es auch sonst noch von Namen mit
Wolf“: Wolfelbach, Wolfershausen, Wolfenrade, Wolferode,
Volferichʒ, Wolf, Wulpfe — Woljsbach u. s. f. Die von mir
jedeuteten Namen mit ⸗olves unterscheiden die Orte oder Jagd-
lätten als Kehwolfsdorf, Sauwolfsdorf, Hirschwolssdorf, Dachs-
volfsdorf, Stärkewolfsdorf u. s. f, d. h. als Haus oder Dorf bei
»er Kehjagd im Wolfs(wald), wie solche Namen in ähnlicher
form bei Reimer sehr zahlreich zu finden sind. Ich bleibe ũüber⸗
eugt, daß unser Gebiet ein Wolfs gau war, entsprechend dem
enachbarten Kinggau als Rehengau und Thücingen als
dirjchenland. Gehlsdorf faßt nach Edw. Schröder den Ring-
jau auf Grund der ältesten Erwähnung (03) Reinichgowe zu Rain
ind deutet Kenda als Platz am Kain, am Rande oder Ab—⸗
ang. Das ist sicher falsch. Keinig, Keinick ist noch heute F. M.;
ein ist wie in Reinhard, Keĩnwald, Keĩnhold, Keinstein, Kein—
eld u. a. aus regin, regen, entstanden und gehört zu reg, rech — Reh.
Zing gau entsteht durch Näjelung aus rig rich; Kichard — Rehwald,
araus F. N. Kinkhard, O. M. Kingleben, Kingenberg. Ig und ing in
olchen Fällen sind stets gleich: Ihrig — Ihring. S. u. Kengs-
zausen. — Duerig, Düringe, wird zu Thüringen und entspricht
Tyrol (F. N. Tyrolt), aus Thrholt — Hirschwald. — Der Nedergau
it wohl ein Nalter- oder Ottergau; Bebra — Biberau (am Biber⸗
oassjer). So auch hier: Hard-Ulvis-feld war offenbar damals als
Volfsgau, Wald- und Steppengelände für Jagd und Weide,
ebannt. Die Siedlungen auf seld und ⸗dorf sind nun eigentümliche
Merkmale für Siedlungsgebiete fränkischer Kolonistengruppen.
der Ausbreitung frãnkbischer Grundherrschaft folgte alsbald die Aus-
reitung rõmisch⸗Lirchlichen Wesens. So entstanden meist erst die
vietschaftlichen Vorbedingungen zur Ausführung von Rodungen
zrößeren Umfangs mit Dörfern und Kleinsiedlungen, oft eng
eĩieinander (Gehlsdorf: Kinggau). Daß beim Erscheinen der Mönche
vahrscheinlich schon eine Verwaltung vorhanden war, geht daraus
ervor, daß dem jungen Kloster schon 715 „Sefreiung von der
räflichen Gewalt“ zugesichert wird. Saß diese an der Stätte des
eutigen Hersfeld, dem von jeher bedeutendsten Orte des ganzen
ßebietes? Jedoch: Seien nun die Ocftschaften Forstorte eines
õniglichen Wildbannes, ũber den Köniq Karl verfügte, sodaß „zu
em Rycholfes“ hieße: Stätte bei der Kehjagd im Wolfs(wald),
zu denen Frytoifes — Dorf bei der Hege im Wolfs( wald),
degewaldsdorf (wvie Heenes — zu dem Hain), also Namen für
ie unterschiedliche Wildhege; oder seien sie Siedlungen von
dintersassen des Klosters, die dieses selbst zur Oerwertung jeiner
diegenschaften erst ansetzte; oder jeien sie frühere Gründungen
rãnk. Kolonistengruppen mit bereits bestehender „gräflichen Ge—
palt“ ... was alles sich mit den Mitteln der bis jetzt erschlossenen
berlieferung nicht feststellen läßt... jedenfalls ist in der
iltesten Schreibung des Namens Hersfeld viel eher eine Ge—
ände- oder Gaubezeichnung als der Name eines persönlichen
)orbesiters gegeben. Niemand bann die Forschung in Erb und
)acht nehmen: Schoof sollte aljso redliche, von zuständiger Forschung
merbannte Bemũhung zur weiteren Aufhellung des Namens der
ilten Lullusstadt nicht abweisen, im besonderen nicht mit so gänzlich
mntauglichen Mitteln, ũberhaupt solange nicht, als seine eigene
deutung „erheblichen Sweifeln begegnet“. — In den Ortsnamen
rat olves immer mehr zurück, keils bis zu einem kaum noch
rbennbaren Kest, teils bis zum gänzlichen Ausfall, hier und da
iuch durch Einsaß anderer Ausdrũcke für Jaad und Wald: Kengs-
ausen (Kotenburg), ursprünglich dem Stisjt Hersfeld gehörig, hieß
im 1200 Ringol ves husen, auch Regingozes husen (gozes, godes,
. i. Ja goͤgebiet), Renharß husen (hartz als Rest von Wolfhartz),
Zengis— und schließlich Kengshausen. So fiel auch im Ramen
hersfeld das ulvis aus, und Herfeld, Hersfeld heißt im Grunde
Waldfeld“, denn Heer ist hier der Kest von Hard. Genau so
Alsfeld — Holzfeld, d. i. Waldfeld; vgl. Holzburg (Neubkirchen),
alt Alsborch, Hals burg, Hols burg. Moch 1511 gehörte Holz-
urg zum Amt Alsfeld. — Auch die Fulda bann nach den von
nie aufgeführten Schreibungen nur als Waldwasser gedacht sein.
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VDom Büuchertijche der Heimat.
Heinrich Kuppel, Herrgottsvögel. Geschichten und Slizzen. Sandes sind reichlich 18 der lachenden Muse des Dichters ent⸗
A. Bernecker, Heimatschollen-⸗Derlag, Melsungen. prungen. Es seien nur einige kböstliche Stũcke genannt, die allein
Diejes demnächst erscheinende Buch, das uns im Manuskript chon die Anschaffung des Buches für jeden hessischen Leser lohnen:
porlag. wird den hessischen Erzähler von einer neuen Seite zeigen. der Keiter aus dem Paradies, Knüllhasen auf KReisen, Das
Die Gestaltung herber, tragischer Konflikte aus dem Bauerntum kxamen durchs Fenster, Orpheus auf dem Bauernhof, Die Ochsen⸗
tritt mehr und mehr zurück gegen die braftvolle Darstellung dredigt, Peter im Glück u. v. a. Was das Buch besonders reiz-
heiterer, vom farbigen Licht des Humors umspielter Menschen doll macht, sind mehrere Stücke aus der im Hessendorf verlebten
und Geschehnisse des Dorflebens. Von den 33 Erzählungen des dindheit des Dichters, der väter- wie mütterlicherseits alten
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