Stunde ist da. „Kattatam, rattatam!“ klingt es durch die Straßen Und der Oberstleutnant schwingt sich auf sein Pferd, um die
der Staodt. Kaährung zu verbergen, die ihm heute schon zum zweitenmal brennend
Weinend eilen die Frauen in die Häuser, reißen ihre Kinder durch die Seele zieht.
an sich, packen die Bũündel zujammen und schauen mit gehetzten Ein strahlender, stolzer Blick gleitet über seine Soldaten, dann
Blicken den badischen Jägern nach, die mit Sack und Pack zum ꝛrblingt wie Jubelruf sein jchmetterndes Kommando: „In Kolonnen
Sammelplaß eilen. ormiert! Marsch!“
Auf dem Warktplaß steht, mit einem Gesicht wie aus Stein Immer hoher lecken die Flammen an den in Brand gesteckten
gemeißelt, Oberstleutnant Lingg. Dier Häuser sind ausgesucht, Häusern. doch auch der Himmel haät ein Einsehen mit der Angst
die in Brand der Bürger, der
gesteckt werden Wind schweigt,
sollen: das bis die Gebãude
Fouragemaga- in Asche liegen.
zin im Stift, Die Bürger,
das Haus des diegeflohensind,
Soldaten An— behren allmäh⸗
ton Buch am lich wieder in
Eichsfeld, das dieStadt zurũck.
Sondersiechen⸗ So wurde
haus an der die Stadt Hers⸗
Fuldabrũcke, feld, die laut
das Exerzier- Befehl des
haus auf dem Kaijers der
Marktplatz. Franzosen dem
Stroh u. Keisig Untergang ge—
sind hineinge⸗ weiht war,
schafft worden, durch die hoch⸗
die Brandkom⸗ herzige Tat
mandos stehen eines edelmũ⸗·
bereit, aber noch tigen Mannes
zögert Lingg gerettet. In Erz
mit dem Be— gegossen steht
I ein Standbild
führung. ilendeeWe
uĩ, heult tes, und sein
abeꝰ hin bWil Name wirdfort ·
Nordwest, miß leben im Ge⸗
tönig kreischt dãchtnis der
immer noch die Kinder und Kin⸗
Wetterfahne deslinder der
am Hause des gerettetendank
Gasthofes, Zum baren Stadt!
Stern‘“. Die
Hände auf seinen Degen gestützt, steht Lingg vor seinen Soldaten.
Oerdammt wenig ehrenvoll ist der Auftrag, der ihm da geworden.
Lieber im Kanonendonner und Schlachtenlärm stehen als den
Jammer und das Elend der Vürger mit ansehen müssen. Je
nun, der Befehl ist gegeben und muß ausgeführt werden. Wenn
nur der Sturm nicht wäre!
And in seinem Sinnen fällt Lingg ein, daß die rostige Wetter⸗
fahne dort oben nicht mehr krächzt. Er blickt auf, sieht die Soldaten
wartend stehen und wird im gleichen Augenblick gewahr, daß der
Sturm in den Lüften eingeschlafen ist, es ist ganz windstill geworden.
Eine Fügung Gottes, denkt er mit einer seltsamen Rührung
im Herzen, reißt sich zusammen und gibt mit klangloser Stimme
den Befehl, die Brandfackel zu schleudern.
Die Kommandos rücken ab. Bald schlagen an vier Stellen
der Staͤdt die Flammen empor.
Oerzweifelte Bũrger stürzen mit ihren Habseligkeiten zum
Tore hinaus. „Weinend sieht man Hauspväter, Weiber und Kinder
mit ihren Bündeln zur Stadt hinduswandern“, so schreibt der
Kirchenbuchchronist, um anderwärts Kettung zu suchen. Mehrere
hatte die Bestürzung und der Schreck so ergriffen, daß sie wahn⸗
sinnig wurden.“
Auf dem Markbktplatz aber steht Lingg vor seinen Soldaten, im
ersten Glied die Badener, im zweiten die Italiener. Stählern
blicken seine Augen, und metallisch ist seine Stimme, als er jetzt
langsam den kbaiserlichen Befehl vorliest. Und während seine
Augen jeden einzelnen der Soldaten zu durchdringen scheinen.
fügt er mit feierlichem Ernst, jedes Wort betonend, hinzu:
„Soldaten! Der Befehl zur Plünderung ist gegeben, sie ist uns
ũbertragen und jedem von euch erlaubt. Ich hoffe jedoch nicht,
daß ein badischer Jäger in einer Stadt, in der er soviel Gutes
genossen, plündern wird. Wer Lust zu plũndern hat. der trete vor!“
Tiefe Stille.
Kein Mann rührt sich.
Einen Atemzug lang wartet Johann Baptist Lingg; dann
nochmals diejelbe Aufforderung.
Schweigen.
Wie Mauern stehen die Soldaten.
In den engen dunklen Straßen, die am Fischstein, dem Plaß
zum Fischverbauf, vorbei zum Marbkt führten, war es kaum zum
Durchkommen. Von allen Seiten strömten die Leute herbei, um
den Michgeli-Markt zu besuchen, der heute in Kassel abgehalten
vurde. Neben wohlhabenden Bürgern, die an der Seite ihrer
Hattin und Töchter gravitätisch dahinschritten, drängten sich Land
ieute in barchentem Wams und verschnittener Kappe.
Was gab es aber auch alles heute hier zu sehen. Da hatten
die ehrsamen Handwerker der Stadt und die Häansegreben, die