Wolkenlehnstuhl sitzen zu sehen und köstlichen Himmelstobak
gegen die lachenden Engelein wölkeln. Und die huschen
dann geschäftig zum alten Engroth.
Eine Pfeife gegen die Lungensucht suchen sie bei dem
zu erbetteln.
Sie sollten dem alten Himmelsbater seinen Schwanz ge—
fälligst in ihre losen Schnäbel nehmen, knurrt der Alte sie
unwirsch an. Aber wie sie wie eine goldene Hornissen-
wolbe über ihn herfallen, heißt er sie, lieber dem Kleinen
rin wenig den Bart zu streichen, daß der sie, damit der
zornige Petrus sie nicht an den Ohren zu fassen briege,
voenn sie dem den frisch gebohnten Himmelsboden vers...
o»m, hm, verigeln käten, zuerst in einem verschwiegenen Eck
das Tobaben lehre.
Also scheinen sie doch nicht so ganz unrecht gehabt zu
zaben, die alten Gusiner Knasterbärte — es deckt jetzt alle,
ille der grüne Kasen, — wenn sie bei allen Heiligen sich
erschwuren, hinten im verstecktesten Eck hinter dem Hacken—
eimer Weiher hocke ganz gewißlich der Kleine mit den
kẽngelslausbuben zusammen und tobake mit denen um die
Vette. Es neble da hinten von Seit zu Seit so mordsmäßig.
Aber so oft einer auch nach ihm gesucht hat hinter dem
tillen Weiher, er hat den Kleinen und seine Pfeife auch
m lustigsten Nebel nicht gefunden. Und er hätt doch ein
5tũcklein seines Lebens darum gegeben, ein einzigesmal,
ur eine bleine Minute lang, in zwei treue Augen hinein-
chauen zu duürfen.
Denn er ist sein herzlieber Dater gewesen, der Kleine.
Junger Sämann õ Von Heinrich Ruppel.
Ist's der Scholle kräftiger Hauch?
Oder —? Acch, Sigarettenrauch!
Säer, das ist bein Segen der Saat.
Ist Entweihung der Schöpfertat.
Dor dem gilbenden Buchenwald
Schreitet des Sämanns junge Gestalt
Mit ausholendem Schwung der Hand
UÜber das bröselnde braune Land.
Und die Scholle empfängt die Saat.
Säen ist ewig heilige Tat,
Ist: sich wandeln und wesenseins werden
Mit der Kraft des Schöpfers der Erden.
Säer, du gehst in Gott hinein,
Vie Gott jselber mit Brot und Wein
In dich eingeht am Altar —
Säer, du bist, was wird und war!
WVo du schreitest, schlank und jung,
Hing schon dein Ahn mit Schritt
Stapfte in schweren Bauernschuhn,
Kam Gott nahe mit seinem Tun.
Säte bei jedem Schwung und Schritt
deimlich fromme Gedanken mit,
Die das Saatborn gütig umhegt
Und vertrauend ins Erdreich gelegt.
und Schwung.
Immer seh ich dich so, du Säer!
Und nun bommst du nah und näher,
größer wirst du, wächsest ins Licht!
Doch was nebelt um dein Gesicht?
J /
Aus alter Seit.
Tilly in Hersfeld.
Sbizze von Georg Klink.
In den letzten Nächten war es am Himmel aufgeloht, blutrot,
vie von Feuer und Brand. Immer näher war der fressende
Schein gekommen; der Morgenwind trug schon sjüßlichen Oualm-
geruch in seinen Schwingen. Und gleichzeitig brachte er die Nach-
icht von Ort zu Ort, daß Tilly mit sjeinen Scharen in das Hessen⸗
and eingefallen.
Fast fünf Jahre waren schon vergangen, seitdem die Flammen
des Krieges emporgelodert, in dem sich deutsche Brüder um des
Slaubens willen gegenũberstanden, noch aber hatte das Land Hessen
wenig von seinen Schrecken erfahren. Wohl waren die Bewohner
in den vergangenen Jahren von anhaltenden Heeresdurchzügen
nicht verschont geblieben, die den Handel lähmten, die Ernten
zerstörten und die Lebensmittel aufzehrten, doch hatte Landgraf
Moritz, wenn auch unter erheblichen Geldopfern, zu denen die
Städte wiederholt Beihilfe leisten mußten, große Söldnerhaufen
ingeworben, die für Ordnung und Sicherheit sorgten, und um eine
Hungersnot abzuwenden, war das Ausführen von Frucht außer
Landes von der fürsorglichen Kegierung verboten worden.
War da neulich ein Händler aus der Frankfurter Gegend
nach Hersfeld gekommen, der hatte im „Roten Löwen“ gesessen
ind erzählt, wie es die Kaiseriichen in der Pfalz getrieben. Da
atte mancher Hausvater schier vergessen, daß gutes Bier in seinem
Humpen war, und ein Grauen war ihm ũber den Rücken gekrochen.
Und mancher Mann haͤtte schon im stillen erwogen, wie er sein
unges Weib oder seine erblühte Tochter vor den rohen Kriegs-
mechten verbergen bönnte.
Als jetzt aber der Morgenwind erschreckend deutlich den
Hdem verbraännter Dörfer und erschlagener Menschen dahertrug,
da flohen viele Bewohner aus der Stadt, um in Kassel Schutz
hor den anrückenden Kriegshorden zu suchen. Wer wohlhabend
par, der packte seine Habseligkeiten und Frau und Kinder auf
Enkbel, schreite auf heiligem Grund
Nicht mit qualmendem Stäbchen im Mund!
Wirf's in die Dornen, ins öde Gestein!
Hder — wolle nicht Sämann sein!
*
inen Wagen, spannte ein Pferd oder eine Kuh davor und suchte
uuf schlechten Wegen die schütßende Hauptstadt des Landes zu er⸗
eichen. Der Arme nahm sein Büundel auf den Rüũcken, seine
rau trug die Kinder auf dem Arm und wanderte denselben Weg.
tagelang dauerte die beschwerliche Keise, viele kamen krank und
richöpft am Siel an. Diejenigen Bewohner aber, denen ihre
jcholle ans Herz gewachsen, daß sie sich von Haus und Hof nicht
eennen wollten, troßten kommender Not und Gefahr. Sie steckten
he Geld und ihre Werksachen in eiserne Töpfe und vergruben es
n dunkler Nacht. Auch die Beamten blieben in der bedrohten
5tadt, harrend der Dinge, die da Lommen würden. —
Anter schmetterndem Hörnerklang zog am Morgen des 80. 5.
623 das Kaiserliche Heer in die Stadt. Angstlich und bedrückt
tanden die Bewohner unter den Türen oder lugten verstohlen
inter verhängten Fenstern hervor.
An der Spitze des Heeres reitet inmitten jeiner Offiziere der
ßeneral Johann Tjerclaes von Tilly. Unter buschigen grauen
Vimpern blicken große feurige Augen hervor und verraten die
iserne Strenge seines Charablers, scharf sind seine Gesichtszũge.
im krassen Gegensatz zu der reichen Kleidung seiner Offiziere um-
hließt ein einfaches Koller seine hagere Statur, die nur von
nittlerer Geöße ist. Das ist der Mann, vor dessen Namen ganz
deutschland zitkert. Ein Sagenkranz hat sich um seine Person
jewoben, seine Soldaten halten ihn für hieb-, bugel- und stichfest,
nie joll er ein Weib berührt haben.
Wie eine endlose Schlange wälzt sich das Heer durch die
5traßen und ergießt sich dann zu Rotten in die Häuser, in denen
ie Quartier beziehen: ungeheuer ist der Troß der Weiber und
Suben, der den Soldaten folgt.
Tilly aber reitet stracks nach der Abtei. Am Tor des Stiftes
eitt ihm mit einigen Herren der hessische Kanzler Lersner ent⸗
egen. Anerschrocken steht er vor dem baiserlichen General und
rgt gegen die Besetzung der Abtei OVerwahrung ein. Mit schmalen
eippen lächelt Tillh und erklärt dann, daß er auf Besehl des
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