bon Hersfeld. Dann hört das Tönen auf, und polternd und
ngend stürzt die Glocke aus dem ausgebrannten Stuhl in die Tiefe.
Oraußen vor dem Johannestor leuchtet ein zweites Feuer
iuf, die Franzosen haben auch das Magazin auf dem Weerd in
Brand gesteckt. In Besorgnis und Angst stehen die Bũrger neben
hren Haãusern, haben die wassergefüllten Ledereimer zur Hand
ind achten auf jeden Funben, den der Sturm herbeiträgt. All-
nãhlich leeren sich die vom Feuer beleuchteten Straßen von den
Pbziehenden Truppen. Hin und wieder jagt ein verspãteter Troß
vagen eilig hinterher.
Und bährend die letzten feindlichen Soldaten zum Tor hinaus-
marschieren und sich die zurũckgelassenen Kommandos zum Abzuge
ammeln, stürzt der Dom, das erhabene Denkmal einer vergangenen
Zeit, Lrachend zusammen. Das Hochstift zu Hersfeld, das über
echsshundert Jahre eine Sierde des Hessenlandes gewesen, das
Kaner und Könige in seinen Mauern beherbergt, dessen Abte
durch barolingische Privilegien von mächtigster Wirkung in früheren
Jahren eine siarke Stellung in Kirche und Welt eingenommen,
uinmittelbar unter Kaiser und Papst, war durch die gallische Kriegs-
ackel vernichtet. Ein Seitraum von 106 Jahren, war zur Erbauung
der Stiftslirche erforderlich gewesen, die in ihrem Innern als
zostbare Keliquie die Gebeine des Grũnders der Stadt, St. Lullus,
ind anderer Abte barg, sie war der gallischen Serstörungswut zum
Opfer gefallen.
And als der nächste Morgen heraufkam, da jahen die Bürger
bon Hersfeld an der Stelle des Stiftes nur noch rauchende
Trümmerhaußen. Schauerlich reckten sich die nackten Wände des
Domes anklagend zum Himmel..
U SZur Geschichte
Hombergs in den Jahren 1508- 1518.
Don De. Wilhelm Schmitt-Slanbenese. Schluß.)
Den Bürgern hatte der leichte Erfolg jeden blaren Slick
benommen. Sie überschätzten ihre Machtmiltel. Im Siegesrausch
angen sie Spottlieder auf ihren bedächtigen Rat und die Kegenten.
Woeil sie den Kat für regentisch beargwöhnten, glaubten sie, ihm
allein nicht mehr wie bisher die Stadtschlühel anvertrauen zu
dũrfen, sondern bestimmten, daß sie zur Hälfte bei den Führern
hes Widerstandes allabendlich abgegeben werden sollten. Dem
ollen Treiben hielten sich nur wenige Besonnene fern; sie ahnten,
daß das noch nicht das Ende war. Boyneburg hatte bis jetzt immer
dewiesen, daß er seinen Willen durchzudrücken imstande war.
Ihre Ahnungen erfüllten sich. In den nächsten Wochen ließen
zwar die Regenten die Homberger gewähren. Sie verzichteten
arauf, noch einmal Bauern und Bäürger aufzubieten; die dũnkten
je nicht zuverlässig genug. Aber insgeheim, warben sie auswãrts
Keisige und Fußvoll an und erbaten von Sachsen „100 gewappnete
Keiter und Wo Fußbnechte mit langen spiessen, buchssen und helin·
harten“, am 9. Mai gegen Abend sollten sie in Friedewald sein).
Am 11. Mai war bei Siegenhain eine Wacht von 1200 Keitern
ind 3000 Fußknechten versammelt, ausgestattet mit „gewaltig Ge—
chutze, steiglittern, Lugeln, pulver und dergleichen).
Das üubertraß alle Sefürchtungen. Den Kädelsführern und
Prahlhänsen, die im Februar sich vermessen hatten, „die Stadt für
rossein gewalt aufzuhalten“, ward der Boden zu heiß unter den
Fußen; sie machten sich „aus den brenden“, wie Lauze und Dilich
so schön sagen, und brachten sich in Sicherheit. Das mainzijsche
Fritziar ward ihre Suflucht; andere mögen wie die Treysaer auch
andere Verstecke, Sierbeller und Klöster, aufgesucht haben.
Am 13. Mai dffnete Treysa oͤhne Kampf die Tore und
vurde geplũndert. Tags darauf wãlzte sich die Heerschlange gen
homberg. Bäürgermeister und Kat, die ja immer auf regentischer
Seite gehalten hatten, suchten das drohende Unheil von ihrer
Stadt abzuwenden. BSis Spießkappel gingen sie den KRegenten
entgegen und baten, „gnade in dise sache zu wenden, damit nicht
umb dlicher unberstendigen willen die gantße Burgerschafft In
schaden und ewiges verderben gebrocht wurde“)“. Sie hatten
ebensowenig Erfoig wie der Amtmann Philipp Meisenbug, der
nit dem Kentmeister von Homberg schon am 10. Mai Boyneburg
Jebeten hatte, doch nicht die ganze Stadt die Auflehnung einiger
Sürger entgelten zu laͤssen, sondern sich mit 2000 Gulden Schaßung
und der BSéeftrafung der wirblich Schuidigen zu bescheiden). Der
Landhofmeister war entschlossen, ein für allemal den Widerstand
gegen sein Kegiment zu brechen und ein Exempel zu statuieren.
Dorwärts zogen seine beuteiüsternen Söldner dem türmereichen
Homberg zu, das sie in lockender Wohlhäbigkeit von der Höhe
des Spießes vor sich sahen.
Y H. E. 148 Nre. 30. 2) Lauze 1Tff. 8) Lauze 8. ) H. L. 218.
Auf der „Bunge“ ( Binde) wurden die Geschũtze gerichtet
ind aus halben Noijschlangen drei Schũsse abgefeuert; einer nach
em Freiheitertor und zwei nach dem Kirchturm. Sie richteten
leinen anderen Schaden an, als daß die Geschütze zerplatzten?).
Die erschreckten Bürger zogen in feierlicher Prozession vor
ie Tore. Voran scheitten die Priester (es gab damals etwa 200)
nit dem Sabrament; ihnen folgten die Schũler“), Frauen, Mädchen,
zreise und Mãnner in langem Suge. Vor den Siegern sanken
se in die Knie, baten um Gnade und Barmherzigkeit und er—
oten sich zu allem, was von ihnen verlangt wũrde?).
Des Landhofmeisters erste Frage war nach den Gesellen, „die
ollichen Larm hetten erstlich erregtk und auf die bhane brocht“.
Venn er auch der Stadt Gnade versprach, da er wohl wisse,
jele Einwohner hätten „an dieser unlust nihe bein gefallens ge—
ragen“, so mußten doch Bürgermeister, Kat und Gemeinde
oAgende Punbte beschwören“)“;: 1. es wird gehuldigt; 2. die
zchlũsjel zu den Toren und allen Stadtbefestigungen werden an
andgraf Philipppo Amtmann oder Schultheiß ausgeliefert, nur
uf deren Befehl dürfen Tore und Pforten geöffnet oder geschlossen
berden; 3. jeder Widerstand unterbleibt, wenn ein Bürger oder
herichtseingesessener vom Amtmann, Schultheiß oder von den
Amtsknechten verhaftet wird; 4. eine neue Stadtordnung wird
ingenommen; 83. die flüchtigen Unruhestijter werden nicht auf⸗
enommen, ihre Häuser, Güter und Höfe werden nicht ausgeliefert;
die Stadi gibt ihre Privilegien heraus; J. die Güter der Ab-
rünnigen werden von Landgraf Philipp beschlagnahmt;: 8. Homberg
ahlt eine Buße von 1300 Gulden.
Ein Entwurf der Stadtordnung ist von Glagau im Weimarer
Archiv gefunden und in den Landtagsabten abgedruckt worden?0).
zie beschnitt arg die Selbständigkeit der Bürgerschaft. Sie bestimmte:
die Ersatzwahl zum Kat erfolgt aus den Reihen der zuvor von
en Kegenten genehm befundenen Anwärter; 2. das Stadtgericht
md die Gerichtsordnung Wilhelms I. treten wieder in Kraft;
Amtmann und Schultheiß sind bevollmächtigt, nach Vorständigung
ines Bürgermeisters Strafwürdige zu verhaften, und dazu die
adtlbnechte zu gebrauchen; der Kat wird nicht befragt; 4. der
zemeinde bleibt nur das Kecht, alljährlich vier Abgeordnete zu
itjenden, wenn der Rat vor dem Amtmann oder dem Schult heiß
echnung ablegt; 5. der Amtmann oder Schultheiß ũbergibt all⸗
ihrlich dem neuen Bürgermeister die Schlüsjel der Stadt, sobald
er sich eidlich verpflichtet hat, die Stadt Landgraf Philipp zu
rhalten. Nach der Amtszeit werden die Schlüũssel an den Amt-
ann zurũckgeliefert.
Die Hoerren der Stadt waren nunmehr die landesfürstlichen
Zeamten. Sas erkannten natürlich die Bürger; aber ihre An-
bhãngigkeitsgelũste wagten sich angesichts der regentischen Macht⸗
mitel“ nicht zu regen. Sie waren froh, daß die Seschießung
nterblieb/ mochten auch wohl hoffen, die Soldaten nicht in ihren
Nauern und Häusern zu sehen. Doch da irrten sie sich. Nach
en Derhandlungen wurden die Tore ausgehoben und dem Kriegs-
oie die Wege zum Plündern freigegeben. BSeutegierig ergossen
ich die Truppen in die Straßen, brachen in Häuser und Höfe
in. „Da hat sich ein Jemerlich Huner werssen und schmeissen
rhaben, derwegen man hernach viel Jahr diesen einfall nicht
nders den die Huner-Ohede genant.“ Geplündert wurden die
veinreller der Stadt. Die Keiter verschafften sich Eingang,
hũtteten den Wein in große Bütten und schleppten ihn in Eimern
raus. Andere Soldaten drangen in die Häuser der flüchtigen
Zũrger, hausten ebenso unsinnig in deren Sierbellern und quälten
ie periasjenen Frauen und Kinder. Die Kriegsknechte packten
rdentlich ein, Hausrat, Geld u. dergl. m. Besonders ũbel jũhrten
sch die aus Fulda auf, von denen Lauze nicht ohne Ingrimm
ekennt, sie hätten sich „unnuße genug gemacht“.
Der Schaden der einzelnen Bürger wied recht groß gewesen
in; wird uns doch berichtet, ein Treysaer namens Alifex habe
allein 1000 Gulden Wert“ bei der Plũnderung verlorenij.
Nnancher mag ja wieder zu dem Seinen gekommen jein, als der
Amtmann Philipp Meisenbug den abgedankten Truppen beim Ab⸗
ug an den Toren die „ewatsãcke“ ( Tuchsäcke) durchsuchen ließ;
ber die Mehrzahl wird das Rachsehen gehabt haben.
Die Kegeuten hatten erreicht, was sie wollten. Mochte ihre
»andlung auch der Einung, am Spieß widersprechen; vorerst waren
se Herren im Lande und benahmen sich dementsprechend. Kaum
wei Monate nach der Hühnerfehde entsetzten sie Philipp Meijenbug
einer Stellung als Homberger Amtmann!?). Er war ihnen nicht
icher genug; satsachlich ward er darauf ein Hauptanhänger Annas
0) Lauze 9. 6) W. Wolf, Die Entwicklung des Anterrichtswesens in Hessen⸗
assel ... 6. 156. 7) Wahrscheinlich ist Zenze müt im Suge gewesen. 8) H. L. 42
e öo. ya. & s851. Rr. 82. 10) 9. 8. 161, A. 2. y . 5. 278; ein Johann
ilifex war 1801 BSürgermeister in Treysa, s. C. F, Kopp, Ausführl. Nachr. Beil.
ie!2. iS) Laugze 13; Silich II 2163; Rommel IIl 222.